1. Freund oder Feind

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I know that you're in pain

But if we die at the same time does it still scare you?

Make me a promise here tonight. Let's go!

Dreamless in early graves, I never want it to be this way

The chemicals will bring you home again

This is it, when it's done, we can say that,

Oh my God we're not gonna make it

- A Match Into Water, Pierce The Veil

Der Himmel war verregnet und grau wie immer. Dunkle Wolken hingen über den Bergen, sowie den Tälern. Dicke Regentropfen suchten ihren Weg durch den starken Wind nach unten und tiefe Pfützen hatten sich über die Tage auf den Feldern und Wegen gebildet. Jona starrte, das Gesicht passend zum Wetter verzogen, nach draußen. Die Fensterscheibe war sauber, als ihm in der Vorstunde langweilig gewesen war, hatte er innen oder außen nach Schmutz gesucht. Bis auf dunklere Schlieren an den äußersten Seiten hatte er nichts entdeckt. Ein Blick auf die Uhr verbesserte seine Laune nicht. Er zählte die Regentropfen, die gegen das Fenster prasselten und daran herunterliefen. Er verfolgte sie mit den Augen, frage sich, welche zuerst unten ankommen würden, welche gleichzeitig. „Jona?“

Der Junge hob seinen Blick von dem Fenster und wendete ihn seiner Biologielehrerin zu.

„Hm.“

Ungeduldig sah die ältere Frau ihn an. Sie sah gut aus, für ihr Alter. War schlank und groß gewachsen, die angegrauten Haare zu einem Pferdeschwanz nach oben gesteckt, ihr strenges Kostüm körperbetont. Sie hatte keine Falten um die Augen, allerdings einen strengen Zug um den Mund. „Würdest du mir bitte die Frage beantworten? Oder hast du nicht aufgepasst?“

Es war mehr eine Feststellung als eine Frage.

„Könnten sie die Frage vielleicht noch einmal wiederholen?“

Mit entnervtem Gesichtsausdruck drehte die Frau sich von ihm ab, der Klasse zu.

„Wer von euch hat aufgepasst und würde Jona die Frage wiederholen?“

Carina, erste Reihe, Brille, gute Noten, Finger hoch erhoben. Neben ihr, den Finger mindestens so weit wie ihre Banknachbarin in die Luft gereckt, saß Sophie. Die beiden strebsamsten und dennoch nicht schlausten Mädchen der Klasse. Sie waren immer alleine, immer zu zweit. Nie mit anderen Schülern, und sie machten sich nichts daraus. Jona wusste nicht, ob er sie beneidete oder bemitleidete.

„Sophie.“

„Was ist für den Insulinmangel bei Diabetes Millitus Typ B verantwortlich.“

Interessant. „Keine Ahnung.“

Der Blick der Lehrerin streifte ihn noch kurz, genervt und verärgert. „Fang endlich an, etwas zu tun, oder es wird böse für dich enden, und ich sage dir das im Guten“, stieß sie durch zusammengebissene Zähne hervor. Er erwiderte nichts, starrte einfach weiter aus dem Fenster. Der Regen war stärker geworden, mehr Regentropfen bahnten sich ihren Weg nach unten, bildeten kleine Regenrillen auf dem Absatz des Fensters.

Ein Ellenbogen hieb ihm hart in die Seite.

Er wollte es ignorieren, hob seinen Blick nicht, er wollte nicht reden.

Nochmal traf ihn der Ellenbogen, dieses Mal noch schmerzhafter, in die Rippe.

„Alter?“ Phillips harsche Stimme ließ sich nicht ignorieren. Einen Seufzer unterdrückend drehte sich Jona um. Sein Banknachbar und bester Freund saß neben ihm, Augenbrauen zusammengezogen, die blauen Augen durchbohrten ihn förmlich. „Was?“

Keeping SectretsWo Geschichten leben. Entdecke jetzt