1726
Papa hatte mich mit in den Garten genommen. Überall konnte ich bunte Blumen entdecken. Es gab so viele. Ich wollte für Mami einen Strauß pflücken. Das würde sie freuen. Wir könnten die Blumen in eine Vase geben und auf den Tisch stellen, dann könnte sie jeder sehen. Ich kniete mich hin und begann mit meinen kleinen Händen die Stängel abzureißen.
»Papi, Papi, hilf mir!«
Er setzte sich neben mich in die Wiese und pflückte die Blumen, die ich ihm zeigte. Mal eine gelbe, mal eine weiße und manchmal auch eine rote. Als wir einen dicken Strauß hatten, gaben wir ihn Ällin und sie trug ihn hinein. Wir blieben noch draußen und spielten.
Ich mochte es, wenn Papa so viel Zeit für mich hatte. Er hatte meistens viel zu tun, er musste arbeiten, doch manchmal kam er auch zu mir. Diese Tage bereiteten mir besonders viel Freude. Es war nicht so, dass ich Ällin nicht gern hatte, sie war öfters für mich da als meine beiden Eltern zusammen, aber sie war eben doch nicht meine Mama. Außerdem würde sie nur mehr für ein Jahr auf mich aufpassen. Dann wäre ich schon ein großes Mädchen und Lorentz könnte mir alles lernen. Dann wäre Mami sicher stolz auf mich.
Papi nahm mich huckepack und trug mich ins Haus. Ich wollte lieber noch spielen aber er hörte nicht auf mich. Drinnen kamen uns Mama und Lorentz entgegen. Sie redeten aufgeregt miteinander, wahrscheinlich über die Arbeit. Mama arbeitete meistens. Sie sagte, das sei wichtig, es müsste sein.
Papi trug mich in den Speisesaal und setzte mich auf meinen Platz. Auch Mama setzte sich aber sie bemerkte meine Blumen nicht einmal. Natürlich nicht. Sie war ja auch ganz in ihr Gespräch vertieft.
»Mami, schau, ich hab dir Blumen gepflückt. Sind sie nicht hübsch?«
»Jaja Minna, sie sind bezaubernd. Glaubst du wirklich, dass an den Gerüchten etwas Wahres ist, Lorentz?«
Es ging mal wieder um die Regeis, diese dummen Störenfriede. Müsste sich Mama nicht so über sie aufregen, hätte sie mehr Zeit für mich.
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Und Ich Bleibe...
Teen FictionAls Minna 17 wird, beginnt sie sich an ein Leben zu erinnern, dass sie nicht gelebt haben kann, denn es spielt vor vielen Jahren. Und dennoch kommen Gefühle hoch, die so real sind, dass sie sie nicht verdrängen kann. Schon bald muss sie sich entsche...