Federleicht

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Federleicht.

Alles um mich herum ist ganz leicht. Als würde ich schweben. Irgendwo im Nirgendwo. Um mich herum ist alles dunkel. Einzelne kleine, helle Lichter schweben mit mir durch das Nichts. Hier und da sind kleine Grüppchen der Lichter. Sie geben leise Laute von sich. Undefinierbare Laute. Aber sie sind angenehm. Ein Summen. Es wirkt beruhigend auf mich. An diesem Ort wirkt alles beruhigend auf mich. Ich sehe mich weiter um. Weit in der Ferne sind dunkle, wunderschöne Farbverläufe. Blau. Lila. Rosa. Und überall dazwischen sind die kleinen, schwebenden Lichter. Wunderschön. Atemberaubend. Wie kleine Feen die durch das Nichts ins Nichts fliegen. Ich lasse meinen Blick weiter schweifen und sehe eine riesige leuchtende Kugel. Sofort umgibt mich eine angenehme Wärme. Rot. Orange. Gelb. Sie lodert leicht vor sich hin. Als würde sie in Flammen stehen. Wunderschön. Und so riesig. Dieser Anblick raubt mir den Atem. Weiter hinter dieser Kugel schweben weitere Kugeln. Jede dieser Kugeln hat eine eigene Farbe, ein eigenes Muster und eine eigene Größe. Sie sind alle so gleich und doch so verschieden. Und einzigartig. Die eine hat ein helles Muster. Sie ist hellblau und verfärbt sich an einigen Stellen leicht gräulich. Die Kugel daneben hat feine Streifen. Sie sind in einem hellen gelb und scheinen fast zu strahlen, so hell sind sie. Diese Kugel hat einen riesigen Ring um sich. Er ist ein wenig dunkler als die Kugel selbst. Die Kugel weiter daneben ist blass weiß und schimmert leicht in dem Licht, das von der ersten Kugel ausgesendet wird. Als würde sie es reflektieren. Wie ein Scheinwerfer. Oder ein Spiegel. Neben den besagten Kugeln schweben unzählige weitere Kugeln. Faszinierend beobachte ich, wie sich all diese Kugeln um sich selbst drehen. Wie ein Tanz. Ein wunderschöner Tanz. All diese Kugeln drehen sich nicht nur um sich selbst. Sie drehen sich um die gigantische leuchtende Kugel. Sie ist der Mittelpunkt. 

Plötzlich umgibt mich eine Kälte. Aber keine natürliche Kälte. Ich friere nicht, mir ist nur so kalt. Innerlich. Vor mir sehe ich eine weitere Kugel. Erst kann ich sie nicht wirklich erkennen. Sie ist eingehüllt in eine weiße Nebelschicht. Aber als ich mich darauf konzentriere, wird mein Blick klarer und die weiße Schicht scheint sich aufzulösen. Jetzt sehe ich die Kugel in voller Pracht. Wunderschön. Blau mit grünen Flächen drauf. Sie sieht gigantisch aus. Anders als bei den anderen wirkt es fast so, als würde diese Kugel leben. Ich sauge alle Details dieser Kugel in mich hinein. Es ist ein so überwältigender Anblick, dass ich die Kälte in mir vergesse. Auf den grünen Flächen der Kugel erkenne ich viele grüne große Pflanzen auf braunen Stämmen. Zwischen diesen Schönheiten schlängeln sich blaue Linien hindurch und enden in der blauen Weite der Kugel. Auf den weiten, grünen Flächen sind kunterbunte kleine Punkte verteilt. Auf diesen bunten Flächen bewegen sich kleine Gestalten. Komplett verschiedene. Einzigartige. Einzigartig wie die vielen Kugeln. Einige der Gestalten sind groß, andere klein. Einige fliegen, andere laufen auf dem Boden umher. Ein wunderschöner Anblick. Neben den wunderschönen, bewohnten Flächen ragen gigantische graue Abhebungen heraus. Auch in der blauen Weite bewegt sich etwas. Weitere kleine Gestalten. All diese Gestalten sind atemberaubend. Und so winzig. Wie kleine Krümel auf einem Teller. Diese Vielfalt von wunderschönen Anblicken auf dieser Kugel ist unbeschreiblich. 

Aber plötzlich fangen die grünen Pflanzen an, umzufallen. Einige von ihnen gehen sogar in Flammen auf. Und da ist die zuvor verspürte Kälte wieder. Es entstehen dunkle braune und graue Flächen. Die blauen Linien sind gar nicht mehr so blau. Entweder verfärben sie sich grau oder verschwinden ganz. Entsetzt folge ich dem Geschehen. Es passiert alles so schnell. Auf den leeren dunklen Flächen erscheinen viele kleine dunkle Gestalten. Sie stoßen die anderen wunderschönen Gestalten von der Kugel, sodass sie im weiten Nichts verschwinden. Die neuen dunklen Gestalten, welche die Kugel nun bevölkern, rennen alle in eine Richtung. Selbst wenn eine der Gestalten, sich gegen den Strom bewegt, hält es nicht lange an. Direkt kommt eine Menge der anderen Gestalten auf diese zu und reißen sie mit. Andere dieser Gestalten machen sich daran zu schaffen, die übrig gebliebenen Schönheiten zu zerstören. Sie fangen an, undefinierbare Gebilde zu errichten. Ein schrecklicher Anblick. Gerade war alles noch so wunderschön. Wieso wird alles zerstört? Wieso zerstören die Gestalten alles? Die neu errichteten Gebilde stoßen teilweise dichten Nebel aus und verschwemmen leicht meine Sicht. Dennoch kann ich beobachten wie einige der Gestalten etwas abseits stehen und bei der Zerstörung zusehen. Hin und wieder bewegt sich eine einzelne Gestalt zwischen die Menge und versucht, sie aufzuhalten, scheitert jedoch und wird weggestoßen. Die Gestalten scheinen nicht miteinander zu arbeiten, sondern gegeneinander. Ein indirekter Kampf. Um was? Sie haben doch alles. Die errichteten Gebilde werden immer höher und größer. Es hat etwas faszinierendes an sich. Nicht im Positiven. Vereinzelt sehe ich einige der Gestalten von der Kugel springen. Es scheint ihnen alles zu viel geworden zu sein. Andere Gestalten werden von der Kugel gestoßen. Es ist doch genug Platz da. An Stelle der Gestalten die verstoßen wurden oder verschwunden sind, werden nun weitere gigantische Gebilde errichtet. Einige der Gestalten stehen ganz oben und werden von allen anderen angeschaut. Wie Götter. Ich kann mir nicht erklären, wieso. Sie sind doch alle gleich. Klein, dunkel und zerstörerisch.

All das passiert so schnell. Es wirkt, als würde ich mich in einem Zeitraffer befinden. Die ganze Situation rauscht an mir vorbei und ich kann nur zusehen.

Diese Gestalten ergeben zusammen ein Monster. Ein Monster, das die Schönheit der Kugel zerstört. Zerstört hatte. Es ist nichts schönes mehr geblieben. Überall stehen dunkle, riesige Gebilde. Mittlerweile laufen alle der Gestalten wirr durcheinander. Und trotzdem in eine Richtung. Wie ein System. Ein Zerstörer-System. Dieses System ist die Energiequelle des Monsters. Allein wären diese Gestalten lange nicht so stark. Sie hätten die Kugel nicht zerstören können. 

Ganz hinten. An einem kleinen Ort. Zwischen vielen hohen Gebilden. Eine kleine Gruppe der Gestalten. Sie sind einfach nur da. Diese Gruppe der Gestalten sind diejenigen, die verstoßen werden. Obwohl sie die Einzigen sind, die nichts zerstören. Jetzt sind sie diejenigen die zerstört werden. Einige von ihnen werden von der Kugel gestoßen. Andere mit in die Zerstörung gezerrt. Hin und wieder kommen einzelne Gestalten zu der Gruppe dazu. Andere verlassen sie. Es sind zu wenige, um die Zerstörung zu beenden. Die einst so wunderschöne Kugel, welche jetzt nur noch grau und vernebelt ist, beginnt, auseinander zu brechen. Hier und da bricht ein Stück weg und verschwindet in den Tiefen des Nichts. Die Gestalten scheinen es zu bemerken und halten inne. Nach und nach laufen sie zu den Stellen die zerstört wurden und versammeln sich dort. Es scheint erst der Anfang der Zerstörung gewesen zu sein, denn es brechen immer mehr Stücke weg und die Gestalten, die es aufhalten wollen scheitern wieder daran. Es werden immer mehr Gestalten, die den Ernst der Lage erkennen. Aber es ist zu spät. Die Kugel beginnt zu beben und fängt an komplett auseinander zu brechen. Die Gestalten laufen nun durcheinander. Nicht nur die Kugel bricht auseinander. Das System. Das Zerstörer-System bricht. Das Monster stirbt. Es herrscht Panik. Die Kugel beginnt, immer mehr im Nebel zu versinken. Immer mehr und immer größere Stücke brechen weg und verschwinden im Nichts. Die Kugel verfärbt sich immer dunkler. 

Eine plötzliche Welle des Drucks schleudert mich zurück. Weit zurück. Weit weg von diesem schrecklichen Anblick. In dem Nichts, in dem ich mich befinde, sind nun überall dunkle Bruchteile der Kugel zu finden. Einige haben sogar die anderen Kugeln beschädigt. Aber der ewige Tanz des Drehens ist nicht beendet. Jede der Kugeln, egal wie beschädigt sie ist, dreht sich weiterhin um den Mittelpunkt. Nur die blaue Kugel ist verschwunden. Alles ist ruhig. Wie am Anfang. Die hellen Lichter schweben weiterhin umher und leuchten leise summend um sich. Als wäre niemals etwas gewesen. Als wäre die blaue Kugel nie da gewesen. Als wäre sie niemals von dem Monster zerstört worden. Als hätte alles hier bereits so ausgesehen. Als hätte die Zerstörung des Monsters nichts verändert. Als wäre niemals etwas gewesen.

Federleicht.

×idk, was das ist. Hoffe, einige haben es verstanden. Wenn nicht, ist es keyy.×

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