why can't I kiss you on the dancefloor

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◇ ◇ ◇ p e r r i e ◇ ◇ ◇ 0 9 . 0 1 . 2 0 1 6

Die kalte Januarluft schlug mir ins Gesicht, als ich nach draußen trat. Kleine Eispartikel prickelten auf meiner Haut, jedoch bemerke ich sie nur am Rande.

Einige Leute drehten sich nach mir um, doch auch sie ignoriere ich, obwohl ich normalerweise kein Treffen mit einem Fan scheute.

,,Mistwetter", murmelte ich in meinen Mantelkragen. Kleine Schneeflocken bedeckten mein Haar mittlerweile vollkommen und meine Wangen waren rot von der Kälte. Irgendwo in der Menge konnte ich Vince, meinen Personenschützer, ausmachen. Doch der bewegte sich wieder auf solch leisen Sohlen, dass ich mich eigentlich so fühlte, als wäre ich alleine unterwegs. Ein Gefühl, das ich vermisst hatte.

Für mich war New York schon immer eine Stadt der Gegensätze gewesen. Im Sommer hielt sich dort kein Mensch mit einem Einkommen über dem Normalbereich auf, weil es so furchtbar heiß war. Aber jetzt, wo ich mit Leigh-Anne, Jade und Jesy hier verweilte, hätte ich genauso gut eine Expedition zum Nordpol machen können. Es wäre aufs Gleiche herausgekommen.

Deswegen war ich ziemlich froh, als ich schließlich den dunkel getönten Van entdeckte, der mich in unser Hotel kutschieren sollte. Ich war zu einer letzten Generalprobe unterwegs gewesen, da wir morgen hier in New York ein Konzert geben würden und die Mädels waren schon einmal ins Hotel gefahren. Vince war plötzlich an meiner Seite und hielt mir lächelnd die Tür des Wagens auf. Ich bedankte mich leise.

Im Inneren des Autos begrüßten mich eine vollaufgedrehte Heizung (zum Glück), unser gut gelaunter Fahrer (er trällerte fröhlich alte Hits aus den 90er Jahren mit) und ein kleiner Kühlschrank mit kalten Getränken (den ich definitiv nicht in Anspruch nehmen würde).

,,Wo soll's denn hingehen?", wollte der Fahrer von mir in einem fröhlichen Sing-Sang Ton wissen, obwohl er das eigentlich wissen müsste. Über diesen Gedanken machte ich mir ernsthaft Sorgen, als Vince, der mittlerweile neben mir Platz genommen hatte, auch schon die Stimme erhob: ,,Ins Hotel. Bitte."

Der Autofahrer nickte und schon waren wir auf dem Weg durch New Yorks kalte Nacht. Taxis hupten vor uns, die Geschäfte würden bald zumachen. Ich erkannte wenige Arbeitende draußen auf den Straßen. Sie mussten auf dem Weg nach Hause sein.

Mittlerweile dröhnte Infinity aus meinen Kopfhörern. Vor ungefähr zwei Monaten hatte One Direction ihr neues Album auf den Markt gebracht, nun als Viererbesetzung, und es war eingeschlagen wie eine Bombe. Aber wie sollte es auch anders sein.

Mir fiel es leichter, mir die Musikstücke aus diesem Album anzuhören, was aber auch ganz einfach daran lag, dass ich nicht jedes Mal, wenn ich Zayns Stimme hörte, vorspulen musste. Davon abgesehen gab es aber wirklich tolle Lieder auf dieser CD, die sich in meinem Kopf eingenistet hatten und die ich oft unbewusst mitsummte.

So war es auch dieses Mal und während ich voller Elan Harrys Solo performte, durfte ich mir sowohl von Vince als auch von unserem Fahrer irritierte Blicke einfing.

Diese waren mir allerdings redlich egal. Das Einzige, was ich momentan wollte, war in mein warmes Hotelbett kriechen, den Zimmerservice bestellen und mir irgendeine Liebesschnulze anschauen.

Genau das hatte ich auch vor, als ich endlich in dem großzügig ausgebauten Hotelzimmer angekommen war. Schon in Bademantel bekleidet freute ich mich darauf, mich endlich auf das große und ziemlich weiche Bett werfen zu können, als-

- es an der Tür klopfte.

Um zu vermeiden, dass ich meinen ungebetenen Gast vor Wut ansprang, falls er die Tür aufmachte, konzentrierte ich mich auf den Fernseher, über dessen Bildschirm gerade irgendeine blöde Krimiserie flimmerte. Ein Mann in seinem Schlafzimmer, der sich jetzt hektisch umsah, an der Tür klopfte es nun (offenbar die Ehefrau), im Bett lag eine weitere - tote - Frau. Ohne Klamotten.

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