2. Teil

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***Warnung***

~ Die Geschichte nimmt nun eine drastische Wendung ein. Wollte ich vorsichtshalber erwähnen. Ihr könnt das Lied davor, dabei oder danach hören... Und wartet ab auf das Ende. ~

~

Am nächsten Morgen wacht Andreas bereits früh auf, und geht müde nach unten in die Küche, um schon mal Kaffee zu machen. Ihm kommen seine Jungs in den Sinn. Was sie alles am Abziehen sind, das versteht er einfach nicht. Sie waren doch immer tolle, wohlerzogene Jungs, auf die er stolz sein konnte. Kopfschüttelnd trinkt er die erste Tasse Kaffee halb leer. Da ist sie auch schon weg. Das brauchte er jetzt.

Da kommt auch schon sein ältester die Treppe hinunter geschlurft, laut am Gähnen und fertig angezogen. Kurz darauf kommt auch Ben hinterher. „Guten Morgen!", wünscht ihr Vater ihnen, und ein unverständliches Grummeln folgt. Dienstag, ein neuer Schultag beginnt. Sie schauen nicht erfreut aus, aber wer ist das schon. Grade kommt Maike die Treppe hinunter in die Küche. „Morgen, Schatz", begrüßt ihr Mann sie und küsst sie kurz. Die Jungs setzen sich grade an den Tisch, als Maike laut ruft: „Lina! Komm, es gibt Frühstück!" Als keine Antwort folgt, ruft sie nochmals, doch es bleibt stumm im Haus. Nur Geschirrklappern ist zu hören. „Ich hol sie mal...", sagt Maike genervt, und geht nach oben. Andreas bleibt schweigend mit seinen Söhnen zurück.

Kurze Zeit später kommt sie wieder zurück, allerdings ohne Lina. „Na, lässt sie sich nicht aus dem Bett kriegen?", fragt Andreas noch bei guter Laune, die schlagartig umschlägt, als er das blasse Gesicht seiner Frau sieht. „Maike? Ist alles okay?" Sie schüttelt den Kopf. „Nein. Nein, gar nichts ist okay..." Alarmiert steht Andreas sofort auf, und läuft zu ihr. „Was ist los?", fragt er besorgt. „Lina... ist nicht da", sagt sie langsam und leise. „Wie, nicht da?" „Nicht da. Weg eben. Nicht im Zimmer, und in keinem Badezimmer. Und ich habe den hier auf ihrem Bett gefunden", sagt sie, immer noch so blass, und hält einen Brief in die Höhe. Ein Messer fällt zu Boden. „An alle" steht auf dem Brief drauf. Jetzt wird auch Andreas blass und ihm wird schlecht. Sehr schlecht. „Ich lese ihn mal...", sagt Maike kaum hörbar und öffnet ihn, erst zögerlich, dann reißt sie ihn so schnell es geht auf. Und überfliegt den Brief. Ihre Augen werden groß. Sie hält die Luft an. Und am Ende lässt sie den Brief fallen, und schreit. Einfach so, ganz plötzlich. „MAIKE! Was ist denn los? Wo ist sie?", fragt Andreas unsicher, und hat eine schlimme Vorahnung. Eine ganz, ganz schlimme Vorahnung. Die Jungs sitzen ebenfalls geschockt da, und Maike ist nach oben ins Schlafzimmer gerannt. Mit zitternden Händen hebt Andreas den Brief auf, und fängt an, ihn zu überfliegen... 


Liebe Mama, lieber Papa, liebe Brüder,

es gibt Momente im Leben, da entscheidet man Dinge, die man nie für möglich gehalten hätte. Da weiß man nicht mehr, was richtig oder falsch ist. Da überdenkt man sein Leben und fragt sich, ob es das alles wert ist.

Vielleicht übertreibe ich damit auch und gehe einen Schritt zu weit, aber ich muss es einfach tun. Es tut mir wahnsinnig leid, aber ich ertrage diesen Schmerz nicht mehr. Ich wurde gemobbt bis aufs Blut, doch ich war euch ja egal. Euch allen.

Ja, und so ist das jetzt. Ich gehe jetzt in den Wald und werde dem allem ein Ende setzen. Es tut mir leid für euch, wenn ihr mich so finden müsst. Aber es geht nicht mehr. Niemand war mehr für mich da, und die Einsamkeit bringt mich um. Genau so ist das.

Es tut mir leid. Ich liebe euch.

Lina.


Noch mehr Worte stehen auf dem Blatt, doch die kann Andreas nicht mehr entziffern. Seine Augen brennen und seine Kehle schnürt sich zusammen. Ihm wird schlecht und das Zittern nimmt Überhand. Die Erkenntnis, was passiert sein könnte, reißt ihn den Boden unter den Füßen weg. Bevor er noch irgendetwas tun oder denken kann, hastet er in den Flur, schnappt sich eine Jacke und rennt gradewegs in Richtung Wald.

His daughter - Ehrlich Brothers Fanfiction (Kurzgeschichte)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt