Kapitel 2

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Meine Uhr sagte mir, nachdem ich eine halbe Stunde nichts getan hatte, das gleich Training ist. Das bedeutet somit, ich würde Erik wieder sehen.

Jedes mal beim Training wird mir eigentlich bewusst, dass ich ein Doppelleben führe. Einmal der gutgelaunte Roman, der Freude hat, der Stammtorhüter bei Dortmund zu sein. Der sein Training ausführt, so wie es sich gehört.
Und dann der Roman, der bei sich zu Hause auf der Couch sitzt und seinem leben nachtrauert. Der sich in Erik Durm verliebt hat.

Das es noch niemanden von der Mannschaft aufgefallen ist, wunderte mich. Fällt es wirklich niemanden auf, dass meine Masche nur gespielt ist? Gespielt, um meine wirklichen Gefühle zu verdecken.

Als ich bin Training erschien merkte ich, dass ich falsch gelegen habe. Sofort kam Marcel, unsere jetziger Kapitän, auf mich zu:"Roman, alles okay? Du siehst sehr kaputt aus."
Ich schüttelte den Kopf:"Nein, nein, alles okay. Bei mir ist alles vollkommen in Ordnung."
Fragend hob er einen Augenbraune:"Und warum hat mich denn Marco angeschrieben?"
"Warum sollte ich denn wissen, was Marco von dir will, vielleicht wann das nächste Training ist?"
"Roman Bürki, du weißt, dass ich nicht von unserem Marco hier rede, sondern von deinem Bruder. Er macht sich Sorgen um dich, dass du dich zu sehr einkesselst."
Ungläubig schaute ich Marcel an:"Warum hat mein Bruder deine Nummer? Woher..?"
"Weil ich sie mir aus deinem Handy geklaut hatte und dann ihn angerufen hatte, weil ich ein Geschenk zu deinem Geburtstag brauchte.", erwiderte er und grinste leicht.
"Habe ich dich eigentlich schon dafür gekillt?"
"Nein, ich bin ja noch hier. Aber jetzt zu wesentlichen. Warum sagst du es Erik nicht einfach?"
"Weil er mich danach bestimmt hassen wird. Er hält sich ja jetzt schon auf Abstand, dann wird es danach nicht besser." Ich seufzte.
Marcel nahm meine Schulter und sah mir ins Gesicht:"Tut ihr eigentlich nur so doof, oder seid ihr es auch? Jeder Blinde sieht eine Liebe zwischen euch beiden und ihr schafft es nicht."
Nun brannten bei mir alle Sicherungen durch, so wollte ich nicht, dass mit mir jemand redet. Ich schlug seine Hände weg und fuhr ihn an:"Wer bist du eigentlich, der so mit mir redet?"
"Weißt du, Roman, ich will dir eigentlich nur helfen, aber wenn du nicht willst, dann geh doch daran zu Grunde. Aber du brauchst dich auch nicht zu wundern, wenn du nicht mehr in der Startelf bist. Denn so wie deine Leistungen gerade sind. Ich bin dein Kapitän und somit auch ein wenig, wenn auch wirklich nur ein bisschen, für dich verantwortlich. Und wenn deine Leistungen so weitergehen...."
Mir platzte der Kragen. Ich drehte mich um und wollte gerade raus gehen, als ich erstmal gegen die wand lief. Ich hörte Marcel leicht lachen. Ich drehte mich zu ihm um und meinte:"Wenn du das irgendjemandem weitererzählst, dann kannst du was erleben."

Dann ging ich auf den Platz und schoss einfach aufs Tor. Ich wollte meinen Frust raus lassen, auch wenn ich ein Torwart bin.

Wie konnte er denn davon ausgehen, dass Erik mich auch liebt? Er hält mich nur noch auf Abstand und will gar nicht mit mir reden. Aber ich kann es ja genauso wenig. Wenn ich ihn sehe, denke ich daran, dass wenn er wüsste, wie ich wirklich denke, mich hassen. Das könnte ich noch weniger ertragen.

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