Kapitel 2

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Ein fernes Piepen rief Adam zurück ins Bewusstsein. Sein Schädel hämmerte und sein Körper fühlte sich an wie gerädert.

Was war passiert?

Vorsichtig wollte er sich an den Kopf fassen, als seine Fingerspitzen gegen den kratzigen Stoff einer Bandage stießen. Und dann kamen sie zurück...die Augen, die Körper, der Geruch.

Laut keuchend riss Adam die Augen auf. Er war nicht Zuhause, er war nicht im Bus, er war nicht… tot.

Er versuchte sich panisch aufzurichten, doch ein stechender Schmerz in seiner Bauchgegend hielt ihn davon ab. Stattdessen ließ er sich wieder nach hinten fallen und sah sich um.

Der Raum war weiß. Weiße Wände, weiße Türen, weißes Bettzeug. Ein Bett. Er lag in einem Bett. Wahrscheinlich befand er sich in einem Krankenhaus, in Sicherheit.

Vor Erleichterung leise lachend blickte er sich weiter um. Er war alleine...schon wieder, aber diesmal fühlte er sich geborgen. An seiner Tür stand die Nummer 2.27 mit roten Ziffern angeklebt und neben ihm auf dem kleinen Tisch standen Sonnenblumen.

Vom wem waren die?

Aus seiner linken Hand stach ein Katheter, welcher mit einem kleinen Plastikbeutel ,in dem sich eine hellgrüne Flüssigkeit befand, verbunden war.

Alles machte einen friedlichen Eindruck und langsam entspannte sich Adams Körper wieder.

Wie war er hierher gekommen? Wie lange lag er bereits in diesem Raum? Wer hatte ihn gefunden?

Adam konnte keine der Fragen die ihm im Kopf herumgeisterten beantworten.

Ein leises Quietschen ließ ihn aufblicken. In der Tür stand eine ältere Frau. Ihr angegrautes Haar war in einen lockeren Dutt gebunden und vereinzelte Strähnen hingen ihr ins Gesicht. Kleine Lachfältchen umrahmten ihre grauen Augen und ihre Lippen schmückte ein Lächeln.

„Guten Morgen, wie ich sehe sind Sie wach“, ihre Stimme klang freundlich als sie zum Bett ging und am Fußende stehenblieb.

Adam nickte nur, doch die Frau schien dies nicht zu stören.

„Mein Name ist Dorothea Parker, aber sie dürfen mich ruhig Dorothea nennen“,ihr Blick verweilte forschend auf seinem Gesicht. Bevor sie fortfuhr. Ihre Stimme hatte nun an Ernst zugenommen und das Lächeln fing langsam an zu verblassen.

„Sie wurden vor einer Woche eingeliefert. Sie hatten sich eine Gehirnerschütterung zugezogen und scheinbar hatte sie etwas Spitzes am Bauch erwischt.“

Geistesabwesend hob Adam die Decke an und blickte stirnrunzelnd auf seine bandagierte Mitte. Er hatte es gar nicht gemerkt, doch jetzt wusste er woher der plötzliche Schmerz gekommen war.

Er musste unwillkürlich Schlucken. Seit einer Woche…

„Als man sie gefunden hat waren sie kurz vor dem verbluten“, fuhr Dorothea unbeirrt fort.

„Sie hatten Glück nicht zur Explosion im Bus gewesen zu sein“, ein forschender Blick und ein kleines verziehen des linken Mundwinkels zeigten dass sie auf eine Antwort wartete.

„Scheint so...“,Adams Stimme hörte sich kratzig an, als hätte er länger nicht mehr gesprochen.

„Nun, ihre Wunde wurde genäht und ist bis jetzt blendend verheilt. In einer Woche können sie gehen. Bis dahin...haben wir allerdings noch ein paar Fragen über den Vorfall…“,jetzt lächelte sie wieder.

„Haben...haben noch andere ü-überlebt?“,er hielt die Luft an.

„Nein. Niemand außer Sie!“, ihr Blick bohrte sich in seinen und ihm wurde schlagartig kalt.

Niemand.Niemand?

Hatte er sich den Schrei doch nur eingebildet?

„Nun sind sie bereit oder wollen sie sich noch ausruhen?“,fragte Dorothea ungeduldig.

Adam schüttelte den Kopf und fügte ein kleines 'ist o.k' hinterher.

Zufrieden setzte die Frau sich auf einen Hocker, holte einen kleinen Recorder aus ihrer Tasche und platzierte diesen auf ihrem Schoß.

„Frage eins : Wer sind Sie?“

S.T.I.L.L.EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt