Leise scheliche ich mich an Austins Schrank. Nunja, ich versuche leise zu sein aber im endeffekt hört man jeden meiner Schritte.
»W-Was machst du da?« murmelt dieser mit seiner tiefen, verschlafenen Stimme.
»Nichts« rufe ich, öffne dann in Windeseile die Schranktür und schnappe mir schnell einen Stapel seiner T-Shirts. Noch bevor er seine Augen ganz öffnen konnte sprinte ich schnell aus seinem Zimmer.Erleichtert freue ich mich über meinen Triumph. Was gibts besseres als oversized Marken-Shirts die auch noch gut riechen?
Ich lege den Stapel in einen meiner zwei riesigen Koffer.
Wieso ich zwei riesige, vollbepackte Koffer zu Hause rumstehen habe.?
Eine bestimmte Person, dessen Name ich mich weigere auszusprechen, hat tatsäschlich das Sorgerecht für mich zugeteilt bekommen.
Aber von Anfang an. Ich habe vor zwei Wochen eine E-Mail mit allen nötigen Informationen zum Gerichtsprozess erhalten. Eins muss man sagen, diese Frau hält sich an ihr Wort. Leider.
Austin hat daraufhin einen Anwalt gefunden, der mich Verteidigen sollte. Er war auch ziemlich gut, konnte unseren Gedanken dann jedoch nicht durchsetzten.
Meine Mutter hat einen Antrag auf Sorgerecht gestellt, und wir widersprachen. Wir verlangten öffentlich von ihr, dass sie den Antrag zurücknimmt, damit dann Austin einen Antrag auf mein Sorgerecht stellen kann. Und damit ich anschließend bei ihm in Wohnheim einziehen kann.
Ich müsste eigentlich gar nicht zu ihm ziehen, da Austin theoretisch sein Studium abbrechen könnte, bis Dad wieder aufwacht, jedoch hat er es durch ein Stipendium auf das begehrte College Kaliforniens geschafft. Es gibt also fast keine Chance für ihn, nach dem Abbruch wieder aufgenommen zu werden.
Schließlich wird das nie passieren, da die Richter beschlossen haben, dass meine Mutter eine bessere Erziehungsberechtigte ist und ich nun in der Frist von einer Woche meine Sachen zusammen packen soll.
In der Frist von EINER Woche.
Wie soll das bitte möglich sein? Ach ja, es ist möglich, du musst bloß alle deine Pläne canceln, auf die du sehnsüchtig gewartet hast.
Und da alles nicht noch schlimmer sein kann, habe ich erfahren, dass ich nach San Diego ziehen muss. An das andere Ende der Vereinigten Staaten. Von Pennsylvania nach Kalifornien.
Einerseits ist San Diego eine wunderschöne Stadt, in der man selbst den unwahrscheinlichsten Traum verwirklichen kann. Und es ist verdammt nochmal San Diego. Das Wetter ist perfekt, die Menschen sind cool drauf. Es ist gefühlt das ganze Jahr über sonnig. Alleine die ganzen Einkaufscenter in denen ich shoppen werde.
Andererseits bin ich tausende Meilen von meinen Freunden und von meinem Vater entfernt. Ich werde nie die Möglichkeit haben, ihn spontan nach der Schule zu besuchen. Ich werde ihm nie frisch gepflückte Blumen ins Krankenzimmer bringen können. Ich werde ihm nie erzählen können wie mein Tag so war, mit der Hoffnung, dass er mich vielleicht doch hört aber bloß nicht antworten kann.
Naja, wenigstens bin ich im selben Staat wie mein Bruder.
Und das alles nur wegen dem Miststück, dass sich meine Mutter nennt.
Ich möchte eine Person wie sie nicht Mutter nennen, Miststück ist also ein sehr guter Ersatz.
Ich bin gerade dabei verschiedenste Pflegeprodukte in eine Kosmetiktasche zu packen. Das Biest (ein weiteres gut zutreffendes Synonym) hat mich darauf hingewiesen, dass ein bereits eingerichtetes Zimmer auf mich wartet. Wer richtet ein Zimmer für eine Person ein, die sie nicht kennt? Wenigstens hätte sie mich meine Möbel aussuchen lassen können, wenn ich schon dazu Gezwungen werde, zu ihr zu ziehen.
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Choices
Teen FictionKann man Geschehnisse als 'das schlimmste was mir je passiert ist' bezeichnen, obwohl man erst seit 17 Jahren auf der Welt ist? Ich weiß, es ist Ansichtssache, jedoch würde ich den Vorfall Anfang diesen Sommers als 'schlimmstes was mir je passiert...