Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Es ist der Vater mit seinem Kind.
Er hat den Knaben wohl in dem Arm,
Er faßt ihn sicher, er hält ihn warm.Paul P.o.V.
"Paul? Hast du deinen Mantel und das feine Hemd angezogen?" ruft Vater durch unser kleines Häuschen. "Ja. Ich komme" antworte ich und renne zur Tür.
Wir wollen heute meine Tante Aneta besuchen, und ich freue mich schon wahnsinnig darauf sie wiederzusehen. Ich liebe sie wie meine eigene Mutter, na gut, eigentlich ist sie für mich auch sowas wie meine Mutter. Diese starb nämlich wenige Monate nach meiner Geburt, seitdem kümmern sich mein Vater und Mutters Schwester, Tante Aneta um mich.
Gemeinsam gehen wir nach draußen und satteln Kasper, unser Familienpferd. Er war das Hochzeitsgeschenk für Mutter und Vater. Jetzt reitet Vater ihn und ich habe vor einigen Jahren das Reiten auf ihm gelernt.
***
"Hallo mein Großer! Wie du in der letzten Zeit gewachsen bist!" begrüßt Tante Aneta mich überschwänglich und zieht mich in eine herzliche Umarmung. "Hallo Tante Aneta" nuschele ich in ihren weinroten Umhang, der mich am atmen hindert. Hastig befreie ich mich aus ihrem Griff.
Während sie mit meinem Vater Neuigkeiten - oder besser Klatsch - aus der Umgebung austauscht, führt sie uns ins Esszimmer. Auf dem Tisch stehen eine gebraten Ente und Schüsseln mit diversem Gemüse, das ich wahrscheinlich eh nicht essen werde. Wozu auch, wenn man Fleisch essen kann?
***
Es ist mittlerweile dunkel geworden und ich bin müde. Mein Cousin Raphael zieht mich schon die ganze Zeit damit auf, dass ich erst sieben bin und für mich schon lange Schlafenszeit ist. Auch Vater und Tante Aneta sind der Meinung, dass wir nun nach Hause reiten sollten. "Ihr besucht uns hoffentlich bald wieder!" lächelt Tante Aneta als wir ihr Gehöft verlassen. Vater hat mich in dicke Wolldecken eingewickelt und hält mich auf dem Arm, während er mit der anderen Hand locker Kaspar's Zügel hält. "Tschüss! Hab dich lieb!" rufe ich und winke, bis ich sie im Dunkel der Nacht nicht mehr erkennen kann.
Vater hat mir beigebracht, den Leuten die ich lieb habe, zum Abschied immer zu sagen dass ich sie lieb habe. Auch wenn wir uns eben noch gestritten haben. Denn man weiß nie, ob und wann man sie wiedersieht.
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Okay das war das erste Kapitel und sozusagen die Vorgeschichte. Ab dem nächsten Kapitel geht's dann richtig los :)
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Der Erlkönig
ParanormalPaul, ein siebenjähriger Junge, stirbt, als er mit seinem Vater von einem Besuch bei seiner Tante zurückkehrt. Es war kein Unfall, keine Verletzung, keine Krankheit. Kurz vor seinem Tod sprach er von einem Erlkönig... Was ist in dieser Nacht wirklic...