Today my Life begins

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Mein Herz klopft, während ich zittrig einen Fuß vor den anderen setze. Ich war schon immer ein eher schüchterner Mensch gewesen, der sich nicht gerne sozial einbrachte. Umso nervöser macht mich nun der Ausblick auf meinen neuen Job, dem ich mich mit jedem Schritt weiter nähere. Einige Passanten werfen mir unsichere Blicke zu, ganz als würden sie sich um meinen physischen Zustand sorgen. Mir wird klar, dass ich vermutlich aussehe wie eine wandelnde Leiche: schneeweiße Haut, violette Augenringe und spröde Lippen.
Der moderne Betonblock vor mir rückt immer näher. Stünde ich nicht unter extremen Zeitdruck, würde ich jetzt stehen bleiben und unauffällig ein paar Entspannungsübungen machen. Da mir allerdings weniger als fünf Minuten bleiben, bis ich erscheinen muss und mir genau in diesem Moment ein dicker Regentropfen auf die Nase fällt, beschleunige ich meine Schritte etwas und betrete mit einem ergebenen Seufzen das St. Julian's Hospital.
Der Schalter ist nicht besetzt, also halte ich mich an die Wegbeschreibung, die mir telefonisch mitgeteilt wurde. Auf meinen Weg durch die Gänge des Krankenhauses werde ich weiterhin vorsichtig beäugt und einige Köpfe drehen sich nach mir um. Nach einem leeren Krankenbett biege ich links ab und stolpere abrupt ein paar Schritte zurück. Direkt vor mir befindet sich die Schwingtür mit der mehr als unheilvollen Aufschrift "Operationsbereich". Kurz überlege ich, einfach zu versuchen, sie aufzudrücken obwohl ich genau weiß, dass sie nur mit einem Chip zu öffnen ist. Ich entscheide mich dagegen und drücke auf die Klingel. Sekunden später öffnet mir eine große, dunkelhaarige Frau mit runden grünen Augen und sieht mich stirnrunzelnd an.
»Tut mir Leid, Angehörige haben hier keinen Zutritt«, sagt sie und will die Tür bereits wieder schließen.
»Oh...Nein, nein!«, werfe ich schnell ein und halte sie mit einer Handbewegung auf. »Mein Name ist Meyer. Ich bin die...äh... die Neue. Im OP meine ich.«
Erkenntnis blitzt in den Augen der Frau auf und ein Lächeln schleicht sich auf ihr Gesicht.
»Hanna, richtig?«, fragt sie und ich nicke während ich mir auf die Lippen beiße.
»Ich bin Juliet. Sie werden schon erwartet!« Sie streckt mir enthusiastisch ihre Hand entgegen und ich ergreife sie dankbar wie einen Anker. Dann dreht sie sich um und läuft den Gang zurück, während sie mir mit einem Wink zu verstehen gibt, dass ich ihr folgen solle. Vor einem großen Schrank bleibt sie stehen und zeigt mir, wo ich Jacke und Schuhe ablegen kann. Nachdem ich dies getan habe, läuft sie weiter und stößt eine Tür auf, die zur Damenumkleide führt. Die Wände sind bedeckt von Schränken, in der Mitte stehen Behälter für getragene OP-Kleidung und gegenüber davon ist ein Waschbecken mit Spiegel angebracht. Juliet geht auf einen der Schränke zu, öffnet ihn und bedeutet mir näher zu kommen.
»Hier drin ist die Bekleidung«, sagt sie und zeigt auf die Wäschestapel. »Dir sollte Größe 0 passen.«
Ich nehme mir eine Hose und einen Kasak aus dem Schrank.
»Deine Klamotten kannst du hier oben auf einen Spind legen bis du deinen eigenen hast. Dann desinfizierst du deine Hände und ziehst die Bekleidung an. Vor dem Ausgang stehen die OP-Hauben. Kann ich dich damit alleine lassen? Ich schicke dir gleich jemanden, der dich herumführen wird.«
Ich nicke und bedanke mich bei ihr und bevor ich auch nur blinzeln kann, hat sie die Umkleide bereits verlassen.
Ich atme kurz durch und schäle mich langsam aus meinen Klamotten, die ich ordentlich zusammengefaltet auf einem Spind platziere. Seit ich diesen Job ergriffen habe, habe ich mir angewöhnt, passende Unterwäsche zu tragen, um organisierter zu wirken, als ich es eigentlich bin. Ich trete vor das Waschbecken und drücke mit dem Ellbogen Desinfektionsmittel in meine Hand. Während ich es in meinen Händen und auf den Unterarmen verreibe, sehe ich in den Spiegel. Ich sehe nicht ganz so gruselig aus wie ich dachte. Der Concealer verdeckt meine Augenringe besser als ich dachte und durch das Hetzen durch die Gänge haben meine Wangen einen leichten rosafarbenen Stich erhalten. Die blonden Wellen hängen mir knapp über die Schultern und meine türkisen Augen leuchten aufgeregt. Ich weiß, dass ich schön bin. Gerade deswegen würde mich kein Mensch in einem OP vermuten. Meine 1,60m kleine Gestalt passt nicht zu einem offenen Abdomen und Skalpellen. Trotzdem habe ich immer einen guten Job gemacht. Bis auf eine Ausnahme...
Kopfschüttelnd streife ich mir eine Haube über und stoße die Tür auf.

Heartbeat - HannaWo Geschichten leben. Entdecke jetzt