Kapitel 23

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Die Klingel klang hell und freundlich als ich sie drückte, nachdem ich endlich vor Jins Haustür stand. Kurz darauf hörte ich wie jemand schnell eine Treppe hinunterrannte und aufschloss. Jin stand in seiner vollen Erscheinung vor mir und ich brauchte mal wieder ein paar Sekunden um das zu realisieren. ,,Hey", hauchte er lächelnd und zog mich hinein. ,,Hi", meinte ich, vielleicht etwas zu knapp, ehe er mich an der Hand nahm und ich somit eine andere Wahl hatte, als ihm zu folgen.

Jins Wohnung war auf dem ersten Blick etwas klein, aber sehr ordentlich. Mehr konnte ich nicht ausmachen, da er sich in mein Blickfeld schob und mir einen liebevollen Kuss auf die Lippen drückte. ,,Ich hab dich wieder vermisst.", sagte er leise und schaute mich an. ,,Jetzt bin ich ja da." Jin zog mich ins Wohnzimmer. ,,Mach's dir irgendwo bequem, fühl dich wie zuhause." Daraufhim verschwand er in irgendeinen anderen Raum und ließ mich allein. Etwas zögernd setzte ich mich auf das Sofa und betrachtete die Bilder die auf einem Regal gegenüber standen. Seine Familie, ein Baby, ein Foto von einer Hochzeit. Und sogar eins von mir. Ich musste ein wenig schmunzeln als ich es sah und schaute mir unwillkürlich genauer die Tapete an. Sie war schlicht und weiß. Jin war nicht makaber.

,,Das sind meine Eltern.", hörte ich plötzlich seine Stimme hinter mir. Jin stellte eine Platte mit irgendwelchen Essen aus Teig und Fleisch auf den Tisch, stellte sich vor das Regal und zeigte auf das Bild von einer Braut und ihrem Bräutigam daneben. Dann nahm er das mit dem Baby und hielt es mir hin. ,,Und das bin ich, als ich 100 Tage alt wurde." Er kicherte etwas beschämt. ,,Oh du warst so süß!" Ich riss das Bild an mich und betrachtete es genauer.

Jin hatte sich überhaupt nicht verändert

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Jin hatte sich überhaupt nicht verändert. Er setzte sich neben mich und stellte das Bild demonstrativ wieder weg. Vielleicht war es ihm etwas unangenehm. ,,Du warst ja so süß.", schwärmte ich vor mich hin, als er seine Hand an mein Kinn legte und meinen Kopf so drehte, dass ich ihn anschaute. ,,Und du bist es immernoch.", stellte ich fest als er mich eindringlich ansah und anfing zu lächeln. Jin spitze die Lippen und dich drückte ihm zufrieden einen Kuss darauf. ,,Du warst bestimmt auch süß." Er lehnte seinen Kopf an meine Schulter. ,,Wie war deine Kindheit eigentlich so? Erzähl mal was." Ich zuckte leicht. Ich sprach nicht gern über die Vergangenheit, sie war nicht schön und ich wollte nicht, dass Jin sich Sorgen machte. ,,Es gibt nicht viel zu erzählen.", antwortete ich, trockener als gewollt, in der Hoffnung das Gesprächsthema wäre somit vorbei. Jin richtete sich auf. ,,Ach komm, du wirst doch wohl eine Kindheit gehabt haben." Etwas fordernd schaute er mich an. ,,Ja aber ich will nicht darüber reden!" Die Tatsache, dass er das nicht verstand, machte mich ein bisschen wütend. ,,Aber warum denn nicht?", fragte er ungeduldig, oder zumindest kam es so rüber. ,,Jin!", unterbrach ich ihn, wahrscheinlich eine Spur zu laut. Betreten sah er zu Boden. ,,Ich glaube ich sollte jetzt gehen." Langsam stand ich auf. ,,Aber du bist doch gerade erst gekommen!", protestierte Jin und hielt mich fest. ,,Ich will aber gehen!", rief ich und riss mich los. Ich spürte wie das ganze eskalierte, aber ich konnte nichts dagegen tun. Jin stand leise auf und schaute mich enttäuscht an, was mir einen kleinen Stich versetzte. Ich wollte nie jemanden enttäuschen, schon gar nicht ihn. ,,Es kann doch nicht so schlimm sein, dass du nicht ein Sterbenswörtchen darüber verlierst. Was kann denn passiert sein, dass nicht mal ich es erfahren darf?" Er war hartnäckig und das gefiel mir nicht. Musste man sich tatsächlich deswegen rechtfertigen, weil man etwas nicht erzählen wollte? ,,Nichts weißt du, gar nichts.", erwiderte ich, in der Hoffnung das würde die hitzige Stimmung etwas beruhigen. Mein Blick wand sich von ihm ab und ich biss mir unwillkürlich auf die Lippe.

,,Ja das stimmt.", meinte Jin leise. ,,Und es ist traurig nichts mit einer Person zu teilen, die man doch so sehr liebt wie man immer sagt." Das saß. Ich spürte, wie ich einen Kloß im Hals bekam und wollte nur noch weg, wollte mich nicht weiter streiten. Wortlos ging ich zur Tür, Jin folgte nicht. Er muss wirklich verletzt sein, sagte ich mir selbst, und das war überhaupt nicht gut. Zügig verließ ich das Haus, auch wenn ich nicht wollte, dass es so endete.

Lie || Namjin Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt