Kapitel 1

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Madisons POV

Atemlos kam ich im fünften Stock der Redaktion an. Vor dem Konferenzraum holte ich nochmal tief Luft, dann klopfte ich an. "Herein?" ertönte die Stimme meiner Chefin. Ich trat ein. "Guten Morgen." "Ahhh Madison. Schön das du da bist!" Sie gab mir per Handzeichen zu verstehen, dass ich zu ihrem Platz kommen sollte auf dem ihr Laptop stand. "Ich habe gestern deinen neuen Artikel bekommen. Er ist dir sehr gut gelungen." Etwas unsicher lächelte ich sie an, antwortete aber mit einem freundlichen Danke. Damit entließ sie mich an meinen Platz, wo bereits meine Arbeitskollegin und gute Freundin Anna auf mich wartete. "Guten Morgen." "Morgen." Wir schlossen uns kurz in die Arme und prompt hing sie wieder ihren eigenen Gedanken nach. Sie war einfach kein Morgenmensch. Nach der wöchentlichen Morgenkonferenz blieben wir alle noch eine halbe Stunde sitzen um zu frühstücken. Jetzt kommt wieder die Zeit in der sie alle ihren dritten Kaffee intus haben und wach werden. Dachte ich mir und musste anfangen zu grinsen. Ja, mein Arbeitsplatz war einer der Besten. Ich meine, jeder kam gut mit den anderen klar und sogar unsere Chefin ist eine Vertrauensperson. Als wir also eine Stunde später in unseren abgekühlten Büros saßen, hing ich mal wieder meinen Gedanken nach. Willst du hier wirklich bleiben? Eigentlich willst du doch deine eigene Agentur, dein eigener Chef sein. Denk doch nicht so einen Quatsch, dein Arbeitsplatz ist perfekt. Du verdienst ausreichend, du fühlst dich wohl. Was willst du mehr? Na meine eigene Agentur. Ich schüttelte den Kopf um die Diskussion in meinem Kopf zu beenden. "Maddy? Hallo?!" etwas perplex schaute ich Anna an. Sie teilte sich mit mir ein Büro, saß mit ihrem Schreibtisch genau gegenüber und wedelte nun mit ihrer Hand vor meinem Gesicht. "Sorry. Was ist?" Sie seufzte. "Ich hatte gefragt ob du vielleicht meinen Artikel Probelesen könntest." "Na klar." Ich erhob mich aus meinem Stuhl und ging herüber. "Der ist gut. Der ist wirklich gut." sagte ich, als ich fertig war und setzte mich wieder an meinen Platz. Etwas unsicher konzentrierte ich mich wieder auf den noch leeren Bildschirm vor mir. Die Aufträge waren noch nicht drinnen und mir fiel nichts ein, was erwähnenswert wäre. "Ich weiß immer noch nicht warum du hier arbeitest." sagte Anna, ohne dabei ihren Blick von ihrem Bildschirm zu heben. "Das habe ich dir doch schon 1000 mal erklärt." seufzte ich. "Ja schon, aber ich finde immer noch du gehörst in die Modelbranche." Das sagte sie ständig. Wie kommt sie nur immer darauf? "Nein gehöre ich nicht! Ich habe Kurven, ich bin der größte Tollpatsch, trage so gut wie nie hohe Schuhe und würde wahrscheinlich nur als vorher Bild gebucht werden." Anna guckte mich grimmig an und ich musste anfangen zu lachen. "Mal im Ernst. Sehe ich so aus als würde ich mich für irgendwelche Möchtegern Designer runter hungern, um dann nur in Unterwäsche und hohen Schuhen über irgendeinen Laufsteg zu stolpern, in der Hoffnung jemand findet mich gut und bucht mich?!" Jetzt fing sie an zu lachen. "Nein, das würdest du nicht machen. Aber nicht alle Models gehören zu Victoria's Secret." "Ja richtig, aber die Besten der Besten. Und dafür sind mir meine Kurven eindeutig zu schade. Außerdem falle ich eh raus weil ich zu viele Tattoos habe und gepierct bin." "Mag sein, trotzdem." Damit beendete sie die Diskussion und ich war ihr wirklich dankbar dafür. Es war jetzt auch nicht so das ich fett war oder so, aber mir konnte man auf den Arsch hauen, ohne Angst haben zu müssen das mein Becken zersplittert.
Um 17 Uhr verließ ich meinen Arbeitsplatz, der glücklicherweise nicht weit von meiner Wohnung entfernt war. Diese befand sich in einem edlen Haus und konnte man eher mit einer Suite vergleichen. Es war eine Eigentumswohnung und mein absoluter Traum. Ich hatte eine Glasfront im Schlafzimmer durch die ich über fast ganz Berlin gucken konnte. Ich ging kurz duschen und zog mir frische Sachen an um mich direkt wieder auf den Weg zu machen. Heute hatte mein Vater Geburtstag und ich war zum Essen eingeladen. Der abendliche Verkehr war grauenhaft und so brauchte ich fast eine Stunde bevor ich bei meinen Eltern ankam. Toll, das duschen hättest du dir auch sparen können wenn du jetzt im Berliner Stau bei dieser Hitze geschwitzt hast. Kaum hatte ich geklingelt, da öffnete meine Mutter mir auch schon die Tür. "Hallo Mäuschen." Sie zog mich in ihre Arme und sofort umgab mich ihr vertrauter Muttergeruch. "Hallo Mama" ich löste mich aus der Umarmung um meiner Mama ins Gesicht zu gucken. Ihre grauen Ansätze ließen mich schmunzeln und die Fältchen um ihre Mundwinkel strahlten mich an. "Komm doch mit rein, dein Vater ist im Garten schon fleißig am Grillen." "Hmm das ist gut. Ich habe nämlich einen Bärenhunger." Wir lachten und machten uns auf den Weg in den Garten wo ich meinen Papa herzlich umarmte. "Alles alles gute zum 50 Papa. Jetzt bist du schon doppelt so alt wie ich." ich musste grinsen und mein Papa fing an zu lachen. "Danke danke, wie charmant das du mich dran erinnerst." Er gab mir einen Kuss auf den Kopf und machte sich wieder am Grill zu schaffen.
"Und wie läuft die Arbeit?" fragte mich meine Mum während des Essens. "Super. Ich habe mich jetzt richtig eingelebt und komme auch mit dem neuen Schreibprogramm gut zurecht." "Das freut uns!"
Nach dem Essen blieb ich noch eine ganze Weile mit ihnen im großen Garten sitzen und als ich mich auf den Heimweg machte, war es bereits 22.30 Uhr und dunkel. Zuhause angekommen, warf ich mich gleich in meine Schlafsachen, schaltete die Klimaanlage ein und legte mich ins Bett. Der Tag war wirklich anstrengend und so schlief ich mit einem Blick auf Berlin ein.

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