Einst fuhr Charon für seine letzte Fahrt des Tages über den Acheron, um die letzten Seelen in den Limbus zu entlassen. Da hörte er ein unerträglich lautes Weinen und schluchzen, als ob alle Seelen auf einmal das Klagen angefangen hätten!Charon entschied sich nachzusehen und zog sein Boot über den Limbus, bis er an König Minos vorbeikam, welcher sich schmerzhaft die Ohren zuhielt. Charon fragte ihn "Wer brüllt hier so? Haben die Ungerichteten um Erbarmen gefleht?" Minos antwortete "Nein, das kommt nicht von hier! Schau in den unteren Kreisen nach!"
Daraufhin kam Charon zur Wolllust, und auch Kleopatra hielt sich schmerzhaft die Ohren zu. Charon fragte "Wer brüllt hier so? Haben die Lüsternen um Erbarmen gefleht?" Kleopatra antwortete "Nein, das kommt nicht von hier! Schau in den unteren Kreisen nach!"
Danach stieg Charon in die Völlerei hinab, und der Höllenhund Cerberus winselte vor Ohrenschmerzen. Charon fragte "Wer brüllt hier so? Haben die Schlemmer um Erbarmen gefleht?" Cerberus schüttelte energisch sein Fell und bedeutete Charon, weiter zu gehen.
Auch bei der Gier fand sich keiner, der in seiner goldenen Folter etwas über das Klageschreien zu wissen vermochte.
Als Charon zum Styx kam, sah er Phlegias, welcher sich versuchte, mit den Körpern der Zornigen Ohrenstöpsel zu bauen. Charon fragte ihn "Entstammt das Brüllen dem Styx?" Phlegias sprach "Es kommt aus dem tiefsten Kreis der Hölle, vielleicht hat einer der Verräter die Ehre erhalten, von Luzifer persönlich gefoltert zu werden!"
Charon schwamm mit seinem Boot über den Styx und zog es wieder durch Dis.
Als er bei den gewalttätigen ankam und er über den Phlegeton musste, fragte er Alexander den Großen "Wer brüllt hier so? Haben die Mörder um Erbarmen gefleht?" Alexander bemühte sich, seinen Kopf aus dem kochenden Blutfluss zu strecken und sprach "Nein, es kommt aus dem tiefsten Kreis, Luzifer selbst stößt diese Töne aus! Nimm mich bitte mit!" sprach er und versuchte, ins Boot zu klettern, doch Charon stieß ihn mit dem Ruder fort, bemerkte jedoch, dass er dadurch den Kurs geändert hatte. Kurz bevor er reagieren konnte, stürzte er wegen dem Wasserfall direkt in den Cocytus, dem Eissee, und tatsächlich: Luzifer persönlich stieß diese entsetzlichen Töne aus, dass seine eisernen Ketten durch alle neun Kreise der Hölle rasselten.
Charon fragte ihn: "Herr, weshalb brüllt ihr so? Hat euch ein Verdammter Schmerzen zugefügt?"Luzifer antwortete "Nein. Aber ich hörte heute das Klagen der Verdammten, sie riefen 'Satan hat mich in die Sünde geführt, vergib mir, mein Gott!'. Sie denken, ich würde sie in dieses Loch werfen, dabei bin ich selbst ein Gefangener, der leidet!" und deutete auf seine Ketten. Charon verstand. "Wenn ihr einen Wunsch hättet, Herr, was wäre das? Würdet ihr den Himmel zurück erobern wollen?" Luzifer blickte ihn an. "Ich hätte nur gerne einen einzigen Tag Freiheit von der Qual dieses kalten Eissees, würde gerne allen sagen wollen, dass ich nicht für ihre Fehler verantwortlich bin!"
Als er dies gesagt hat, dröhnte eine gewaltige Stimme durch die Hölle, bei der selbst Luzifer seine Ketten knacken hörte "Du bist nicht schuld, Satan, doch du wirst auf ewig die Schuld tragen, damit niemals ein Sterblicher auf die Idee kommt, mir die Verantwortung zu geben!"
Während dieses Satzes wurden alle Kreise von einem hellen Lichtstrahl erfasst, und alle Verdammten falteten ihre Hände, um zu ihrem Gott zu beten.
(Kurze Notiz am Rande: Ich bin in keinster Weise religiös, jedenfalls nichts, was mit dem Christentum irgendwas zu tun haben könnte, allerdings fallen mir zur Hölle dauernd ganz nette Geschichten ein, also untersteht euch, mich Satanist oder Gotteslästerer zu nennen!!!)
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Random
RandomRandomisierte Sachen, die ich nicht mehr in anderen Büchern veranschaulichen will, zuzüglich einiger Kurzgeschichten, die eben zu kurz waren, um ein richtiges Buch daraus zu erstellen.