14.Brief

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  An jemanden, von dem du dich entfernt hast  

Hallo Katja.

Ich glaube, du kapierst noch nicht, das ich nicht mehr deine bete Freundin bin. Aber es ist so. Vielleicht verstehst du es irgendwann, aber bitte hör endlich auf, jeden Tag zu fragen, ob ich Zeit habe. Ja, ich habe Zeit. Aber keine Lust. 

Dieses Gefühl, das ich mich langsam distanziere, war schon bevor diese Sache passierte. Klar, als wir klein waren, war es die perfekte Freundschaft. Aber als wir älter wurden, konnten wir uns unsere Zeit nicht mehr mit Pferde spielen vertreiben. Wir fingen an, rumzulaufen. Zuhause zu hocken. Schwachsinn zu reden. Und mir wurde es zu langweilig, von Tag zu Tag. Wir waren nie typische beste Freundinnen, klar, ich erzählte dir schon viel, aber nicht alles. Und am Ende schon gar nichts. Also erzählte ich dir keine Geheimnisse mehr. Es ist einfach so, du kannst dir keine andere Meinung bilden. Und ich hasse es, wenn man sich extra anpasste. Wenn man dem anderen so gefallen will. hattest du Angst davor, ich würde irgendwelchen Streit anfangen, wenn du eine andere Meinung hattest? Oh, nein. Ich liebe es zu diskutieren, ja, aber trotzdem musstest du dich nicht verstecken. Und das hast du getan, leider.

Ich weiß nicht, ob es ohne diese Sache anders wäre. Vielleicht hätte es uns nur ein wenig Zeit gelassen. Denn ich spürte ganz genau, dass ich mich verändert hatte, dass du dich verändert hast, noch mehr ins negative. Du wurdest langsam zu einer Person, mit noch weniger Persönlichkeit. Zu denen, die ich am meisten nicht leiden konnte. Ich habe mich bei dir gelangweilt, unwohl gefühlt. Ja, es tut mir wirklich schrecklich Leid, aber so ist es nun mal. Und daran ändert sich denke ich auch nichts.

Ich hoffe, du verstehst das alles.

Julia.

30 Tage- 30 BriefeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt