Fridolins fröhlicher Friseurbesuch

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Dies ist die Geschichte von Fridolin, dem einsamen Erdwurm aus dem Emmental.
Auf den nächsten Seiten geht es um Macht, Gier, Geld, Liebe, Leidenschaft und Intrigen.
Alles begann an einem kühlen Sonntagmorgen, als Fridolin beim Buddeln eine unerfreuliche Entdeckung machte....

"Buddel-Buddel-Buddel Buddelsong!
Buddel-Buddel-Buddel Buddelsong!
Ich spiele hier Sching-Schang-Schong!
Und esse gern zum Mittag Pappkarton!"

Fridolin plante, sein Haus zu renovieren. Es war zu klein, nicht so geräumig wie er es wollte, und sehr ungemütlich.

"Grumpf. Es ist so hässlich hier. Alles schmutzig und verdreckt."

Also grub Fridolin Tag und Nacht, um sein Haus zu vergrößern. Es dauerte viele Monde, bis er endlich sagte:

"Uff. Bald habe ich es geschafft... Nur noch ein kleinen Klumpen, dann ist es so weit."

Da setzte Fridolin erneut zum Buddeln an und grub tiefer unter sich, als er plötzlich laut kreischte:

"Oh we! Was geschieht hier?"

Da war es passiert. Fridolin stürzte hinab in den Bau eines Maulwurfs.

"Bäh! Was ist das denn?", rief Fridolin.

"Schnüff, schnüff. Wer ist da? Ich rieche... Wurm! Wurm! Keine Sorge, mein Freund. Ich bin ein vegetarisch lebender Maulwurf."

"Ich bin Fridolin... Aber in was bin ich hier gefallen."

Der Maulwurf errötete.
"Das ist mir jetzt recht peinlich, weißt du, Fridolin. Ich heiße Eduard Balduin Hohenheim. Wie gesagt, bin ich Vegetarier. Dort drüben baue ich Gemüse an, aber ich brauche Dünger, um die Pflanzen zum Wachsen zu bringen. Natürlich selbst und ökologisch produziert", entgegnet Eduard stolz.

"Du meinst... Ich bin in dein Geschäft gefallen? Oh we, ich armer Wurm... Heute ist nicht mein Tag."

Da kam Eduard eine Idee.
"Würmchen, ich habe eine Idee. In der Stadt ist ein toller Friseur. Vielleicht kann er dich waschen und dir einen tollen Haarschnitt verpassen."

Und so finden wir den Helden unserer Geschichte in der Stadt wieder. Eduard hat natürlich darauf bestanden, ihn zu begleiten, um Fridolin den Weg zeigen zu können.

"Es ist gleich hier drüben!"

Eduard deutete auf ein kleines Gebäude auf der anderen Straßenseite.

"Aber wie soll ich darüber kommen?", fragte Fridolin.

"Ich habe einen Plan", sagte Eduard und hob ein Blatt vom Boden auf.
"Siehst du diese Laterne? Ich werde mit dir darauf klettern und dich mit dem Blatt hinüberwerfen. Ich werde nachkommen. Meine Frisur könnte auch einen letzten Schliff vertragen..."

So legte Eduard Fridolin auf seine Stirn und kletterte den Strommasten hoch.
Er umwickelte die Enden des Blattes um Fridolin und ließ ihn wie einen Fallschirmspringer über die Straße gleiten.

"Wuiiii, ich bin ein Vogel!
Ahhhh, ein Vogel!!!"

Eine Amsel befand sich im Sturzflug auf Fridolin zu und öffnete ihren Schnabel, um den Wurm zu verspeisen. Doch da warf Eduard einen Stein gegen die Schraube, die eine Laterne befestigte. Die Laterne kippte auf die Straße und lenkte die Amsel ab. Daraufhin lief Eduard schnell über die Straße und fing seinen landenden Freund und band ihn von dem Blatt los.

"Danke, Eduard", bedankte sich Fridolin artig.

Daraufhin öffnete Eduard vorsichtig die Tür und die beiden liefen in das Geschäft hinein.

"Ich brauche eine Dusche und einen neuen Haarschnitt", bat Fridolin artig die Friseurin.
Er hatte kein Problem, einen Platz zu bekommen. Die restlichen Kunden waren so geekelt von Eduard, dass sie fluchtartig das Geschäft verließen.
"Mach dir nichts draus, Eduard. In einem Wald voller Bäume, ist die Euphorie des Herzens nur die Quintessenz des eigenen Willens Wasserfall", heiterte Fridolin ihn auf.

So saß er also auf dem Stuhl und die Friseurin begutachtete Fridolins Kopf.
"Ah ja... Ich sehe schon... Einfach wird das nicht."
Sie hatte recht, denn Fridolin hatte gar keine Haare. Das ist ihm allerdings erst jetzt aufgefallen, da er sich zum ersten Mal im Spiegel betrachtet.

"Ich bin ja so hässlich", dachte Fridolin, "ich habe einen glitschigen, langen Körper und eine komische Färbung. Ich habe nicht mal Augen und ich weiß gar nicht, wo mein Kopf sitzt."

Fridolin war sehr traurig.
So traurig, dass er gar nicht darüber nachdachte, was er alles gewonnen hatte. Ein Abenteuer und einen Freund.

Da sagte Fridolin:
"Bitte, machen Sie mich schön und ansehnlich. Ich möchte mich wohl fühlen können."

Plötzlich sprang Eduard vor den Spiegel und rief: "Halt!"
Fridolin und die Friseurin beäugelten ihn verdutzt.
"Jeder Wurm ist auf seine eigene Art und Weise wunderschön. Jeder Wurm ist einzigartig und wertvoll. Das darfst du nie vergessen. Drum bleibe so, wie du bist und schere dich nicht um dein Äußeres. Deine inneren Werte überstrahlen die Welt mit Liebe und Gesang."

Die Friseurin begann zu weinen.
Und auch Fridolin konnte eine Träne nicht unterdrücken.
Da fiel der Friseurin etwas ein.
"Ich glaube, ich habe da noch etwas", sagte sie und verschwand hinter einer Wand.
Einige Stunden später kam sie mit einem kleinen blonden Etwas zurück.

"Bitte schön, Fridolin. Das hier ist eine Perücke, die extra auf dich zugeschneidert ist."

Da war Fridolin der glücklichste Wurm der Welt. Zwar war er über seine inneren Werte froh, aber er freute sich auch, dass er sich nun abheben könnte und ein Zeichen der tiefen Freundschaft behalten konnte. Von nun an waren Fridolin und Eduard beste Freunde und sie bauten eine große Villa unter der Erde, in der sie sich wohlfühlten und regelmäßig zusammen feierten und frohlockten.
Und die Moral von der Geschicht: Regenwürmer und Maulwürfe vertragen sich oft besser, als man gedacht hat, obwohl sie eigentlich natürliche Feinde in der Natur darstellen, was genau genommen also unlogisch wäre, was in einer solchen Fantasie-Geschichte allerdings keine Rolle spielt und aufgrund dessen, dass das niemand hinterfragen wird, ignoriert wird.

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