ℰr verharrte nie mit dem Fuß über der Türschwelle, wenn er einen Raum betrat. Es schien ihm allein aus Prinzip zuwider, etwas wie Zögern in seiner Gestik aufflackern zu lassen; und als Alleinerbe des Familienunternehmens war ihm nie etwas anderes eingetrichtert worden.
Auch auf seine Füße weigerte er sich länger zu schauen, als es bedurfte, sich ihrer tadellosen Hochglanzpolitur zu vergewissern - in seinen Augen sprach ein gesenkter Blick lediglich für einen schwachen Charakter, und wenn eines gab, das nicht auf Louis William Tomlinson zutraf, so war es dies.
Der junge Mann war Brite und verfügte über neun goldene Regeln, die er mit eiserner Willenskraft einzuhalten vermochte. Er pflegte seiner Mutter gegenüber zu behaupten, die Wahl sei deshalb auf solch eine krumme Zahl gefallen, da es sich bei ihr um ihre Lieblingsziffer handle, aber in Wahrheit weil ihm partout keine letzte Regel mehr eingfallen. So waren es neun geworden, und obwohl sie entgegen seines besseren Wissens für immer neun bleiben würden, so sollten doch sie an diesem Abend um eine erweitert werden.
Vielleicht war es die Vorahnung darauf, an diesem Abend mehr als die Hälfte eben jener zu brechen oder das Aufblitzen eines kobaldblauen Kleides am Rand seines Blickfeldes - aber als er im Gefolge seines weitläufigen Freundeskreis das Herrenhaus der Madisons betrat, blieb er unwillkürlich mitten im Türrahmen stehen.
Zeige niemals etwas anderes, als eiserne Entschlossenheit.
Er spürte, wie Niall von hinten in ihn hineinstolperte und wahrscheinlich den Kragen seines teuren Hemdes bei dem verzweifelten Versuch, sein Gleichgewicht wieder zu erringen, komplett verzog. Wäre er selbst nicht so perplex gewesen, hätte er das bestimmt als Grund genommen, seinen ältesten Freund unwillig anzuknurren, aber so blickte er nur ganze sieben Sekunden irritiert auf seine schwarzen Lackschuhe herab, die da bewegungslos auf teurem Marmor verharrten.
Lasse deinen Blick niemals auf dem Boden verharren.
"Tomlinson", hörte er Niall hinter sich japsen. "Was soll das denn werden?" Augenblicklich riss Louis sich aus seiner Trance und trat fast schon zu hastig durch den Türrahmen. Mit einem beiläufigen Blick über seine Schulter musste er sich eingestehen, dass die Bezeichnung Türrahmen dem schlossartigen Tor wohl kaum gerecht wurde, durch das er eben getreten war. Es war im klassischen Art Deco Stil gehalten; die etlichen goldenen Verzierungen mussten von einem Architekten stammen, der von seiner Arbeit viel verstand - schon auf den ersten Blick war Louis aufgefallen, dass sie vollständig mit dem Goldenen Schnitt vereinbart waren.
Eine Tür, so pflegte zumindest Troy Austin Tomlinson immer zu behaupten, sagte alles über das Herrenhaus dahinter aus. Und auch bei der Fallon Villa sollte er recht behalten.
Hatte die Tür schon ihren gewissen Eindruck bei Louis hinterlassen, so tat es das eigentliche Herrenhaus erst recht. Das erste, das ihm durch den Kopf ging, war eine kritische Aufnahme des übermäßigen Goldverschleißes allein im Eintrittsbereich. Wohin er auch blickte, funkelte und strahlte ihm nichts als Gold und Carrara-Mamor entgegen und unwillkürlich wurde er von dem Gefühl erfasst, in den Tresor des britischen Könighauses gestolpert zu sein. Die ganze Villa musste ein Vermögen Wert sein, dachte er staunend. Der Saal selbst bestand im Übrigen aus einer gigantischen Halle, deren Ausmaße Louis an den Vorstellungssaal der New York Met erinnerte, auch wenn es dort eindeutig an den Verzierungen fehlte, die hier im Übermaß vorhanden schienen.
Zeige niemals Staunen, sollte es das Eigentum eines anderen Mannes anbelangen.
Er hatte seinen Blick kaum einmal zur breiten Marmortreppe am Ostende des Saals schweifen lassen, da eilte auch schon ein Kellner herbei, um ihm auffordernd ein randvolles Tablett unter die Nase zu halten, dessen Inhalt sich bei genauerer Betrachtung als Sektflöten entpuppte. Etwas widerwillig griff Louis zu, auch nur der Manieren Willens, und fand sich plötzlich neben Niall wieder, der gleich zwei Gläser in die Hand genommen hatte.
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blue heaven; l.t.
Short Story❝ a little white light will guide you into my blue heaven ❞ das mädchen mit dem blauen kleid lässt niemanden kalt. vor allem nicht louis.