Gewitter

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Ich saß auf meinem Fensterbrett und schaute hinaus. Es war kein besonders schöner Tag. Trotzdem sah ich gebannt nach draußen auf die Regentropfen, die auf die Straße prasselten, auf den Blitz in der Ferne und lauschte dem Donner, der mir jedes Mal ein Lächeln ins Gesicht trieb.

"Warum liebst du das Gewitter?", fragte er, während er mir gegenüber saß und meine Gesichtsregungen genauestens beobachtete. Ich konnte kaum glauben, dass er nicht genauso fasziniert war von dem Anblick außerhalb des Hauses.

"Weil ich dann besser fühle. Ich traue mich nie, meine Gefühle zu zeigen und loszulassen. Ich mache das durch Anderes. Ein Gewitter lässt meine Wut, Verzweiflung und Trauer nach draußen.

Es scheint immer alles in Ordnung zu sein, solange die Sonne noch scheint. Doch sobald die Wolken nichts mehr hält, gibt es kein Zurück mehr. Endlich lassen sie alles gehen. Unerlässlich treffen Regentropfen auf den Boden. Es ist wie, wenn du auf etwas einschlägst. Immer und immer wieder. Verzweifelst schlägst du weiter, selbst wenn es nichts ändert. Immer und immer weiter. Es ist wie weinen. Wenn die Tränen nicht aufhören wollen zu  fließen und du es einfach mal zulässt. Einfach gehen lassen ohne nachzudenken. Der Blitz ist wie ein Schrei. Plötzlich schlägt er ein und er macht Angst. Ein verzweifelter Schrei, der all die Emotionen endlich nach draußen lässt. Aber schnell verschwindet er auch wieder und es folgt die Wut. Der Donner, das wütende Schnauben und Brüllen. Die Wut auf die Welt und alles andere kommt endlich ans Licht. Während du weiter Tränen fließen lässt und unaufhörlich und unerbittlich weiterschlägst. Um die Luft zu lassen. Du brichst aus deinem Versteck aus und lässt alle spüren, wie es dir geht. Ein Gewitter ist erlösend. Und ich kann nicht aufhören zu träumen, dass ich auch einmal so fühlen werde."

Er nahm meine Hand und zog mich mit nach draußen. Dort standen wir im unaufhörlichen Regen, die Haare klebten schon an meinem Gesicht. Doch endlich spürte ich den Regen auf meine Haut prasseln und sah ihm nicht mehr nur dabei zu. Ich riss meine Augen auf, ich schnappte nach Luft, ich breitete meine Arme aus und ich lächelte. Ich nahm ihn bei der Hand und zog ihn mit mir. Und wir rannten. So schnell wir konnten und so lange, bis ich nichts mehr spürte und nur noch auf den Boden fiel. Gemeinsam lagen wir auf der Straße, spürten das Wasser auf unserem ganzen Körper und schauten nach oben in all die freigelassenen Gefühle.

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