2

7.6K 166 40
                                    

In deiner Musik und deinen Gedanken versunken starrst du aus dem Fenster.
Was er wohl gerade macht?
Obwohl du dich dabei wie ein Stalker fühlst, beschließt du nachzusehen. Eine gute Ausrede hast du bereits. "Ich geh' kurz aufs Klo, lasst mich mal durch."
Deine Freunde machen dir Platz und du steigst halb über sie herüber, um die Glastür eures Sechserabteils öffnen zu können und herauszutreten.

Auf dem Gang angekommen schaust du erstmal wieder aus dem Fenster und siehst dir die vorbeiziehende Landschaft an. Es ist schön, die Gegend aus fahrenden Zügen heraus zu beobachten. Dein Blick löst sich wieder von der Welt draußen und sucht die Wände nach Hinweisen auf eine Toilette ab. Natürlich nur in der Richtung, die an den anderen Abteilen vorbeiführt. Als du ein kleines WC-Schild mit Pfeil erblicken kannst, beginnst du, in die gezeigte Richtung zu schlendern. Beim zweiten von euren drei Abteilen erkennst du einige Jungs und ein Mädchen aus deinem Kurs, aber er ist nicht dabei. Alle Plätze sind besetzt. Du gehst unauffällig normal weiter, bis du auch schon beim dritten Abteil vorbeikommst. Als du reinspähst, zählt dein Gehirn schnell die dort sitzenden Personen ab, was dich verwundert. Du hast drei gezählt. In deinem und im zweiten Abteil waren alle sechs Personen vorhanden, macht zwölf Personen. Doch im dritten Abteil sitzen nur drei Personen, darunter dein Lehrer.
Dein Schwarm fehlt.
Verwundert gehst du weiter Richtung Toilette. Jetzt wo du schon aufgestanden bist, kannst du die Gelegenheit wenigstens auch sinnvoll nutzen.

Nach ein paar Schritten wird es plötzlich dunkel und deine Ohren ploppen zu. Der Zug ist in einen Tunnel gefahren. Na toll, jetzt siehst du nichts mehr. Du hörst die Abteiltür aufgehen, also steuerst du darauf zu.
"Oh", machst du, als du plötzlich von etwas vor dir aufgehalten wirst. Von jemandem. Schon wegen seines guten Geruches weißt du, wer da vor dir steht. Er ist es. Im dämmrigen Licht schaust du nach oben in sein Gesicht und freust dich innerlich, dass er deine aufsteigende Röte jetzt nicht sehen kann.
"Sorry", lachst du kurz verlegen und trittst einen Schritt zurück, um ihn durchzulassen.
"Kein Problem", antwortet er. Du kannst das Lächeln dabei durch seine Stimme erkennen.
"Hey, wo wir uns hier schon begegnen: Einer von uns hat ein Brettspiel mitgenommen... Ich weiß, dämlich und kindisch und so, aber wir haben acht Stunden Zeit also-", gerade in diesem Moment wird es wieder hell, so dass du sein Schulterzucken zu diesem Satz noch erkennen kannst. "Willst du vielleicht mitspielen?", fügt er noch hinzu und schaut dich fragend an.
"Klar!", antwortest du freudig und fragst dich, ob das nicht etwas zu aufgeregt geklungen hat.
"Super. Ich schreib' dir dann, wenn wir spielen wollen", entgegnet er sanft. Anstatt sich nach diesem Satz abzuwenden und zu gehen, verharrt er vor dir und sieht dich an. Du erwiderst seinen Blick solange du kannst und lächelst verlegen. Er lächelt ehrlich zurück und bricht seinen
Blick nur durch's Blinzeln. Weil ihr euch die folgenden Sekunden nur anschweigt, räuspert er sich schließlich und bewegt sich Richtung Abteil.
"Gut, äh, bis später dann", sagt er im Gehen und streift zufällig deine Hand mit seiner.

Als du ihm gerade in die gleiche Richtung folgen willst, merkst du, dass du ja eigentlich auf die Toilette gehen wolltest und tust das auch. Denn jetzt machst du dir vor Glück und Aufregung fast in die Hose.

Crush x Reader - Klassenfahrt ✓Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt