Das rot-weiße Absperrband der Polizei knatterte leise ihm Wind. Flüsterte seinen stillen Klagegesang. Versuchte die jaulenden Sirenen zu übertönen, doch scheiterte kläglich.
Der Wind war nicht zufrieden. Er wollte der Welt mitteilen, was geschehen war. Was er mit angesehen hatte, doch sie hörte ihm nicht zu.
Noch nicht.
"Wir müssen uns beeilen! Die Unwetterwarnung kam nicht umsonst. Am Horizont ist der Himmel schon schwarz." Der Beamte deutete in südliche Richtung, was seinen Kollegen ebenfalls aufsehen und dann leise fluchen ließ.
"Das hat ja heute gerade noch gefehlt! Was für ein verrückter Tag!"
"Du sagst es! Wenn ich gewusst hätte, dass es da draußen so viele Wahnsinnige gibt, hätte ich diesen Job niemals angenommen."
"Ach, und was wärst du dann bitteschön geworden mit deinem mickrigen IQ? Hausmeister, Putzmann, Sugardaddy... Wahrscheinlich wärst du als Drogendealer in der Gosse gelandet!"
Lachend wich der etwas übergewichtige Mann einen Schritt zurück, um dem Fausthieb seines Kumpanen auszuweichen. Bevor dieser etwas erwiedern konnte ließ eine eisige Stimme die beiden aber zusammenfahren und innehalten.
"Wenn ihr nicht sofort anfangt diese Scheiße hier aufzuräumen werde ich dafür sorgen, dass ihr nicht mal mehr in der Lage seid, auf dem Gehweg nach Allmosen zu betteln!"
Sofort duckten sich die beiden Niederrangigen unter dem starren Blick. "Ja, Boss." Dann huschten sie auch schon davon.
Die Absätze gaben klickende Geräusche von sich als die Frau auf die offene Hintertür des Krankenwagens zuschritt.
Zwei Männer in schwarzer Kleidung waren gerade dabei einen ebenso dunklen Sack zu schließen.
"Wartet!"
Die Autorität in ihrer Stimme war unverkennbar. Niemand wagte es, sich ihr zu widersetzen. So hielten die beiden Gerichtsmediziner sofort inne und traten zur Seite, um ihr Platz zu machen.
Trotz ihres knielangen Bleistiftrocks und den Stilettos erklomm sie elegant die drei schmalen Stufen und sah sich dann im Inneren des Rettungswagens um.
Noch niemand hatte sich die Mühe gemacht das Blut zu entfernen. Es klebte überall. An den Wänden, auf den Utensilien, auf der Trage. Die roten Lachen auf dem Boden glitzerte stolz im Schein der Blaulichter, die durch die geöffnete Tür nach innen fielen. Präsentierten ihre Tat der neugierigen Welt und erzählte ihr von ihrem Können.
"So eine Verschwendung!"
Ihr Blick striff über die bleiche, fast schon schneeweiße Gestalt. Einzig die roten Tropfen schenkten ihr Farbe. Verliehen dem Ebenbild so vollkommene Schönheit, dass die Person selbst im Tod lebendiger als die Welt selbst wirkte.
"Schafft ihn hier weg. Der Fall ist eindeutig, also macht euch nicht so viel Arbeit." Angewidert das Gesicht verziehend stieg sie wieder auf die asphaltierte Straße hinab. Im Kopf das Bild des friedlich daliegenden jungen Mannes. Die Augen geschlossen, als würde er schlafen. Die Züge entspannt. Die Mundwinkel zu einem schmalen Lächeln gehoben.
Wütend den Kopf schüttelnd lief sie mit weit ausholenden Schritten auf eines der Polizeiautos zu. Eine junge Frau beugte sich gerade über einen in diesem sitzenden Mann mittleren Alters und leuchtete mit einer kleinen Taschenlampe abwechselnd in seine Augen.
"Ist er ansprechbar?" Der unterdrückte Zorn verborgen unter einer Schicht aus Ignoranz und Ungeduld ließ die Sanitäterin zusammenzucken, bevor sie sich fast schon panisch nickend zurückzog.
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Geliebter Tod [LGBT] ✔
Paranormale"Sag mir Sterblicher, was ist dein Begehr?" Seine warmen Hände auf meiner kalten Haut zu spüren. Seinen heißen Atem auf meinen eisigen Lippen. Sein rasender Herzschlag zu meiner Sinfonie der Stille. Er war das lebendigste Wesen, dem ich je begegnet...