Hier eine kleine Kurzgeschichte:
Helga war genau das, was der Diebeslehrer Jod am meisten hasste: eine professionelle Studentin. Sie nahm bei ihm Unterricht im Schlossknacken, doch anders als die Schwerverbrecher und anderes Gesindel verhielt sie sich für ihn anders: sie untersuchte Schlösser. Während seine anderen Schüler mit ihren Schlössern längst fertig waren und ein kühles Bier kippten, doktorte sie immer noch am Schloss herum, obwohl es selbst für einen unbegabten Taugenichts sogar mit den Fingernägeln ein Leichtes wäre, die Schlossstifte zur Seite zu drücken und das Schloss zu öffnen. Jeden Abend hielt er ihr dieselbe Predigt: "Es ist egal, wie gut du im Schlossknacken bist, es gehört auch Geschwindigkeit dazu! Wenn du in ein Haus einbrechen willst, musst du schneller als die Stadtwache bei ihrer Patrouille sein! Ich wette, selbst wenn ich dir einen Schlüssel vor die Nase halten würde, würdest du kein Schloss geknackt bekommen!" Sie ertrug das alles, da sie sich ihrer Einstellung bewusst war und sie es nicht ändern wollte. Irgendwann hatte Jod genug: er zog Helga an den Haaren in eine kleine Hütte am Waldrand, zog die Türe auf und warf sie hinein. Im Raum waren keine Fenster, nur ein Gitter hielt einen Bären davon ab, zu ihr zu gelangen. Sie nahm noch wahr, wie die Tür hinter ihr zufiel und Jod an einem Hebel zog. Auf einmal senkten sich extrem langsam die Gitterstäbe des Bärenkäfigs, und Jod rief: "in einer Minute ist das Gitter unten, bis dahin hoffe ich sehr, dass du draußen bist, ansonsten wäre es aber auch nicht schade." Helga war starr vor Schreck, das hatte sie nicht erwartet! Der Käfig war zur Hälfte offen, jetzt musste sie handeln! In rasender Geschwindigkeit rammte sie ihre Drähte in das Schloss und hatte es auch in Rekordzeit geknackt! Sie hörte noch das Schaben des Bären, und, wie Jod grausam lachte. "Ich habs dir ja gesagt, Geschwindigkeit ist alles!" Helga lief tränenüberströmt davon und Jod war sich sicher, sie zum letzten Mal gesehen zu haben.
Umso wütender war er, als sie am nächsten Tag wieder auftauchte, was er sich jedoch nicht anmerken ließ. Helga sagte in einem sachlichen Ton, dass sie ihn bald verlassen werde, sie jedoch ein letztes Experiment machen will. "Ich habe hier das erste und einzige Schloss, das sich nur mit einem Schlüssel öffnen lässt und sich nicht Knacken lässt. Ich würde es gerne in das Schloss der Bärenhütte einbauen. Wenn ihr es schafft, bin ich sofort weg, wenn nicht, bin ich in einem Monat sowieso fertig." Jod hatte nichts dagegen, und begleitete sie zur Hütte, ließ sie das Schloss einbauen und sich einsperren. In der Hütte hatte sich einiges verändert: hinter dem Gitter lag der blutüberströmte Leichnam des Bären, stattdessen lag mitten im Raum eine große Kiste! Helga rief von der anderen Seite: "in der Kiste sitzt ein alter Vampir, der seit Monaten hungert! Ich würde mich beeilen, bald ist es dunkel, dann erwacht sein Hunger!" Jod war sich am Fragen, ob dem wirklich so war, was durch ein leichtes Schaben in der Kiste bestätigt wurde! Wie noch nie, rammte er seine Drähte in das Schloss, doch seltsamerweise widersetzte sich das Schloss vehement dagegen, sich öffnen zu lassen. "Ich muss dann gehen, aber noch eine Sache: Ihr sagtet doch, selbst wenn man mir einen Schlüssel vor die Nase halten würde, würde ich kein Schloss aufbekommen? Das trifft nun auf Euch zu!" Jod verstand nichts, wurde aber aus seinen Gedanken gerissen, als er das laute Knarzen der Kiste hinter sich warnahm. Der Vampir musterte ihn hungrig, und als selbiger auf Jod zuraste, bemerkte er etwas fatales kurz vor seinem Tod: am Hals des bis gerade eben schlafenden Vampirs hing ein Schlüssel!
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RandomRandomisierte Sachen, die ich nicht mehr in anderen Büchern veranschaulichen will, zuzüglich einiger Kurzgeschichten, die eben zu kurz waren, um ein richtiges Buch daraus zu erstellen.