Ich habe Mails geschrieben. Um 21.04 Uhr. Dann hat man an die Wand geklopft. Mein erster Gedanke: 'Lustig, der neue Nachbar ist so locker, dass er um die Zeit noch einen Nagel in die Wand haut.' Etwas riskant, wenn man an die anderen Nachbarn denkt. Die zwischen 65 und 80 und immer sehr sehr ruhig sind. Aber ein paar Mailsätze später frage ich mich, ob das Klopfen nicht mir galt. Ob er nicht gegen die Decke geschlagen hat, weil er mich tippen gehört hat. Eine Horrorvorstellung - von der man schon mal gehört hat, Nachbarn, die Handtücher unter der Tastatur einfordern. Aber dass einem selbst das mal passiert? Und jetzt sitze ich hier und grüble darüber nach, ob es wirklich so sein könnte. Gleichzeitig eilen meine Finger über die Tastatur - mehr schreiben, schreiben, schreiben, das darf einfach nicht sein. Als könnte man dagegen anschreiben, dass der Nachbar meine Schreibruhe gestört hatte und plant, es zukünftig noch mehr zu tun ...
DU LIEST GERADE
Herzblut - Mikroprosa
PoetryDas sind kurze Prosastückchen und Gedanken. Aber wenn du irgendwo anfängst und eins ums andere Kapitel hinzufügt, verändert sich das Ganze. Deshalb gibt es nicht das EINE, was es über dieses Werk zu sagen gibt. Es sind viele Stimmungen, Momentaufnah...