Kapitel 2

56 4 1
                                    

"Wir müssen sie nach Hogwarts schicken. Jeder der den Brief bekommen hat muss dorthin!", beteuerte Mr. Diggory.

Wir waren nach der überraschenden Botschaft direkt unserem Gebieter gegenübergetreten, der das Ganze nur halb so überraschend fand.
Schließlich stamme ich ja von Magiern ab, meinte dieser.
Mit seinen Worten versetzte er mich auf schmerzhafte Art und Weise an jenen Abend zurück, an dem er meine Eltern getötet hatte.
Und ich meine Entscheidung getroffen hatte...

Seine Stimme holte mich wieder in die Realität zurück:
"Das weiß ich Amos. Aber was, wenn ihre Tarnung auffliegt?"

Ich überlegte.
Nein, wenn meine Tarnung aufflog war ich erledigt, aber was tun?
Die Schule wusste, dass ich eine Potter war.
Würden sie es für sich behalten? Wohl kaum.
Was hatten sie für einen Grund dazu? Aber.... selbst wenn sie es nicht geheim halten würden... wäre das so schlimm?
Wir könnten uns einfach eine neue Geschichte ausdenken... oder?

Ich sprach meinen Gedanken laut aus und Voldemort nickte nachdenklich:
"Es gäbe auch genug angehende Todesser in Hogwarts an die du dich wenden könntest."

Die Idee war einleuchtend.
Einige Stunden später hatten wir unseren Plan nahezu perfekt ausgefeilt.
Mr. Diggory würde sich an den Schulleiter, Albus Dumbledore wenden.
Er würde ihm erzählen, dass er mich und meinen Bruder an jenem Abend nach dem Vorfall in Godric's Hollow aus den Trümmern gerettet und das Ganze für sich behalten hätte, da er uns eine normale Kindheit, ohne Presseterror ermöglichen wollte.

Letzteres war auch nicht gelogen, denn als Voldemort mich und Harry den Todessern vorgestellt hatte, erklärte sich Mr. Diggory sofort bereit uns bei sich aufzuziehen.

Mr. Diggory würde Professor Dumbledore dann fragen, ob er das Ganze für sich behalten könne, da er nicht wolle, dass jemand ihm Harry und mich abnehme.
Wenn dieser zustimme würde ich, wie zuvor auch, als Hermione Granger leben.
Wenn er die Bitte aber ablehne, müsste ich mich an die neue Version von Hermione Potter halten.

Ich dachte darüber nach, wie sehr dieser Brief mein Leben verändert hatte.
Von nun an würde ich mich nicht mehr verstecken müssen.
Von nun an musste ich nicht nur den Geschichten der anderen zuhören, nein!
Von nun an besaß ich die Macht, selbst über meine Taten zu entscheiden, ob nun als Hermione Potter oder als Hermione Granger.
Ich war frei.

Ein Lächeln umspielte meine Lippen und ich malte mir aus, zu was ich nun alles in der Lage sein würde.
Ich erinnerte mich, wie Cedric von seiner Schule erzählt hatte.
Seine Schule? Quatsch!
Von nun an war es auch meine Schule.
Bei dem Gedanken wurde mir ganz kribbelig in der Magengegend.

"Komm Hermione", sagte Mr. Diggory plötzlich zu mir.
Zum zweiten Mal heute wurde ich aus meinen Gedanken gerissen.
Er legte mir eine Hand auf den Rücken und schob mich behutsam vorwärts.

Sobald wir zu Hause wären, würde er sich in sein Arbeitszimmer begeben und einen Brief an den Schulleiter schreiben.
"Als ich deiner Mutter von dem Brief erzählt habe war sie ganz aus dem Häusschen", erzählte mir Mr. Diggory.

Er nannte sich und seine Frau immer meine Eltern und obwohl ich seit frühsten Kindheitstagen bei ihnen lebte konnte ich mich mit diesem Gedanken nicht anfreunden.

"Jedenfalls", fuhr Mr. Diggory fort, "hat sie auf der Stelle einen Abstecher in die Winkelgasse gemacht und dir deine Schulsachen besorgt."
Als ich das hörte verzog ich mein Gesicht.
Von wegen frei!
Ich durfte nicht einmal in die Winkelgasse?

Mr. Diggory sah die Enttäuschung in meinem Gesicht und tröstete mich mit den Worten, dass es dort eh nicht viel zu sehen gäbe.
Er sah mir an, dass ich ihm nicht glaubte, tat aber so, als würde er es nicht bemerken.

Zurück bei den Diggorys hatte ich dann aber doch einen Grund zur Freude.
Mrs. Diggory hatte an alles gedacht.
Als ich die vielen Bücher sah, vollführte ich einen Freudentanz.
Doch das war noch nicht alles.
Sie hatte mir nämlich eine Katze gekauft, die ich sogleich Krummbein taufte, da eben das auf Ihren Körperbau zutraf.

"Damit du nicht so einsam bist", kommentierte Mrs. Diggory freudenstrahlend ihr Geschenk und drückte mir einen Kuss auf die Stirn.

"Mom! Nicht einmal, als ich nach Hogwarts gekommen bin, hast du so einen Aufstand gemacht", beschwerte sich Cedric.
Aber nicht einmal seine spöttischen Bemerkungen konnten mir das hier vermiesen!
Nichts konnte mir diesen Tag vermiesen!

Während ich mir ein Stück Kürbiskuchen in den Mund schob, den Mrs. Diggory zur Feier des Tages gebacken hatte, war ich durch und durch zufrieden.
Mit einem leisen Seufzer dachte ich:"Hogwarts, ich komme!"

Dramione ~ Die EntscheidungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt