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„Was ist denn los? Du schaust so ernst und tigerst durch die Gegend, wie keine Ahnung was. Es hat mit mir zu tun, oder?“  Erst jetzt bemerkte ich, dass ich wirklich nicht auf dem Stuhl am Tisch saß, wie ich eigentlich angenommen hatte, sondern stattdessen meine Sorgen in Bewegung umsetzte. Ich versuchte Taro keinen Vorwurf zu machen, er konnte ja im Prinzip nichts dafür: „Nein, oder ja, irgendwie schon aber auch nicht direkt, also... Ach hör zu. Wir haben ein Problem, besser gesagt, ein fettes Problem. Wir müssen den Kampf gegen das schwarze Heer so bald wie nur irgendwie möglich aufnehmen. Ritter und Soldaten versuchen die Grenzen zu überwachen. Doch sie haben keine Chance. Sie sind Zahlenmäßig stark unterlegen, außerdem gibt es im schwarzen Heer sehr viele schwarze Magier. Iram ist im Moment dabei, Verstärkung zu schicken, die Zwerge sollten auch relativ gute Chancen haben, gegen sehr viele Auswirkungen der schwarzen Magie sind sie Immun, und die Magier dort sind in der weißen Kunst der Magie kaum bewandert. Sie werden den Einfall des schwarzen Heeres deutlich verzögern können, doch auch ihre Kräfte sind nicht grenzenlos und wenn der Kampf zu lange dauert, werden entweder alle tot sein, oder gezwungen, aufzugeben. Und ohne die Hilfe der Elfen, stehen ihre Chancen auf den Sieg sehr schlecht.“ „Wieso helft ihr ihnen dann nicht?“ „Königin Juliana ist bereits dabei, die Kämpfer zu mobilisieren, aber das kann sich sehr lange hinziehen. Unser Volk hat Jahrhunderte lang nicht mehr kämpfen müssen, es fällt ihnen schwer, sich wieder dem Kampf zu stellen, bei dem wir nur relativ ungenau erahnen können, was uns erwartet. Außerdem befindet sich Fera auf der anderen Seite von Zadock, die meisten sind es nicht gewohnt so lange Strecken zu überwältigen. Meine 4,5 Tage sind eigentlich extrem-Rekord. Bis alle Elfen, die im Kampf helfen können, dort sind, könnte es bis zu drei Wochen dauern. Wir jedoch haben einen Weg, von ungefähr 1,5 Tagen, wenn wir uns ein wenig Zeit lassen. Deshalb ist es im Grunde unsere Pflicht, dort zu helfen.“ „Wo ist das Problem? Wieso tun wir es dann nicht? Dafür bin ich doch auch ausgebildet worden: für Kämpfe“  Ich starrte ihn an: „Sag mal, hast du eigentlich noch alle? Bist du dir denn überhaupt nicht bewusst, dass deine Ausbildung so allerhöchstens zu einem Drittel, wenn überhaupt, beendet ist? Ich mein, ich würd mich sofort mit Nero in den Kampf stürzen, aber du! Verstehst du nicht, wer du bist? Verstehst du nicht, dass du wertvoll bist? Du bist nicht der Anführer auch nur einer dieser hundert Truppen, die zusammen kommen werden, aber du bist ein Drachenreiter, du gibst allen Hoffnung! Wenn du stirbst, werden die Menschen und Zwerge verzweifeln und aufgeben, von den Elfen ganz zu schweigen, sie werden aggressiv werden, und dich rächen, dabei werden sie aufs volle gehen und alles zerstören, was ihnen zu nah kommt, gerade das schwarze Heer, doch die Wut wird sie in problematischen Situationen blind machen, sie werden nicht mehr vorsichtig genug sein, viele werden dem Heer zum Opfer fallen! Und auf deinem momentanen Stand wirst du ungefähr eine halbe Stunde überleben, dann wirst du sterben, dass dürfen wir nicht riskieren. Und wenn ich gehe, wirst du dich nicht allzu sehr verbessern. Du motivierst die Leute, indem du einfach nur am Leben bleibst! Wenn du besser bist, wirst du kämpfen müssen, aber bis dahin versuch kritische Situationen zu meiden. Es tut mir Leid, dass ich dich jetzt so angeschrien hab, aber…“ „Ist schon ok, du kannst ja nichts dafür, wenn ich mein Hirn nicht gescheit anschalte“ Ich hätte beinahe angefangen, lauthals loszuprusten, doch das konnte ich mir in unserer derzeitigen Situation nun wirklich nicht erlauben. „Und was machen wir dann?“ „Das ist mein Problem, wir können nicht nichts machen, aber wir können auch nicht helfen…“

„Was ist eigentlich mit dir? Wärst du nicht auch gerne Drachenreiterin?“ „Nein, ich bin Löwenschwester, das läuft in etwa auf dasselbe raus.“ „Aber sind Drachen nicht mächtiger als Löwen?“ „Ach, bei Nero wär ich mir da mal nicht so sicher. Er ist sehr stark und mächtig, er wird gern unterschätzt.“ „Aber er kann wohl kaum fliegen, oder?“ „Ach, da wär ich mir an deiner Stelle mal lieber nicht zu sicher.“ „Aber du könntest ihn doch niemals reiten, oder?“ „Hey, er ist sehr groß, falls dir das noch nicht aufgefallen ist. Er reicht mir bis 10cm über den Ellbogen, er hat mich in so mancher Schlacht schon getragen. Aber meist kämpfen wir beide vom Boden aus, Seite an Seite.“ „Aber was genau bedeutet Löwenschwester oder Löwenbruder jetzt eigentlich?“  „Du kannst es dir vorstellen, wie Drachenreiter, nur eben anstelle eines Drachen ein Löwe.“ „Ähm, vielleicht ist es jetzt unpassend oder schlecht, dass ich das sage, aber ist es dir eigentlich nicht bewusst, wer du bist? Also, ich mein jetzt auf vorher bezogen.“  „Wie meinst du das?“ „Naja, weil du sagtest, du würdest dich mit Nero sofort in die Schlacht stürzen.“ „Na, wer soll ich denn schon groß sein? Ja, ich bin auch nicht unwichtig, ich bin angeblich eine der besten Schwertkämpferinnen, werde vermutlich im Kampf mehrere ziemlich große Truppen Elfen anführen, sobald wir zu den anderen hinzustoßen können, bin Löwenschwester und bin in der Magie recht gut bewandert, aber ich bin… also, was ich sagen will ist, wenn ich sterbe, könnte das auch ein wenig problematisch sein, aber bei weitem nicht so, wie wenn du sterben würdest.“ „Ich glaube du weißt es echt nicht.“ „Was soll ich denn nicht wissen, was du angeblich weißt?“ fragte ich mit einem etwas genervten Tonfall. „Na, wer du bist. Was du für eine Rolle spielst.“ „Vielleicht die Tochter meiner gestorbenen Mutter und meines lebenden Vaters?!?“  „Eben nicht. Bitte beruhig dich, ich weiß, dass hört sich jetzt verrückt an, aber ich denke du kennst die Geschichten, die sich um die Entstehung der Elfen ranken. Du weißt schon, dass die Ur-Elfen also die Elfen der 1.Generation die Kinder von Einhörnern sind, die schon bei ihrer Geburt in Verbindung mit Drachen kommen. Zum Beispiel, wenn ein Drache sich während der Geburt in einem Maximalumkreis von 7 Metern aufhält. Und wenn dieser das Neugeborene kurz danach auch noch berührt, soll der Elf beziehungsweiße die Elfe noch stärker sein. Und… ähm…“ „Na und? Was soll das denn jetzt bitte mit mir zu tun haben?“ „Naja, die Einhörner sind inzwischen ausgestorben. Das heißt, davor haben sie in etwa alle 700 Jahre noch Elfen der 1. Generation geboren. Diese haben dann ein deutlich besseres Wahrnehmungsvermögen, sind schneller und sind meist die einzigen, die mit den 4 Elementen etwas machen können, ohne dabei zu Grunde zu gehen und die das von dem ersten aller Elfen, Boulevard, angefertigte Diadem anfassen beziehungsweiße aufsetzten können, ohne dabei zu verbrennen.“ „Du hast’s immer noch nicht auf den Punkt gebracht. Was soll das mit mir zu tun haben?“ „Nun genau überübermorgen vor 16 Jahren wurde die letzte Elfe der 1. Generation geboren, nur dass das schon, entgegen ihrem Wissen übermorgen vor 16 Jahren war.“ So langsam verstand ich, worauf er hinaus wollte. „Du meinst…, du meinst, dass ich das bin???“ „Ich weiß es. Alle wissen es, auch Königin Juliana. Sie wollten es dir nur noch nicht sagen, weil sie nicht wussten, wie du darauf reagieren würdest.“ Er sagte nichts mehr. Er beobachtete mich nur noch und versuchte herauszufinden, was ich als nächstes tun würde. „Ich. Das heißt, ich soll die letzte sein. Die 12te und letzte und stärkste. Womit der Kreis der mächtigen Zwölf vollendet wäre. Nur, dass die ersten elf schon gestorben sind. Und die zwölfte wird länger leben, als ihre elf Verbündeten zusammen gezählt lebten und an ihrem 16. Geburtstag wird sich ihre Macht völlig entfalten, sie wird die Völker wieder zusammenführen und motivieren, wenn sie stirbt, bevor das Gute gewinnt, so wird jede Hoffnung und jede Möglichkeit den Kampf zu gewinnen, erlöschen… Und in ihrer größten Not, wird sie wissen, wie ihre 11 Verbündeten zurückzurufen sind… So wurde es doch prophezeit, oder?“ Langsam ging mir ein Licht auf. Langsam begriff ich, wer ich wirklich war. Er hatte Recht. Ich spürte auf einmal etwas viel größeres. Als wäre mein Bewusstsein gewachsen. Und dann überkam mich der Drang, etwas zu tun, was ich noch nicht so ganz begriff. Es überkam mich einfach. Ich rannte hinaus, stellte mich zentral in die Mitte des Zwergengartens, reckte die rechte Hand empor, weit in den Himmel und spürte ein gewaltiges Licht, das in mir heranschwoll und durch meine Hand Richtung Himmel rauschte. Das „Licht“ bestand aus Feuer, Wasser, Erde und Luft. Erde und Luft bildeten im inneren eine Kugel, die von einer größeren Kugel aus Feuer und Wasser umschlossen wurde. Als das Licht in dem wolkenlosen blauen Himmel Meterhoch geschossen war, schwoll es noch um ein vielfaches an, dann explodierte es mit einem gewaltigen Knall, die Elemente lösten sich voneinander, waren deutlich erkennbar und schwebten dann sanft und langsam wieder hinunter, flossen weiter unten wieder ineinander und umhüllten mich, dann lösten sie sich ganz langsam auf.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jan 27, 2014 ⏰

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