Die Schlange in der Cafeteria wurde kürzer. Endlich ging es voran, denn ich starb vor Hunger.
Als ich mein Essen kriegte, versuchte ich Jenny und Caleb ausfindig zu machen. Sie sassen weiter hinten in der Ecke der Cafeteria. Die Cafeteria selber war nicht sehr gross, weshalb es viel Gedrängel gab.
,,Lass das'', hörte ich Caleb genervt sagen.
,,Ich will doch nur probieren!''
,,Es sind Pommes verdammt.''
Wieder einmal stritten sich die Beiden ums Essen.
,,Hallo ihr Turteltäubchen'', begrüsste ich sie lachend.
,,Aurora! Sag ihm er soll nicht so egoistisch sein!''
,,Was bist du, fünf?'', grinste Caleb sie an.
Ich setze mich gegenüber Jenny und Caleb.
,,Worüber streitet ihr denn schon wieder?''
,,Sie nimmt einen Salat, weil sie ja nicht so hungrig ist, aber dann will sie meine Pommes!'', erklärte mir Caleb.
,,Geh dir doch eine Portion holen, Jen.''
Sie drehte den Kopf zu mir und sah mich mit ihren blauen Augen schockiert an.
,,Ach, jetzt bist du auf seiner Seite oder was? Ich will keine holen, er soll gefälligst mit mir teilen.''
Caleb verdrehte die Augen, murmelte etwas vor sich hin und gab ihr schliesslich seine Portion Pommes.
,,Hier nimm, Fettsack.''
Jenny lächelte zufrieden, gab Caleb einen Kuss auf die Wange, während dieser beleidigt wegguckte.
In der Cafeteria waren viele Schüler, viel zu viele meiner Meinung nach. Von jeder Seite hörte man jemanden reden, sodass es ziemlich laut war.
,,Wir haben einen neuen Schüler bekommen'', sagte ich zu Jen.
,,Wir? Wer wir? Ist er hübsch?'', fragte mich Jenny sofort aus.
,,Was interessiert's dich, ob er hübsch ist oder nicht?'', Caleb hatte seinen Kopf zu Jen gedreht und sah sie erwartungsvoll an.
Sie lachte nur und gab ihm einen kurzen Kuss.
,,Nicht für mich, für Aurora.''
,,Er ist süss, aber nicht mein Typ'', entgegnete ich.
Er hat wirklich ein schönes Gesicht und all das, aber trotzdem ist er nichts für mich. Aber wir könnten gute Freunde werden.
,,Das sagst du jetzt noch'', sagte Jenny mit einem breiten Grinsen.
Ich verdrehte die Augen. Hoffentlich plant sie nichts.
. . .
Unsere Wege trennten sich nach dem Klingeln, denn ich musste noch meine Englischbücher von meinem Spind holen gehen.
Ich schloss gerade meinen Spind, als ich zusammenzuckte. Ein lautes Geräusch hallte durch den Flur. Viele Köpfe hatten sich nach rechts gedreht, was ich nachmachte. Ein Junge hatte seinen Spind so fest zugeschlagen, dass er kaputt sein müsste. Ich sah nur seinen Hinterkopf, seine schwarzen Haare. Gerade als alle den Kopf wegdrehten, schlug er noch einmal mit der Faust auf den Spind und verschwand.
Wäre ich der Spind gewesen, hätte ich jetzt ein ziemlich grosses Problem.
Ich lief zum Englischzimmer und begrüsste beim Betreten Mr.Clame. Er lächelte mich an und ich setzte mich neben Sara. Wir redeten nicht viel miteinander, aber das machte mir nichts aus.
. . .
Beim Öffnen der Haustüre gab sie den bekannten, quietschenden Laut von sich. Unser Haus war nicht alt, aber auch nicht das neuste. Es bestand hauptsächlich aus Holz. Dekorieren lag definitiv in der Stärke meiner Mutter, denn sie lies das Haus trotz des vielen Holzes stilvoll aussehen.
Unser Wohnzimmer war schlicht. Es waren zwei Sessel und ein langes Sofa eingerichtet und vor diesen unser Fernseher. Die Wände hatten wie in der Küche einen beigen Ton und sah mit dem Holz toll aus. Auf dem Kamin war ein Bild von meiner Mutter und mir, als ich sechs Jahre alt war. Ich erinnerte mich noch sehr gut an diesen Tag. Meine Mum hatte eine Überraschungsparty für meinen Geburtstag organisiert und ich war so glücklich, dass ich die ganze Zeit rumhüpfte und lachte. Natürlich war auch Jenny dabei, was mir sehr viel Freude zubereitet hat. Meine Mutter musste mich jagen, um Fotos zu schiessen, denn ich hasste es fotografiert zu werden. Hier auf dem Bild hatte es sie sogar geschafft, mich zum Lachen zu bringen.
Nachdem ich meine Schuhe ausgezogen hatte, ging ich in mein Zimmer.
Ich öffnete das Fenster, denn es war ziemlich warm drinnen.
Meinen Tasche legte ich in eine Ecke und drehte mich mit einem Schreibblock und Stift zum Spiegel. Ich musste als Hausaufgabe mein Aussehen in fünf Sätzen beschreiben. Jemand anders sollte dann erraten können wer das ist.
Während ich mein Spiegelbild betrachtete schrieb ich das auf, was mir einfiel.
Kastanienbraune, lange, wellige Haare.
Grosse, grüne Augen.
Ich überlegte, was ich noch schreiben konnte. Meine Augen blickten das Spiegelbild an. Ich war klein, aber auch nicht gross. Nicht zu dünn, aber dennoch hatte ich etwas an der Hüfte. Jen nannte es kurvig.
Durchschnittliche Grösse.
Leicht gebräunte Haut.
Ich würde gerne aufschreiben, dass ich volle Lippen hatte, aber dies gehörte nicht zur Schule. Trotzdem war ich stolz darauf.
Zieht gerne Jeans und schlichte Oberteile an.
Nachdem ich den letzen Satz aufgeschrieben hatte, legte ich den Schreibblock weg. Aus meinem Kleiderschrank nahm ich eine bequeme Jogginghose und einen grossen Pullover.
Ich ging zur Küche, wusch mir meine Hände und legte mir die Zutaten für Pasta bereit.
Ich kochte für zwei Personen, denn meine Mutter sollte bald nach Hause kommen.
Als ich gerade den Tisch fertig gedeckt hatte, hörte ich das Quitschen der Haustüre. Mum war da.
,,Hey Engel'', sie gab mir einen Kuss auf die Stirn. Sie sah sehr müde aus.
,,Wie wars heute?'', fragte ich sie, während ich mich hinsetzte und sie es mir nachmachte, nachdem sie die Hände wusch.
,,Ach, du weisst ja schon, stressig wie immer. Viele weinende Kinder und viele besorgte Eltern.''
,,Du wolltest ja unbedingt Kinderärztin werden'', lachte ich frech.
,,He, junges Fräulein'', schimpfte sie gespielt und zeigte mit der Gabel auf mich.
,,Ich mach ja nur Spass. Ich weiss wie sehr du deinen Beruf liebst.''
Ich gabelte mir ein paar Teigwaren und schob sie mir in den Mund. Die Sauce lief mir einwenig über die Lippe und meine Mum schaute mich lächelnd an.
Sie hatte grosse Augenringe und ihre Haut sah nicht so frisch aus wie immer. Die blonden Haare hatte sie zu einem Dutt hochgebunden. Ihr Gesicht war ziemlich schmal, mit grünen Augen und hohen Wangenknochen. Obwohl meine Mum nicht mehr die Jüngste ist, hat sie sich gut gehalten.
Meine braunen Haare habe ich von meinem Vater geerbt, welchen ich niemals kennenlernen konnte. Meine Mum redet nicht viel über ihn. Sie hat mir erzählt, dass er vor meiner Geburt abgehauen ist und sich nie mehr blicken lassen hat.
Ich hasse ihn dafür, dass er all die Jahre nicht an meiner Seite war und ich habe schon lang die Hoffnung aufgeben, ihn jemals zu treffen.
,,Würde es dir etwas ausmachen, den Rest hier aufzuräumen? Ich würde gerne duschen gehen, bin sehr müde'', fragte mich meine Mum.
,,Ja natürlich. Gute Nacht, Mum'', entgegnete ich und sie verschwand, nachdem sie mir noch einen Kuss auf die Stirn gegeben hatte.
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Verstecke Hälfte
Teen Fiction"Ich befolge keine Gesetze. Auch nicht das, welches mir verbietet mit dir zu sein." - Devan. Auroras Leben scheint ganz normal. Sie gehört zu denjenigen, die keine Zeit verschwenden über Jungs nachzudenken, sondern sich auf das Collegeleben vorberei...