Kapitel 3

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Kapitel 3

„Nein“,Radbod schüttelte resigniert den Kopf.
Seine verfilzten Haare klebten vom Regen durchnässt an seiner Haut, seine Kleidung hing zerrissen an seinem dünnen Körper. Mit gelangweilter Miene betrachtete er den jungen Mann zu seinen Füßen. Voller Schlamm, Erde und Blut gab er kein Lebenszeichen außer das zittrige Senken und Heben seiner Brust. Das Feuer der Explosion tauchte die Umgebung in flackerndes Licht.
Hätte Redbod Mortem Bescheid geben sollen? Wahrscheinlich nicht…
Seine Lippen kräuselten sich zu einem freudlosen Grinsen als er an Mortems aufgebrachtes Gesicht dachte wenn er ihm von seinem kleinen 'Missgeschick' erzählen würde.
Mit einer zackigen Bewegung kehrte er dem Körper den Rücken. Die Polizei würden sich um den Rest kümmern.

„Wann wir uns wohl wieder sehen werden Adam Walker?“

...

Die Stille in seinem Zimmer war unangenehm und seltsam bedrückend. Das einzige Geräusch, dass die stetige Ruhe durchbrach war das schreien von Babys in der Geburtsstation. Unruhig drehte Adam sich auf die Seite und seufzte resigniert. Seit drei Tagen war er bereits hier. Seit drei Tagen lag er in diesem Bett, aß das pampige Krankenhausessen und war tagtäglich den Fragen der mittlerweile nicht bloß unheimlichen Krankenschwester Dorothea ausgesetzt. Auch wenn er sich sicher war, dass Frau. Parker keine Krankenschwester war.
Vielleicht eine Ermittlerin?
Sie hatte ihn bereits mehrmals nach seiner Person ausgehorcht und jedes mal gereizter reagiert, wenn er ihr die gleichen Antworten gab.

Name? Adam Walker
Alter? 31
Geburtsdatum? 16. 05. 1985
Sesshaft in? London
Beruf? Grundschullehrer

Als erwarte sie etwas anderes sah sie ihn immer mit ihren grauen Augen prüfend an, bis Adam es nicht mehr aushielt und den Blick senkte. Er fühlte sich schwach, verwirrt, verletzlich,… bedroht?
Doch er traute sich nicht seine Gefühle preiszugeben.
Wem denn auch?
Dorothea schon mal nicht...das stand gar nicht zur Debatte. Seine Eltern wohnten weiter weg.
Man hatte sie angeblich benachrichtigt, aber Adam hatte nichts von ihnen gehört.

Langsam machte er sich sorgen…

Ein leises Knarren ließ ihn aufblicken. Unter dem Türspalt drang ein kleines bisschen Licht hervor, und erleuchtete das Zimmer nur schemenhaft, doch Adam war sich sicher eine Bewegung in der Ecke ausgemacht zu haben. Vorsichtig stützte er sich auf seine Ellbogen und blinzelte um in der Dunkelheit besser sehen zu können. Mit einem unterdrückten keuchen fuhr er zurück.
An der gegenüberliegenden Wand stand jemand. Adam konnte klar die Umrisse des Körpers erkennen. Zitternd griff er nach seiner Nachttischlampe, ohne den Fremden aus den Augen zu lassen, tastete er mit seinen Fingern das Holz ab, bevor sie gegen kaltes Plastik stießen.

*Klick*

Vor Schreck stieß er mit seinem Ellbogen gegen die Blumenvase, welche mit einem hässlichen Geräusch auf dem Boden zersplitterte. Schützend hielt er seine Hände vors Gesicht. Das grelle Licht blendete ihn, und seine Augen brauchten einen Moment um sich an die stechende Helligkeit zu gewöhnen.
Mit rasendem Herzen lugte er unsicher über seinen Arm hinweg. Die Wand war weiß und er alleine. Unerklärlich erleichtert entließ er die Luft aus seinen Lungen, von der er nicht realisiert hatte, dass er sie angehalten hatte. Vor Erleichterung leise kichernd, und sich innerlich für seine Schreckhaftigkeit schämend fuhr Adam sich durch seine Haare. Seine Finger schrammten dabei unangenehm über den Kopfverband.

„Adam“

Ein unfassbar lauter Knall neben ihm ließ ihn herumfahren. Für einen Wimpernschlag blickte er in ein Paar eisblauer Augen, dann sank er bewusstlos zurück.

S.T.I.L.L.EWo Geschichten leben. Entdecke jetzt