Miles

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Sicher ist Ihnen aufgefallen, dass Miles keinen Nachnamen hat. Und das ist besser so.
Sein Nachname ist kein Teil der Geschichte.

Miles ist tot. Miles ist an einer Überdosis gestorben. Miles ist durch seine eigene Kotze erstickt, in irgendeinem Hinterhof  irgendeines Clubs.

Miles hat seine Mutter und kleine Schwester  zurück gelassen.

Aber was hat ihn dazu bewegt?

Miles' Mutter war sehr jung als er geboren wurde. Gerade mal sechzehn.
Sie hat die Schule nie beendet, hat in einem Supermarkt gearbeitet.
Dabei war sie Einserschülerin gewesen.

Miles hatte immer das Gefühl, als hätte er ihr Leben zerstört.
Er fühlte sich nie wohl in seiner Haut, hatte sich immer unerwünscht gefühlt.
Aber das war völliger Quatsch.

Wusste er nicht, dass er der Held seiner kleinen Schwester war?
Hatte er gedacht, dass sie ihn nicht vermissen würde?
Denn das tut sie, jeden Tag.

Aber diese Geschichte ist nicht über seine kleine Schwester. Sie ist über Miles.

Miles war immer ein Außenseiter. Er hatte nicht besonders viele Freunde. Er war auch nicht sehr aktiv in der Schule. Er interessierte sich nicht dafür.

Miles war nicht glücklich.
Und ich wünschte, irgendjemand hätte das gesehen. Denn dann hätte er nicht sterben müssen.

Miles war irgendwann, mit sechzehn ungefähr, auf Parties gegangen.
Da lernte er Skills kennen. Und Heroin.

Wussten Sie, dass man von einem Mal Heroinkonsum süchtig werden kann?

Kann man.

Miles konnte nach seinem ersten Schuss nicht mehr genug bekommen. Er war süchtig. Wenn er kein Heroin mehr hatte, besorgte er sich andere Sachen.

Aber Heroin war es, dass ihm das Leben nahm. Er kommt nie wieder zurück.

Denn am Abend des zweiten Novembers, setzte er die Kanüle an seine Armbeuge an und spritzte.
So viel, dass er es nicht überlebte.

Die Ärzte fanden noch andere Drogen in seinem Körper.

LSD. Gras. Und dieses verfluchte Heroin.

Was hatte er diese Nacht getan?
War es ein Versehen gewesen?
War er schon zu high um nachzudenken?
Oder war es mit Absicht? Wollte er sterben?

In dieser Nacht schaffte Miles es in den Hinterhof, brach zusammen, kotzte sich die Seele aus dem Leib und starb. So erklärte die Polizei seinen Tod.

Das hat er nicht verdient. Er hatte einen Fehler gemacht. Wieso hatte ihm niemand geholfen?
Wieso hatte niemand einen Notarzt angerufen?

Wieso hatte er nicht mit seiner Schwester über seine Probleme geredet?
Warum war es ihr nicht aufgefallen?
Wieso musste er in einem Hinterhof sterben? Wieso hörte sein Herz mit achtzehn Jahren auf zu schlagen?

Ich verstehe es nicht.
Ich wünschte Miles wäre hier, um es mir zu erklären.
Ich wünschte, ich könnte Miles sagen, dass sein Leben auf andere Einfluss gehabt hatte. Ich wünschte, ich könnte ihn retten.

Ich hoffe, er weiß wie sehr seine kleine Schwester ihn liebt.
Denn das tut sie.

Miles verdient Besseres. Er ist eine Definition von "verdient Besseres".

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