Meine Atmung ging schnell als ich gehetzt durch die Straßen meiner gebürtigen Fraktion lief. Hinter mir liefen schwarze Gestalten die ständig etwas nach mir rufen. Ich stolperte, fing mich aber gleich wieder an einer Hauswand. Zitternd ging mein Blick langsam hinter mich und die Gestalten waren nur noch etliche Meter von mir entfernt.
„Lasst mich in Frieden!" Ich brüllte sie an, jedoch sagten sie alle das gleiche und ließen nicht ab. „Du sollst sterben." Das hörte ich neben dem wilden pochen in meinen Ohren und kniff meine verschiedenfarbigen Augen zusammen.
Verschwitzt wache ich auf und drücke meine dünne Bettdecke an meine Brust. Hilflos sah ich mich in der Dunkelheit um und tastete nach meiner Armbanduhr die ich meistens auf meinem kleinen grauen Nachttischchen liegen lasse. Meine Atmung ging unregelmäßig und meine Hände zitterten. Endlich fand ich das was ich suchte und knipste das schwache Nachtlicht an, da mir das Mondlicht nicht reichte. Alles was ich durch das Licht erkennen konnte, war mein Schreibtisch, mein Schrank und natürlich meinen Boden, der jedoch keinen Teppich hatte. Ich schaute nun auf die Uhr und bemerkte, dass es 6 Uhr morgens war. Für mich hieß es Zeit zum Aufstehen.
Ich schob meine Beine schweren Herzens von der Bettkannte und stand auf. Meine Knochen knackten als ich mich streckte und schnurstracks zum Schrank ging. Ich hatte nicht viel Auswahl was meine Kleidung anging. Sie war grau wie die Wolken die gerade über meinem Fenster vorbeizogen. Noch verschlafen kleidete ich mich ein und versuchte ohne Spiegel meine Haare zu einem Dutt zusammen zu binden. Es war nicht einfach, doch man lernte es nach einer Zeit. Schließlich kam meine Mutter ins Zimmer um mich zu wecken, doch wie sie sehen konnte, war ich schon auf den Beinen.
„Guten Morgen mein Spatz" meinte sie ruhig und lächelte sanft. „Heute ist wohl der Eignungstest" stellte sie fest und sah auf einen Kalender der mit vielen Dingen vollgeschrieben war. Während sie auf den Kalender schaute, strich sie sich eine schwarze Haarsträhne aus dem Gesicht. Ihre Stimme war sanft und überhaupt nicht kratzig, weswegen ich mich nie schuldig fühlte, wenn sie mit mir schimpfte. „Ich werde meine Entscheidung, trotz des Tests nicht ändern" Meinte ich etwas neben der Spur. Meine Mutter war größer als ich, denn ich bin gerade mal 1,60 groß, die kleinste in unserer Familie und dazu hatte ich komische Merkmale, an denen ich aber leider nicht rummeckern durfte.
Der Test wurde auf den heutigen Samstag gelegt, sodass wir am Sonntag wählen konnten und am Montag direkt durchstarten konnten. Langsam ging ich runter in die Küche um Frühstück zu machen. Mein Vater saß am kleinen runden Küchentisch und hielt eine Zeitung in der Hand. Anstatt sie aber zu lesen, grübelte er vor sich hin. Ich will ja ungern sagen, dass mein Vater zu viel nachdachte und man seine gebürtige Seite als Ken erkannte, aber es war so. Still, ohne ein Wort stellte ich meinem Vater sein Frühstück hin und deckte auch für meine Mutter, jedoch blieb ein Platz frei.
Mein großer Bruder hatte vor zwei Jahren die Fraktion gewechselt. Wir waren uns sehr ähnlich, jedoch hatten wir beide unterschiedliche Annahmen der Fraktionen. Er mochte die Amite sehr gerne, da er eine Künstlerische Ader hatte und mich immer seine ‚Muse' genannt hatte. Hier bei den Altruan sieht man Kunst nur als überflüssiges Objekt. Ich war in Gedanken versunken und bemerkte nicht wie mein Vater mich etwas fragte. „Wie bitte?" Ein Kloss steckte in meinem Hals und meine Stimme versagte. „Ob du mir noch etwas Butter reichen kannst" Ohne auch nur noch einen Moment zu zögern, reichte ich meinem Vater die Butter. Wenn ich meinen Vater in einem Wort beschreiben sollte, dann wäre es groß. Er war im Gegensatz zu mir, riesig. Ich wollte mich setzen, jedoch sah ich auf die Uhr und musste das Sitzen auf die Hinfahrt zur Schule verschieben, denn da werden die Tests durchgeführt.
Schnell schnappte ich mir meine Tasche und verabschiedete mich, bevor ich aus dem Haus ging und schließlich zur Bushaltestelle. Es waren viele Jugendlichen aus der Fraktion der Altruan hier. Wenn ich ehrlich war, hatte ich Angst keinen Sitzplatz mehr zu bekommen. Schließlich hörte ich das Kreischen vom Bus, welches mir sagte, ich könne einsteigen. Als ich einstieg und mir einen Platz ergatterte dachte ich kaum an die Anderen und sah nur stumm aus dem Fenster. Eine ganze Weile verging, als meine Haltestelle ausgerufen wurde und ich stieg aus. Mein Weg führte mich hinein in das Schulgebäude wo schon einige Schüler im Forum standen.
„Ob es wehtun wird?" dieser Gedanke schoss mir schon seit Tagen in den Kopf und plötzlich fingen meine Handflächen an zu schwitzen. Mein Bruder hatte auch nie etwas über seinen Eignungstest gesagt. Überall hörte man Gemurmel und schon ging es los. Viele Schüler wurden Alphabetisch mitgenommen. Ich gehörte zu den Ersten, denn mein Nachname war Church. „Nycto Church!" Das war ich. Ich musste in diesen Raum, doch meine Beine bewegten sich keinen Millimeter. Unsichtbare Wurzeln hatten meine Füße festgehalten. „Nycto Church!" Ertönte es wieder und nun hatten die Wurzeln nachgegeben und ich schritt auf die große schwarz gestrichene Tür zu, atmete tief durch und betrat den Raum.
Neben mir waren Spiegel an die Wand platziert und ich betrachtete mich erstmals nach 3 Monaten wieder im Spiegel. Meine Haare, die lang waren, und meine Haut waren weiß wie Schnee. Mein schmales Gesicht drehte sich hin und her, während meine verschiedenfarbigen Augen nicht den Blick von meinem Abbild lassen konnten. Mein rechtes Auge ist rot und mein linkes gelb. Einige in meiner Stufe meinten zu mir, dass es gruselig aussieht und ich Kontaktlinsen tragen sollte. Ein tiefes Räuspern zog mich aus meinen Grübeleien. „Wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, Nycto" Ein Mann welcher etwas kleiner und schmächtiger aussah deutete auf eine Liege die aussah wie die eines Zahnarztes.
Vorsichtig und unsicher legte ich mich auf die Liege. Ich wusste nicht was kam, aber ich wusste so in etwa was von mir verlangt wurde, da ich Gesten gut deuten konnte. Das violette Licht, welches mir entgegen schien, brannte etwas in meinen Augen. „Trink" Meinte er und hielt mir ein Glas mit bläulicher Flüssigkeit vor die Nase. Ich wusste nicht was es war und roch deshalb erstmal dran, was ihn zum Lachen brachte „Da ist kein Gift drinnen!" Schließlich vertraute ich ihm und trank das Glas Leer. Nach einiger Zeit viel ich auch schon in einen tiefen Schlaf und ruhte mich aus.
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White Fire (Divergent [Eric] Fanfiction)
FanficDie Wahl der Sechzehnjährigen Nycto steht bevor. Sie lebte ihr leben bisher in der Fraktion der Altruan, jedoch hatte sie von Anfang an vor , zu den Ferox zu gehören. Nun bekommt sie ihre Chance, doch sie ist sich nicht sicher, ob sie die falsche Fr...