Siebzehn

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SIEBZEHN

Klara

„Bist du glücklich?" Ich sehe Niklas neugierig an. Eigentlich weiß ich gar nicht, welcher Teufel mich geritten hat, ihn das zu fragen. Und wenn ich mir Niklas so ansehe, hat er auch nicht mit so einer Frage gerechnet. Ich könnte wetten, er antwortet, dass er glücklich ist. Er konnte sich damals auch schon immer sehr gut herausreden. Doch heute wird er damit definitiv kein Glück haben.

„Klar. Ich habe eine Klinik die gut ausgelastet ist, bin verlobt und habe seit kurzem eine Tochter", rattert er herunter. Was habe ich gesagt? Ich hätte vorher eine Wette auf seine Antwort geben sollen. Er sieht überhaupt nicht glücklich aus.

„Niklas, das meine ich nicht. Das weiß ich alles selber. Ich wollte wissen wie es dir wirklich geht!"

Ich sehe ihn erwartungsvoll an.

„Was willst du von mir hören, Klara? Das ich dir nach all den Jahren noch immer hinterher trauere? Das Fee mir eigentlich nicht wirklich etwas bedeutet? Willst du auch hören, dass mich meine plötzliche Vaterschaft total überrumpelt und überfordert hat? Die Antwort auf deine Frage lautet nein. Nein, ich bin nicht glücklich. Ganz und gar nicht. Ich habe in den letzten sechs Jahren immer wieder versucht dich aus meinem Gedächtnis zu streichen. Eigentlich habe ich auch gedacht, ich hätte es geschafft. Doch dann tauchst du auf einmal in meiner Klinik auf und alles ist vorbei. Verdammt, du bist noch hübscher als damals." Ich presse meine Lippen aufeinander. Er hat gesagt, dass er mich nie vergessen konnte.

„Ich musste mich so zusammenreißen. Auf der einen Seite wollte ich wissen, wieso du mich damals einfach verlassen hast aber auf der anderen Seite hatte ich auch einfach nur Angst vor dieser Antwort. Weißt du eigentlich wie ich damals gelitten habe? An diesem verdammten Tag wollte ich dir einen Heiratsantrag machen. Aber anstatt auf meine Freundin zu treffen, lag in unserer Wohnung nur ein Brief. Es tut mir leid, aber es passt einfach nicht mehr. Etwas Erniedrigendes habe ich noch nie erlebt. Und dann das Treffen im Park, mit Lina. Mir war sofort klar, dass du damals einen anderen Mann kennengelernt hast. Die Ähnlichkeit zu mir ist mir erst gar nicht aufgefallen. Ich war mir sicher, dass du einfach ein neues Leben begonnen und eine Familie gegründet hast. Nie im Leben hab ich doch daran geglaubt, selber der Vater zu sein."

Das schockt mich jetzt wirklich. Ich habe nie damit gerechnet, dass mir Niklas einen Antrag machen wollte. Ich sitze wie eine Salzsäule vor ihm und muss mich wirklich zusammenreißen. Ich schließe kurz meine Augen, ehe ich ihn wieder ansehe.

„Du hast wirklich gedacht, ich hätte dich betrogen?", flüstere ich.

„Was hättest du denn an meiner Stelle gedacht?"

„Niklas... der wahre Grund... Ich habe damals einfach keinen anderen Weg gesehen. Meine Angst vor deiner Reaktion war einfach viel zu groß. Mich gegen das Baby zu entscheiden, habe ich nicht übers Herz gebracht. Dann bekam ich die Chance in London anzufangen. Ich wollte doch nicht deine Zukunft gefährden", erzähle ich ihm und bemerke erst viel zu spät, dass ich angefangen habe zu weinen. Verdammt. Das letzte was ich will ist, vor Niklas zu weinen.

„Klara, du hattest Angst vor meiner Reaktion? Was hast du denn bitte gedacht? Das ich dich zur Abtreibung zwinge? Ach Klara, deshalb hast du unsere Beziehung beendet und bist einfach abgehauen? Weil du dachtest das ich unser Kind nicht hätte haben wollen? Ich hätte mir nichts Schöneres vorstellen können als mit dir unser Kind groß zuziehen.Jetzt allerdings weiß ich wirklich nicht, ob ich das kann. Ob ich wirklich ein guter Vater für Lina sein kann", gesteht er leise. Er hat es ausgesprochen. Das was ich schon die gesamte Zeit vermutet habe. Niklas denkt also auch heute noch manchmal so negativ über sich. Ich lege meine Hand auf seine. Es mag kitschig klingen, aber es fühlt sich so an, als würde Strom durch meine Adern fließen. Oh man, ich liebe diesen Mann noch immer. Mehr als mir lieb ist. Er ist vergeben, Klara.

„Ich finde du machst das sehr gut. Lina liebt dich mehr als alles andere. Wenn du nicht da bist, redet sie in einer Tour nur von ihrem tollen Papa. Ihrem Helden. Gib dir selber einfach ein bisschen Zeit. Ich weiß, ich bin an deinen Unsicherheiten maßgeblich mitbeteiligt, aber du gibst dir Mühe und das ist doch für den Anfang alles was zählt." Ich sehe ihn aufmunternd an und nehme meine Hand von seiner zurück.

„Genug von mir. Was ist denn mit dir? Hast du einen neuen Mann kennengelernt?" Na toll. Muss er mich jetzt ausgerechnet das Fragen? Wie stehe ich denn jetzt da? Sechs Jahre hatte ich keine wirkliche Beziehung.

„Nein. Es ist wirklich nicht einfach mit Kind einen Mann kennen zu lernen, der es wirklich ernst meint. Außerdem bin ich auch nicht daran interessiert jemanden kennen zu lernen. Mein Herz ist da nicht bereit zu".

Vielleicht bilde ich es mir auch nur ein, aber ich habe das Gefühl, dass ihn meine Antwort etwas beruhigt hat.

„Magst du noch einen Schluck Wein?", frage ich und verschwinde in die Küche. Ich brauche etwas mehr Abstand, sonst drehe ich noch durch.

Kurze Zeit später spüre ich ihn hinter mir. Das ist alles so falsch. Wie soll ich das noch weiter aushalten? Immerhin wird er bald eine andere Frau heiraten.

„Hey". Er legt seine Hände um meine Hüfte. Ich drehe mich zu ihm um und sehe in seine wundervollen Augen.

„Was machen wir hier?", frage ich leise.

Bitte küss mich, flehe ich stumm.

„Wir sehen uns an", flüstert er und zieht mich noch näher an sich. Als ich mir auf die Lippe beiße, drückt er mich an die Arbeitsplatte und küsst mich. Endlich.

Unser Kuss wird schnell leidenschaftlicher, als mich Niklas in einer Leichtigkeit auf die Arbeitsplatte setzt. Seine Hände liegen noch immer um meiner Hüfte. Wie sehr ich diese Lippen, diesen Mann vermisst habe, wird mir erst jetzt deutlich bewusst.

Als sich unsere Lippen trennen, legt er seine Stirn an meine.

„Klara, ich weiß nicht was du mit mir machst. Aber wenn du mich jetzt nicht stoppst, weiß ich nicht worin das hier enden wird", haucht er und stupst mich mit seiner Nase an.

In seinen Augen steht die pure Leidenschaft.

„Und was ist, wenn ich dich gar nicht stoppen will? Was ist wenn ich wissen will wie es enden könnte?", frage ich und sehe ihn an.

Ohne ein weiteres Wort von seiner Seite, hebt er mich erneut hoch und trägt mich in mein Schlafzimmer. Was ein Glück das Lina ihm vorhin eine kleine Wohnungsführung gegeben hat.



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HALLO IHR LIEBEN,

es tut mir leid, dass dieses Kapitel vielleicht jetzt nicht so spannend ist, dennoch fand ich es gut, die Situation auch nochmal aus Klaras Sicht zu beschreiben. Aber dafür geht es dann nächste Woche mit dem Morgen danach weiter ;) 

Habt noch einen schönen Sonntag.... Macht ihr was schönes? 

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