Prolog

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Ihre Hände waren kalt, so als wäre sie bereits tot. Ihre Haut war so blass, als wäre kein Leben mehr in ihr. Ihre Lippen waren so grau, als hätte sie diese Welt bereits vor Stunden verlassen. Doch ich wusste, dass sie noch lebte. Ich spürte ihren warmen Atem an meinem Hals, während ich mich über sie beugte.
Ihre Augen waren geschlossen, die Lider zitterten leicht. Ich fragte mich, ob sie mitbekommen hatte was hier gerade geschehen war. Ich selbst hatte keine Ahnung.
Langsam drehte ich mich von ihr weg und setzte mich auf. Mein Rücken lehnte an einer kalten Betonwand und meine Finger striffen über meine zerrissene Jeans.
Ich spürte meinen schnellen Atem,spürte wie mein Herz heftig gegen meine Brust schlug.
Nervös sah ich mich um. Wo war ich hier?
Immer wieder glitt mein Blick zu der bewusstlosen Frau die auf dem Boden lag. Und wer war sie?
Ich griff mir in die Haare und schloss meine Augen. Verzweifelt versuchte ich mich daran zu erinnern was geschehen war, doch alles war weg, wie ausgelöscht, als hätte ich zu viel getrunken und nun einen Blackout.
Ich schlug die Augen wieder auf und sah mich erneut um. Ich befand mich in einem kleinen Raum mit genauen Betonwänden, ein kleines Fenster über meinem Kopf spendete Licht und ließ mich die Umrisse eines Tisches und eines Stuhls erkennen.
Ich drückte mich langsam nach oben und hielt mich an der Wand fest, als ich spürte wie wackelig ich auf den Beinen war. Auf dem Tisch stand eine Schale voller Obst. Äpfel, Orangen, Birnen, Trauben. Und eine Flasche Wasser.
Ich schluckte und spürte wie trocken mein Hals doch wahr.
Vorsichtig setzte ich mich in Bewegung und lief zu dem Tisch um meinen Durst zu stillen.
Die Frau auf dem Boden begann leise zu stöhnen. Ich Kniete mich mit der Wasserflasche neben sie und schlug ihr leicht auf die kalte Wange, doch sie reagierte nicht. Wie lange sie hier wohl schon lag? Und ob sie das ganze überleben würde?
Ich suchte in dem fahlen Licht nach einem Ausgang und erkannte schließlich die Umrisse einer Tür. Erneut erhob ich mich und lief auf wackligen Beinen Richtung Ausgang. Doch die Tür hatte keinen Türgriff. Ich verzweifelte langsam. Ich musste hier raus und Hilfe holen! Ich hämmerte mit aller Wucht gegen die Tür und brüllte so laut ich konnte, doch nichts tat sich.
Panik kam in mir auf. Meine Gedanken spielten verrückt und egal wie sehr ich versuchte mich an irgendwas zu erinnern, nichts kam zurück in mein Gedächtnis.
Noch ein paar mal hämmerte ich gegen die Tür, bevor ich zurück zu der Frau lief und mich zu ihr setzte. Vielleicht wusste sie ja weshalb wir hier waren. Ich versuchte erneut sie aufzuwecken. Vorsichtig schlug ich ihr auf die blassen Wangen und rüttelte an ihren Schultern.
Sie begann zu husten und ganz plötzlich schlug sie ihre Augen auf. Ich erschrak da ich eigentlich nicht damit gerechnet hatte.
Mein Herz hämmerte so stark gegen meine Brust, dass ich dachte die könnte es auch hören.
Ich brauchte einige Sekunden bis ich wieder zur Besinnung kam.
Die Frau starrte mich mit ihren tiefblauen Augen an. Irgendwie unheimlich..
Ich erhob mich und holte ihr die Wasserflasche. Sie musste unheimlich durstig sein.
Vorsichtig setzte sie sich auf und trank gierig davon. Ich wartete bis sie fertig war. "Wissen Sie wo wir hier sind?", fragte ich dann vorsichtig.
Sie begann lauthals los zu lachen. Ich sah sie völlig verwirrt und entgeistert an. Meiner Meinung nach war unsere Situation alles andere als zum lachen! Sie bemerkte meinen Blick und sah mich dann wieder an. Ihre Augen schienen mich förmlich zu durchbohren und mir wurde schlecht bei dem unbehaglichen Gefühl welches ich dabei empfand.
"Warum lachen Sie? Ich... ich finde das ganze hier ganz und gar nicht komisch."
Sie seufzte und stelle die halbleere Flasche neben sich. "Wir werden beide sterben."
Ich zuckte zusammen. Wie meinte sie das? Völlig schockiert starrte ich sie und dieses Mal musste mein Blick sie durchbohren denn sie wandte den Blick von mir ab. "Wie...was!?" Ich war zu schockiert um eine ganze Frage zu formulieren.
"Wir werden sterben."
Meine Hoffnung ich konnte mich verhört haben verflüchtigte sich in dem Moment als sie den Satz wiederholte.
Panisch sah ich mich um, versuchte mich wied und zu erinnern... ich musste mich erinnern!
Mein Atem wurde schneller und schneller und mein Herz hämmerte immer stärker gegen meine Brust.
Die Frau legte ihre Hand auf meine Schulter. "Beruhige dich, Kind."
Beruhigen?! Wie sollte ich mich beruhigen?! Am liebsten hätte ich ihr das Gesicht geschrien aber ich brachte kein Wort heraus.
"Wie ist dein Name, Kind?"
"Ich...ich bin..."
Und in diesem Moment wurde mir bewusst dass ich nicht einmal mehr meinen Namen kannte. Noch mehr Verzweiflung kam in mir auf, insofern dies überhaupt möglich war. Ich musterte sie Frau krampfartig bei dem Versuch mich an meinen Namen zu erinnern, mein Alter, oder überhaupt irgendwas.
Ihre dunkelblauen Augen sahen mich ruhig an, ihr schwarzes Haar fiel ihr in einzelnen Strähnen ins Gesicht.
"Atme tief durch,Kind. Ich konnte mich anfangs auch an nichts mehr erinnern. Sie werden dir einen Namen geben"
"Sie?" Meine Verwirrung wuchs und wuchs.
In diesem Moment ertönte ein lautes Quietschen, so laut dass ich und die Frau uns die Ohren zuhalten mussten.
Die Tür! Es war die Tür!
Ich fuhr herum um zu sehen wer sie geöffnet hatte. Mein Herz setzte zu schlagen aus als ich den maskierten Typen in den Raum hinein kommen sah. Er war komplett schwarz gekleidet, nur seine Augen waren zu sehen. Sein Blick traf auf meinen und für einen kurzen Moment hielt die Welt um mich herum an. Meine Angst war verschwunden, zumindest für einige Sekunden.
Bis zu dem Moment in dem er zu mir und der Frau herüber kam, sie an ihren schwarzen Haaren packte und hinter sich her aus dem Raum schliff.
Sie versuchte sich nicht zu wehren. Offensichtlich hatte sie sich bereits mit ihrem Schicksal abgefunden. Ich mich aber ganz sicher nicht mit meinem! Ich würde hier nicht draufgehen!
Ich machte mich bereit dafür den Typen anzugreifen wenn er mich holen kam, doch die Tür fiel zurück ins Schloss und er kam auch nicht wieder.

Cry Baby Where stories live. Discover now