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[letzter Stand 2017- nicht vollständig überarbeitet]

"Wo ist mein beschissenes Bier, Weib?"
Ich musste mich dazu zwingen nicht etwas ungehobeltes zu erwiedern.
„Wenn Sie sich nicht benehmen, muss ich sie leider bitten zu gehen. Wir dulden so einen Tonfall nicht. Noch einmal und sie bekommen Hausverbot, nachdem sie letztes Mal schon so ein Verhalten an den Tag gelegt haben. Habe ich mich klar ausgedrückt?"

Ich versuchte stark und selbstbewusst zu klingen, alles andere würden Männer wie ihm nur in die Hände spielen.

"Seh' ich etwa so aus als würde ich einen Scheiß darum geben, was du sagst du billiges Flittchen? Her mit meinem Bier!"

Es würde vermutlich nichts bringen ihm zu sagen, dass er bereits sein Bier ausgetrunken hatte. Neben diversen anderen alkoholischen Getränken.

"Verlassen Sie dir Bar auf der Stelle und ich werde noch einmal darüber nachdenken ihnen ein Hausverbot zu erteilen."

Ich rang mir ein lächeln ab, und versuchte ruhig zu bleiben, obwohl er mir nun seit geraumer Zeit mit seinen dreckigen Pranken immer wieder  an meinen Allerwertesten grabschte wenn ich an ihm vorbeiging. Ich durfte leider nicht direkter gegenüber Gästen werden.

Im Nachhinein hatte diese Angelegenheit doch länger gedauert als geplant und die daraus folgenden Überstunden bekam ich leider auch nicht bezahlt.
Mit diesem Job, konnte ich mich während meines Studiums leider auch wirklich nur sehr dürftig über Wasser halten und lebte praktisch mit der Hand im Mund.
Aber ein besseren Nebenjob in näherer Umgebung fand ich momentan einfach nicht.

Nachdem es mein Chef Dave es glücklicherweise gerade noch so geschafft hatte die Sache ohne Polizei zu klären, machte ich mich mit meinen letzten Kraftreserven auf den Heimweg.
Wäre die Polizei erschienen , hätte sich die Angelegenheit nur noch weiter in die Länge gezogen und in meinem Zustand hatte ich einfach keine Nerven dafür und wollte einfach nur noch in mein Bett.
Lange nach meinem Schichtende zog ich mir endlich meinen Mantel über - wenn auch ziemlich umständlich - und öffnete die kaputte Eingangstür. Lauwarme staubige Abendluft strömte mir entgegen und ich fand mich im Nachtleben von Hell's Kitchen wieder.

Tatsächlich war es hier um diese Uhrzeit kein sicherer Ort für Personen meines Alters und  Geschlechts, aber in dieser Gegend zu wohnen war ein notwendiges Übel wenn man sich als Student versuchte über Wasser zu halten. Immerhin wohnte ich in der Nähe meiner Arbeit.
Es änderte aber leider nichts an der Entfernung  zur Uni. Wäre auch zu schön gewesen.
Die einzigen Menschen die neben mir noch auf den Straßen zu sehen waren, waren laute Partygänger, die von einem Club zum nächsten gingen, als wären sie Motten, die von Licht angezogen würden.
Auf meiner Straßenseite waren aber eher jene ominösen Gestalten zu sehen, die besorgte Mütter als Vergewaltiger, Drogendealer und generell Kriminelle abgestempelt hätten.
Wie beruhigend.
Bei diesem Gedanken verstärkte ich meinen Griff um die Riemen meines Rucksacks, den ich vorsichtshalber dicht an meine Brust gedrückt festhielt.
Nicht, dass dies im Fall der Fälle irgendetwas gebracht hätte, aber immerhin verlieh mir das ein Gefühl von Sicherheit.
Ein wenig zumindest.
Das einzige was die verdreckte graue Straße erleuchtete waren die Leuchtreklamen von der Straße gegenüber, die meine Weg in ein bedrohlich wirkende Halbschatten tauchte. Es war weder richtig hell noch dunkel und es wirkte immer noch so bedrohlich wie vor 3 Monaten als ich hier hin gezogen war.
Langsam beschlich mich ein unruhiges Gefühl, denn obwohl mich die bedrohlich aussehenden Menschen nicht beachteten, fühlte ich mich seltsamerweise beobachtet.
Mit demselben unruhigen Gefühl betrat ich das heruntergekommene Backsteinhaus, lief am defekten Aufzug vorbei und stieg die Treppen in den sechsten Stock, bis ich vor einer Holtür mit altem Glas, welches schon den ein oder anderen Sprung in der Scheibe hatte stand, an der auf einem mit Tesafilm befestigtem Pappschild stand:
Klingel kaputt-laut Ding-Dong rufen.

Ich schloss die Tür auf, die nach ein wenig rütteln meinerseits aufging und brüllte in das Wohnzimmer hinein:
"Wer von euch Schwachmaten hat meinen Pudding gegessen? Ich habe da extra meinen Namen mit Edding draufgeschrieben!"
Zwei eindeutig männliche Stimmen riefen
"Sam!", beziehungsweise "Bob!"
Ich knallte die Tür hinter mir zu.
"Jungs! Morgen wird an exakt dem selben Ort exakt der selbe Pudding stehen und zwar in doppelter Ausführung. Mit meinem Namen drauf"
Mit einem gemurmelten okay seitens einer der beiden, gab ich mich zufrieden und verschwand in meinem Zimmer um mir etwas bequemeres anzuziehen. Meine  Lieblingssocken mit Brokkoli- Aufdruck pfefferte ich achtlos irgendwo auf den Fußboden, daraufhin folgte meine Kleidung und Tasche. Ich suchte derweil meinen Kleiderschrank nach Schlafsachen ab und fand letzten Endes zwei verschiedene Paare von uralten Pjamas. Ich sage nur: Prinzessinen, Teddybären und SEHR viel rosa.

Ich schlüpfte in die Pyjama-Hose und auf dem Weg zum Wohnzimmer streifte ich mir noch mein Oberteil über.

Dass die Jungs mich kurz im BH sahen störte mich relativ wenig und sie würden mir auch nichts weggucken. Sie waren erstens keine Perverslinge und zweitens ein Pärchen und drittens war da nicht viel zum Weggucken.
Ich ließ mich neben die Jungs auf das alte abgenutzte Sofa fallen, die gerade irgendeine hirnlosen Casting-Show verfolgten und während Bob bei ihm bekannten Liedern lauthals anfing mitzusingen, zog Sam lautstark über die inkompetente Jury und die seiner Meinung nach noch viel inkompetenteren Kandidaten her. Ich wollte mir das nicht länger geben und zog ein Buch unter dem Sofa hervor und las ein wenig während ich nur halbherzig das Geschehen auf dem Bildschirm verfolgte.

Ein kurzer Blick auf mein Handy verriet mir, dass es schon nach 22 Uhr war und wenn Bob nicht bald seine Klappe hielt oder leiser singen würde, unsere Nachbarn hier vor der Matte stehen würden und uns wegen Lärmbelästigung und Nachtruhe einen Vortrag halten würde und im schlimmsten Fall mit der Polizei drohen würden. Anscheinend gab es wohl selbst in der unbeliebtesten und dreckigsten Ecke der Stadt spießige Nachbarn.
Vor allem wenn man davon absah, dass sie sich selbst nicht entsprechend verhielten.

"Habt ihr abgesehen von meinem Pudding schon was gegessen? ", fragte ich in der Hoffnung es wäre noch etwas übrig.

"Ja, aber es waren 2 Pizzen und die sind jetzt weg.", erklärte Sam welcher daraufhin wieder in in sein Gejaule verfiel.

"Meh.", beschwerte ich mich, während ich die Lautstärke des Fernsehers mithilfe der Fernbedienung hinunterregelte.

"Hör auf dich zu beschweren wenn du nichts dagegen tust", meldete sich nun auch Sam zu Wort der gerade dabei war die Lautstärke des Fernsehers wieder zu erhöhen.
Ich hatte allerdings nicht weiter vor im Wohnzimmer zu bleiben, da ich nach wie vor nur noch in mein Bett wollte, nachdem mir der Tag schon so einiges abverlangt hatte.

Bettfertig trottete ich mit dem Buch unter meinem Arm in mein Zimmer und wünschte den Jungs missmutig eine gute Nacht.

Als ich meine Tür öffnete erwartete ich alleine zu sein, was allerdings nicht zutraf.

Das eigentliche Problem hierbei lag vor Allem nämlich darin, dass ich diese Person nicht kannte.

Mir rutschte das Herz in die Hose.

Dann baute sich ein Schrei in meiner Kehle auf.

timeless ||Bucky Barnes/Winter Soldier||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt