"Brüder"

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Nachdem Sirius und ich getanzt hatten brauchte ich dringend etwas zum Trinken, also verließen wir die Tanzfläche und gingen zu ein paar Tischen, die wir zusammen mit den Vertrauensschülern aufgestellt hatten. Ich drehte mich grinsend zu Sirius um. „Siehst du wie gut der Ball läuft, ich denke wir haben das super hingekriegt", bemerkte ich. Er reichte mir ein Glas mit irgendeinem Alkohol. Ich nahm einen Schluck und verzog sogleich das Gesicht, es war anscheinend Feuerwhisky. 
Sirius grinste mich belustigt an und  ließ seinen Blick dann durch die Menge gleiten. „Du hast recht, das war wirklich gute Arbeit, aber wieso werden so viele Tänze gespielt, die fast keiner kennt?", fragte er. Ich stellte mein Glas auf den Tisch, bevor ich noch betrunken wurde. Eigentlich war Alkohol gar nicht erlaubt, also nahm ich Sirius die Flasche ab, damit sich niemand betrank. Er gab einen protestierenden Laut von sich, aber ich warf die Flasche einfach in den nächsten Mülleimer. 
„Die Party war eigentlich die Idee von den Eltern der reinblütigen Familien, sie wollten daran erinnern, wie "toll" sie doch sind", erklärte ich ihm. Sirius, der bis gerade eben noch enttäuscht seinem Whisky hinterher gesehen hatte, sah nun überrascht auf. Dann fragte er leicht angewidert: „Wieso sind wir dann überhaupt auf diesem Ball und unterstützen das?" Ich seufzte: „Die meisten der bekanntesten, reinblütigen Schüler haben ja schon das Schloss verlassen und sieh dich doch mal um, hier sind alle möglichen Schüler, egal aus welcher Gesellschaftsgruppe und sie scheinen Spaß zu haben, auch wenn sie die Tänze nicht können". Sirius nickte besänftigt, bevor er sagte: „Gut, das stimmt ja, aber wieso sind wir  hier?" 
Unbewusst verspannte ich mich, als ich mich daran erinnerte, wieso ich eigentlich zu jedem dieser Bälle ging. „Meine Mutter hat mir nur erlaubt auszuziehen, wenn ich zu jedem dieser Bälle gehe und naja....", erklärte ich ihm. Sirius sah zur Seite, es lag etwas kaltes in seinen Augen. „Also hast du dir den erstbesten Reinblüter geschnappt und bist mit ihm zum Ball gegangen?", murmelte er. Ich schnappte nach Luft und sah ihn lange an, ich wartete darauf, dass er sich entschuldigte, aber das tat er nicht.
Ich verengte meine Augen zu Schlitzen und verschränkte die Arme vor der Brust. Mein Blick klebte auf ihm, bis er mich endlich ansah. Ich trat einen Schritt näher und flüsterte: „Also, ich werde dir jetzt keine Szene machen, du hast mich zwar indirekt als verräterisches, manipulatives Miststück bezeichnet, aber ich werde jetzt diesen Ball verlassen und DU wirst darüber nachdenken, was du überhaupt glaubst wer du bist".
Ich wollte gehen, doch er hielt mich fest. „Weißt du überhaupt, was ich riskiere, wenn ich mit dir zusammen bin, ich versuche mein Leben und dass von Ann zu retten Black!" „In den Kreisen der Reinblüter bezeichnet man Leute wie uns als Blutsverräter, wenn ich also mit dir zusammen bin, dann riskiere ich alles, verstanden ALLES!" 
Bevor ich Sirius noch weiter anschreien konnte, lief ich davon, ich musste einfach einen klaren Kopf bekommen. Was glaubt er eigentlich?! Ich fuhr mir durch die Haare, die Rose hatte sich gelöst und ich zog sie aus meiner Frisur. Ein Tropfen landete auf der Blume, erst da bemerkt ich, dass mir Tränen über die Wangen liefen. Ich wollte nicht, dass mich irgendjemand so sah.
Ich lief einfach los und blieb nicht stehen, bis ich vor einem Wandvorhang stand, ich stellte mich dahinter und ließ mich am Rücken die Wand hinunter gleiten. Meine Füße taten mir weh, ich hatte nicht bemerkt, dass ich meine Schuhe beim Rennen verloren hatte. Meine Tränen wollten einfach nicht aufhören. 
Ich schlang meine Arme um meine Knie und legte meinen Kopf darauf. Ich hinterließ kleine Mascararflecken auf meinem Kleid, da mein Make-up von den Tränen verlief. Ich fühlte mich verraten und missverstanden. Meine leisen Schluchzer erfüllten die Gänge, bis ich Schritte hörte und mir die Hand vor den Mund hielt. Mich sollte niemand so sehen, die einzigen, die es trotzdem schon mal taten, waren Andromeda und meine Katze. Ich sollte warten bis die Schritte weg waren, dann hinunter gehen in den Kerker und mich mit Kristin und Schokofröschen trösten. 
„Roxy!?", rief die Stimme von Sirius. Ich vergrub mein Gesicht in meinen Händen. Er soll weg gehen. „Roxy?", fragte Sirius, er kam meinem Versteck immer näher. „Prinzessin ich habe es nicht so gemeint!", rief er wieder. Und ob er es so gemeint hatte, ich meine, sonst hätte er es doch nicht gesagt oder? „Prinzessin?!", fragte die Stimme ein letztes Mal, nur klang es diesmal verzweifelter. Ich schwieg jedoch weiterhin. Durch eine kleine Lücke im Vorhang könnte ich ihn sehen, er lehnte an der Steinmauer. Plötzlich trat er wütend mit dem Fuß gegen die Wand dann ließ er sich auf den Boden fallen, als hätte er nicht mehr genug Kraft um länger stehen zu bleiben. 
Ein Bein hatte er angewinkelt und das Zweite ausgestreckt, in seinen Händen sah ich meine beiden Schuhe. Sie waren mit Strasssteinen verziert und funkelten im Kerzenlicht. „Es tut mir leid, ich weiß doch, dass du so nicht bist", flüsterte er zu meinen Stöckelschuhen. Ich lächelte traurig, es war irgendwie witzig, dass er mit Schuhen sprach. Wie wahrscheinlich war es eigentlich, dass er sich genau da hinsetzte, wo ich mich versteckte? Ich musterte ihn genau, während er sich die Fliege von dem Anzug riss und sie in irgendeine Ecke schleuderte. „Ich liebe dich", wisperte Sirius. Was zur...
Meinte er mich? MEINTE ER MICH!!! Mein Herz schlug doppelt so schnell, wie vorher, ich atmete viel schneller und meine Haut kribbelte. Ich achtete nicht mehr auf die merkwürdige Situation und ließ es einfach raus. 
„Du tust was?", fragte ich in normaler Lautstärke. Sirius zuckte erschrocken zusammen. „Prinzessin?", flüsterte er fragend in die Gänge. Es sah so aus, als würde er an seinem Verstand zweifeln. Ich hob den Wandteppich an und sah Sirius direkt ins Gesicht. „Roxy!", rief er erleichtert aus. Sirius setzte sich zu mir hinter den Vorhang und nahm mich in den Arm. Ich lehnte mich an ihn und seufzte. 
„Was hast du vorher gesagt?", fragte ich nochmals nach. „Es tut mir leid Prinzessin, ich hätte das vorher nicht sagen sollen, ich verstehe dich und ich werde nächstes Mal besser nachdenken, bevor ich dir Vorwürfe mache", begann er sich zu entschuldigen. Ich nickte und drückte mein Gesicht an seine Brust. „Schon okay, ich habe einfach ein wenig überreagiert", murmelte ich in seine Schulter. „Aber das habe ich nicht gemein, das danach!", bohrte ich nochmals nach. 
Eine ganze Weile herrschte Stille, bis ich endlich verstand und Sirius einfach einen Kuss auf die Wange gab. Dann stellte ich mich auf die Füße. Er war einfach noch nicht so weit, mir seine Liebe zu gestehen. Ich wollte ihm schon sagen, dass alles in Ordnung war, weil ich es nachvollziehen konnte, doch dann hörte ich plötzlich laute und schnelle Schritte. Sirius stand auf und stellte sich ganz dicht hinter mich. „Sie müssten hier entlang gegangen sein", sprach eine Stimme... eine mir sehr bekannte Stimme. Ich sah durch den kleinen Spalt hervor um sicher zu gehen und mein Blut gefror mir in den Adern. Anscheinend suchten sie uns.  
„Das sind dein und mein Bruder", wisperte ich, geschockt. Wieso war Lucius hier, das ergibt keinen Sinn, sie wurden doch alle aus dem Schloss verwiesen. Sirius nickte nur und nahm mich in den Arm. „Was machen die noch hier, ich dachte alle Todesser haben das Schloss verlassen", flüsterte ich eindringlich. 
Eine Weile war es wieder still, bis Sirius hauchte: „Ich konnte sie nicht einfach verraten, sie sind immerhin unsere Brüder, ich dachte... dir geht es genauso." Ich sah ihn einfach nur geschockt an. Er sah verlegen aus. 
Geht es mir genauso? Nein! Aber das war jetzt egal, wir könnten später darüber reden, hier war es zu unsicher. Als unsere "Brüder", Lucius und Regulus endlich weg waren, nahm ich Sirius Hand und rannte los. Meine Füßen schmerzten auf dem eiskalten Steinboden. Doch nach einiger Zeit hatte ich mein gewünschtes Ziel erreicht und zog Sirius durch die Tür von dem Raum der Wünsche. Ich atmete erleichtert aus, ließ mich auf ein Sofa fallen und streckte die Hände nach Sirius aus. Er lächelte angespannt, währten er auf mich zu ging. Dann setzte es sich jedoch neben mich, einen Arm um meine Schultern und seine Finger mit meinen verschränkt. Ich liebe es ihm so nah zu sein, vor allem nach dem ganzen Stress beruhigte es mich einfach. 
Nachdem ich mich wieder beruhigt hatte, fragte ich: „Was läuft da bei dir und deinem Bruder?" Ein tiefes Seufzen verließ Sirius Lippen und ich fing es mit meinem Mund auf. Nachdem ich mich wieder von ihm gelöst hatte strich ich mit dem Finger über seine Lippen. „Du musst es mir nicht erzählen, wie euer Verhältnis ist, aber du musst mir sagen, was wir jetzt machen sollen, weil mein Bruder ein ziemlich großes Problem für mich ist", erklärte ich. 
Sirius fuhr sich gestresst durch die Haare. „Regulus war nicht immer ein Todesser, er war mal mein kleiner Bruder und ich kann ihn doch nicht einfach aufgeben und verraten, ich kenne ihn schon seit er geboren wurde, ich habe versucht ihn da raus zu halten, aus dem ganzen Reinblut, Mugglestämmig, Blutsverräterzeug, ich habe es nicht geschafft, aber ich darf noch nicht aufgeben", beschwerte er sich. 
Sofort verliebte ich mich noch ein wenig mehr in diesen Idioten. Warte verliebte?...  Ja verdammt verliebte! „Ich weiß das es nicht so einfach ist Sirius, aber nicht du bist es der aufgibt sondern dein Bruder Regulus, er hat seinen Weg gewählt und es war der einfachere, ich verstehe dich okay? Ich habe selbst sehr lange gebraucht um diese Entscheidung zu treffen, ich habe mich, denke ich, richtig entschieden, aber meine Familie war auch nicht immer so wie Heute, ich finde es unglaublich lieb von dir, dass du meinen Bruder nur wegen mir nicht verraten hast, aber wir müssen es dem Schulleiter oder irgendjemandem anderem sagen, bevor etwas schlimmes passiert." Sirius vergrub sein Gesicht in meinen Haaren, ich spürte wie er nickte. „Und dann müssen wir außerdem noch einiger Sachen für unser Date besprechen, findest du nicht?", fragte ich in völlig unschuldigen Ton. Sirius lachte nur und zog mich noch fester in seine Arme.

Roxanne MalfoyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt