Ankunft

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Ich freue mich euch bei meiner ersten Geschichte willkommen zu heißen und hoffe sie gefällt euch :D

~*~

Mit einem nervösen Grummeln im Magen öffnete ich eine der mehreren Flughafentüren. Im Flughafen war es noch klimatisiert gewesen, doch jetzt merkte ich die volle brasilianische Schwüle. Schweißtropfen bildeten sich auf meiner Stirn, die ich kurz darauf wegwischte. Der große Flughafenparkplatz, der jetzt vor mir lag, war menschenleer. Eigentlich nicht seltsam, da es bereits halb elf abends war, jedoch seltsam für mich. Denn ich hatte meinem Onkel Bescheid gesagt, wann mein Flieger hier in Brasilien ankommen würde. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mit einer Hand nach meinem grünen Rollkoffer zu greifen und mich auf eine der Bänke vor dem Flughafengebäude zu setzten.

Die Zeit verging und nach zehn Minuten suchte ich in dem Koffer mein Handy. Ich entsperrte es und rief die Nummer an, die auf dem Zettel stand. Es läutete kurz, bevor jemand abnahm.

"Joachim Löw." "Hallo Onkel." Am anderen Ende der Leitung wurde es still. Ich konnte nur im Hintergrund mehrere Stimmen tuscheln hören. "Kim, es tut mir schrecklich leid. Ich mach mich sofort auf den Weg.", durchbrach Jogi die Stille. "In Ordnung. Bis gleich." Damit hatte er aufgelegt. Ich musste keine fünf Minuten warten, da bog ein kleiner unscheinbarer Wagen auf den Parkplatz. Mit der rechten Hand griff ich nach meinem Koffer und mit der linken Hand wunk ich dem Fahrer.

Ich hatte eigentlich mit Jogi gerechnet, doch der Fahrer entpuppte sich als Hansi. Mit schnellen Schritten ging er um das Auto rum und hielt mir seine Hand hin. "Ich bin Hansi und du musst Kim sein, richtig?", begrüßte er mich. Ich griff nach seiner Hand und nickte. "Jap, die einzig Wahre." "Na dann komm. Wir werden ja auch nicht jünger.", lächelnd griff Hansi nach meinem Koffer und buxierte ihn in den Kofferraum. Ich wiederum setzte mich auf den Beifahrersitz. Schnell hatte Hansi den Kofferaum wieder zu gemacht und sich auf den Fahrersitz gesetzt.

"Es freut mich dich endlich mal kennenzulernen. Jogi hat schon so viel von dir erzählt.", begann Hansi und fuhr von dem Parkplatz. "Wirklich?", ungläubig runzelte ich die Stirn. "Dabei habe ich ihn ewig nicht mehr gesehen." "Ja, zehn Jahre sind eine lange Zeit. Wie ist es denn dazu gekommen?"

Auf dem Weg zum Camp erzählte ich Hansi meine komplette Lebensgeschichte. Mir war zwar nicht ganz klar, warum, aber ich tat es. Das Gespräch hätte noch ewig weiter gehen können, doch irgendwann kam das Camp in Sicht. Sofort meldete sich meine Nervosität wieder und ich hörte auf zu reden. Hansi merkte es natürlich sofort und lächelte mir aufmunternd zu.

Erst als wir direkt vor dem Hotel waren, bemerkte ich die vielen Kameras und Presseteams, die sich auch zu so später Stunde noch vor dem Eingang tummelten. Sie alle warteten auf ein Foto oder eine große Schlagzeile. "Es war wohl nicht ganz so klug ein Team-Trikot anzuziehen, oder?", fragte ich bevor Hansi den Wagen parkte und die Menschen auf uns aufmerksam wurden. Meine Aussage entlockte ihm ein kurzes Lachen. "Jetzt ist es zu spät." Genau in dem Moment hatte einer der Kameramänner uns gesehen und den Rest auf uns aufmerksam gemacht. "Jetzt heißt es wohl 'Augen zu und durch'.", seufzte ich. "Guck aber wenigstens wo du hinläufst."

Kaum hatte ich die Beifahrertür geöffnet, stand ich bereits im Mittelpunkt aller Kameras und wurde sofort mit unzähligen Fragen bestürmt.

"Wer bist du denn?"

"Gehörst du zum Team?

"Hey Kleine, hier rüber. Schenk uns ein Lächeln."

Doch ich schenkte ihnen nur eine kalte Schulter. Die Papparazzi ignorierend, griff ich nach meinem Koffer, den Hansi freundlicherweise bereits aus dem Kofferraum gehoben hatte und ging mit ihm in die große Eingangshalle des Hotels.

Die klimatisierte kühle Luft war ein Traum für meine verschwitzte Haut und diese Eingangshalle war ein Traum für jedes kleine Mädchen. Alleine der riesige Kronleuchter, der in der Mitte hang glitzerte und glänzte im Licht. Die Halle war rechteckig, wie ich es auf dem ersten Blick sehen konnte und hatte direkt gegenüber der Türen eine große Treppe, die in die nächsten Etagen führte. In der hinteren Hälfte war die Rezeption und im vorderen Bereich rechts von der Eingangstür gingen mehrere kleinere Türen ab. Auf der linken Seite war eine kleine Sitzgelegenheit. Alles wirkte sehr fein und elegant.

"Jogi?", fragte ich und drehte mich zu Hansi um. "Ich hol ihn eben." Schnell ging Hansi auf die Treppe zu und verschwand nach oben. Neugierig schlenderte ich ein bisschen in der Halle herum, bis "Kimi!". Mein Kopf schnellte herum und ich sah Jogi, der auf mich zukam.

Ich ließ den Koffer an Ort und Stelle zurück und rannte, in kindlicher Manier, in Jogis offene Arme. Wie in alten Zeiten sog ich seinen bekannten Duft ein, der mich sofort an meine Kindheit erinnerte. "Meine Güte bist du groß geworden. Lass dich ansehen.", mit diesen Worten hielt er mich eine Armlänge von sich entfernt. "Wie alt bist du jetzt? 24?", ich nickte. "Und du musst jetzt wie alt sein? Hundertzehn?", neckte ich ihn und streckte ihm die Zunge raus. "Du hast dich kein Stück verändert." "Du auch nicht.", erwiderte ich und merkte, wie ich langsam müde wurde.

Als könnte Jogi Gedanken lesen, kramte er in einer seiner Taschen herum und zog eine Zimmerkarte hervor. "Du bist mit Sicherheit hundemüde. Dein Zimmer ist im zweiten Stock Nummer 37. Frühstück gibt's morgen um acht." Nickend nahm ich die Karte an und drehte mich wieder zu meinem Koffer um. Doch da stand kein Koffer mehr. Verwirrt runzelte ich die Stirn und drehte mich wieder zu Jogi um. Dieser wies nur lächelnd hinter sich.

Mein Blick folgte seinem Finger und erblickte Hansi, der bereits im Aufzug stand und die Türen aufhielt. Mit einem großen Grinsen im Gesicht war ich bereits drei Schritte in Richtung Hansi gegangen, da drehte ich mich wieder um und drückte Jogi einen Kuss auf die Wange. Ohne ein weiteres Wort lief ich jetzt auf den Aufzug zu und stellte mich neben ihn.

"Das hättest du aber nicht machen müssen." "Was meinst du?" "Na meinen Koffer zu nehmen und mich auch noch auf mein Zimmer zu begleiten." "Das mache ich aber gerne. Außerdem kann man ja nie sicher sein, ob man wirklich sein Zimmer findet.", scherzte er und lachte. Ich stimmte mit ein und war fast ein bisschen enttäuscht, als wir vor dem Zimmer 37 standen.

Hansi reichte mir den Griff meines Koffers, wünschte mir eine gute Nacht und ging wieder zurück zum Aufzug. Die Müdigkeit hatte mich jetzt voll erwischt. Mit müden Händen öffnete ich die Tür und betrat das Hotelzimmer. Den Raum betrachtete ich eigentlich gar nicht mehr, so müde war ich bereits. Im Halbschlaf schaffte ich es noch in dem Kofferinhalt nach meinem Pyjama zu suchen, diesen anzuziehen und einen Wecker zu stellen. Kaum lag ich in dem traumhaften Doppelbett war ich auch schon eingeschlafen.

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