Drei Tage, doch es kam mir vor wie mein halbes Leben. Seit genau 67 Stunden war ich hier und das einzige was ich wollte, war wieder zu verschwinden. Ich hasste diese kahlen Wände und die unnatürliche Stille, die nur ab und zu von seltsamen Geräuschen, ja manchmal sogar Schreien, unterbrochen wurde. Und natürlich von dem, weshalb ich hier war: dem Wind, den Stimmen und den Farben in der Luft.
Mein einziger Lichtblick waren die Stunden, die ich außerhalb meines Zimmers verbringen durfte. Doch diese waren viel zu selten und viel zu kurz.
Nervös trommelte ich mit den Fingern auf meiner Bettkante herum. Ein Blick auf die Uhr, an der mir gegenüberliegenden Wand, sagte mir, dass es in 29 Sekunden wieder so weit sein würde. Ich zählte mit runter. 18, 17, 16... 12, 11... 9... 3, 2...
Auf die Sekunde genau öffnete sich die Tür und Hilde, die Schwester trat ein. Sie schenkte mir ein sanftes Lächeln und machte eine leichte Kopfbewegung Richtung Tür. Sofort sprang ich auf und hätte sie am liebsten umarmt. Eine Stunde am Tag war echt nicht viel doch umso mehr war ich darauf bedacht sie zu nutzen. Mit schnellen Schritten lief ich ihr voraus und sie hatte sichtlich Mühe hinterher zu kommen.
Als ich an die frische Luft trat, holte ich erst einmal tief Luft. Sie roch nach Wald und Frühlingsblumen.
"Ich hol dich in einer Stunde wieder hier ab. Mach keine Dummheiten!" ermahnte mich Hilde und verschwand wieder im Inneren des Gebäudes. Als ob ich die Möglichkeit hätte, wenn sie nicht mehr bei mir war!, dachte ich mit einem Schnauben. Es gab genügend andere, die hier Aufsicht hielten und mein Tun auf Schritt und Tritt verfolgten. Ich bezweifelt, dass es ein Gefängnis gab, in dem man so genau beobachtet wurde. Geschweigedenn von der Fußfessel, die mich im Notfall mit einem Stromschlag außer Gefecht setzen würde. Ich bezweifelte, dass meine Eltern von dieser gewusst hatten, als sie mich hierher brachten.
Einen kurzen Moment blieb ich einfach so stehen dann ging ich hinüber zu der Bank, die, in den wenigen Tagen, bereits zu meinem Stammplatz geworden war. Von diesem konnte man wunderbar den nahegelegenen Wald beobachten und ich konnte mir einbilden an einem weit entfernten Ort zu sein. In England zum Beispiel. Oder Italien...
Da ließ sich auf einmal eine Gestalt neben mich gleiten. Automatisch wich ich ein Stück beiseite. Hier gab es eine Menge komischer Leute und ich hatte mich bisher darum bemüht niemandes Aufmerksamkeit zu erregen. Ohne Erfolg wie sich jetzt herausstellte. Die Gestalt entpuppte sich als eine rot gelockter Junge, etwa in meinem Alter. Ich meinte ihn, an meinem ersten Tag hier, schon einmal gesehen zu haben und fragte mich was für einen Knacks er wohl haben mochte. Zwanghaft mastorbieren vielleicht? Schnell schob ich den Gedanken beiseite, sonst hätte ich ihm nie wieder ernsthaft in die Augen sehen können.
Doch aus welchem Grund er auch immer hier war, folgende Worte hätte ich niemals erwartet: "Ich hab gehört du bist genauso wie ich."
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Ein bisschen Luft
FantasyFeuer, Wasser, Luft und Erde. Nie hätte Lauren gedacht, wie mächtig die verschiedenen Elemente sind und was für einen großen Schaden sie anrichten können, wenn sie sich gegeneinander stellen.