Ungeheuerabenteuer

Prinz Leonard auf der Suche nach dem Schatz von Lord Hamster

Schon lange beobachtete Leonard, ein Mäuseprinz aus dem Königreich Mausus, das viereckige Blatt Papier in seinen Händen.
Es tat nichts. Es war viereckig, bewegte sich nicht und war bis auf einen Schriftzug weiß.

Willst du den Schatz des großen Lord Hamster finden, so brauchst du nur eine Antwort auf die folgende Frage:
Was lässt dich freuen, wenn du es tust? Was lässt dich erquicken, wenn andere es tun? Was reinigt Seele und Gewissen und lässt von Freude grüßen?

Leonard hatte einfach keine Idee. Doch es war seine 'Schatzkarte'. Sie sollte nur ihm gehören. So vergaß er die Karte einige Wochen bis er schließlich zu dem Entschluss kam:

"Puh, mir fällt des Rätsels Lösung einfach nicht ein. Ich werde den Hofweisen einbestellen müssen."

Und so tat er es. Der Dorfälteste, Mauserich Zweifels, wurde einbestellt und von Leonard um Hilfe gebeten.

"Zweifels, zweifeln Sie nicht zweimal. Zweitens zweifelten sie bereits einmal und das zweite wird Ihnen schaden."
Er spielte darauf an, dass Zweifels vor einigen Monaten einen frischen mit einem alten Käse vertauschte und der Prinz sich so eine Lebensmittelvergiftung eingefangen hatte.

Zweifels antwortete schroff:
"Leonard, sprechen Sie."

Leonard entgegnete:
"Finden Sie dieses Rätsels Lösung und ich werde Sie mit Käse überhäufen. Finden Sie sie nicht, werde ich sie in den Kerker werfen lassen."

Zweifels schluckte und betrachtete den Satz auf dem Papier. Einige Minuten herrschte blankes Schweigen bis Zweifels anfing zu lachen.

"Die Antwort ist leicht, Prinz. Wandern Sie und fragen das Volk nach der Antwort und Sie werden sie finden."

"Verhöhnen Sie mich nicht, alter Mann. In den Kerker mit ihm!", rief Leonard.

"Aber, Herr -"

Da war es schon zu spät. Der Prinz möchte keine Scherze über sich selbst.
Dennoch brachte ihn Zweifels ins Grübeln.
Wenn ein Ältester ihm nicht helfen konnte, vielleicht könnten es die einfachen Bürger.

So machte sich Leonard auf und durchsteigt mit der Karte in der Hand die Umgebung.
Da traf er ein Faultier.

"Untergebener. Beantworte mir eine Frage:
Was lässt dich freuen, wenn du es tust? Was lässt dich erquicken, wenn andere es tun? Was reinigt Seele und Gewissen und lässt von Freude grüßen?"

Das Faultier gähnte: "Das... gähn. ist... doch... einfach... gäähn... Ausruhen... und... Schlafen... gäähn..."

So kletterte das Faultier auf den Baum und schlief weiter.

"Hmpf. Undankbarer Schuft", murmelte Leonard, der mit der Antwort nicht zufrieden war.
Nach einer Weile traf er einen Hund.

"Hey du!
Was lässt dich freuen, wenn du es tust? Was lässt dich erquicken, wenn andere es tun? Was reinigt Seele und Gewissen und lässt von Freude grüßen?"

Der Hund guckte verdutzt.
"Na ist das nicht offensichtlich?
Stöckchen holen. Dann wieder Stöckchen holen. Dann wieder Stöckchen holen und Stöckchen holen."

Leonard antwortete sauer:
"Ach, papperlapapp! Das ist doch langweilig! Ein Stock wird mich niemals zu meinem Schatz führen."

So ging er weiter und traf einen Pandabären.
"He, Panda! Was meinst du:
Was lässt dich freuen, wenn du es tust? Was lässt dich erquicken, wenn andere es tun? Was reinigt Seele und Gewissen und lässt von Freude grüßen?"

Der Panda aß gerade Bambus.

"Hallo? Jemand zuhause? Antworte, du Undankbarer!"

Der Panda begann zu reden:
"Siehst du nicht, dass ich esse? Essen, das ist die Antwort. Essen. Lecker. Ham. Ham. Essen."

Das konnte doch nicht war sein! Niemand war im Stande dem Prinzen eine zufriedenstellende Antwort zu geben.
Verzweifelt machte sich der Prinz auf dem Heimweg.
Wer sollte ihm jetzt noch helfen können?
Da lief ihm eine Ameise über den Weg.
Leonard stolperte beinahe und konnte sich gerade noch an einem Baum festhalten.

"He, pass doch auf!", quengelte der Prinz.
Die Ameise lief jedoch einfach weiter.
"Ich rede mit dir, Ameise. Weißt du nicht, wer hier vor dir steht?"

Die Ameise ächzte: "Siehst du nicht, dass ich beschäftigt bin? Ich arbeite. Wir Ameisen helfen uns allen gegenseitig, so ist jedem geholfen, wenn er Hilfe braucht."

Leonard erschrak.
"Dürfte ich dir eine Frage stellen?
Was lässt dich freuen, wenn du es tust? Was lässt dich erquicken, wenn andere es tun? Was reinigt Seele und Gewissen und lässt von Freude grüßen?"

Die Ameise antwortete schnell:
"Nun, ich denke, die Antwort ist das Unterstützen und Helfen. Hilft dir jemand, kommst du weiter und die Arbeit wird dir erleichtert. Hilfst du jemandem gibt es dir ein Gefühl von Stolz und ein reines Gewissen. Es gibt wenig, was mehr wert ist, als sich gegenseitig zu respektieren und zu helfen."

"Vielen Dank, Ameise", sagte Leonard, "du hast mir sehr geholfen."
In der Tat verstand der Mäuseprinz jetzt des Rätsels Lösung. Der wahre Schatz von Lord Hamster liegt darin, dass man als Gemeinschaft stark ist. Wer erkennt, dass man sich gegenseitig unterstützen muss, wird nämlich die wertvollste Erkenntnis gewinnen, die es gibt. Diese ist mehr wert als jeder Goldschatz der Erde.
Gemeinsam sind wir stark.

Und so änderte Leonard sein gesamtes Leben. Er ließ zu allererst den Ältesten Zweifels frei und beförderte ihn zu seinem engsten Berater. Außerdem verteilte er den gesamten Besitz des Königreiches gerecht auf jeden einzelnen Bürger, sodass jeder genug hatte, um glücklich zu leben. Er errichtete Schulen, Spielplätze und half, wo er konnte.
Viele Jahre lang regierte Leonard sein Land würdevoll und glücklich.
Bis in alle Ewigkeit verehrten ihn die Bewohner für sein selbstloses Handeln und die Dinge, die er geben musste, um anderen zu helfen.
Und die Moral bei der Geschicht: Wer hilft kann zwar viel verlieren, aber oft noch mehr gewinnen. Ein gutes Gewissen und Freunde fürs Leben.