Von Glatzköpfen und Longboards

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Dieser Dienstag hätte schön werden können. Miles hätte nach der Schule nach Hause gehen,dort essen und Musik hören können. Er hätte den riesigen Berg Hausaufgaben, den er an diesem Tag aufbekommen hatte, in Ruhe erledigen können. Aber nein...er doch nicht!

Stattdessen stand er nun in einem Kiosk und bestaunte die Auswahl an bunten Heftchen, die es dort gab. Der große Schatten, den die stämmige Figur des Inhabers auf ihn warf, ignorierte er stur. Obwohl ihn die verschränkten Arme und die Totenkopf Tattoos auf den nackten Schultern des Glatzkopfs leicht beunruhigten, ließ er es sich nicht nehmen, sich besonders viel Zeit zu nehmen und alles ganz genau zu studieren.

Da war es wieder-dieses Kribbeln in den Fingern, dass ihn nicht zur Ruhe kommen ließ. Dieses schwer zu befriedigende, ekelhafte Kribbeln. Er wusste, was das bedeutete. Seine Hände verlangten wieder nach etwas, das sie stehlen konnten,etwas, das ihm nicht gehörte. Miles grinste den Kioskglatzkopf an. Dieser blickte weiterhin streng auf ihn herab und musterte jede einzelne seiner Bewegungen, wie ein Adler. Miles Mut sank. Hier würde er nicht weit kommen-und wenn doch, würde er ein blaues Auge kassieren. Und die riesige Pranke des Kerls wollte er ganz bestimmt nicht ins Gesicht bekommen.

Die bunten Farben, die verrückten, neonfarbenen Titel und die Titelbilder bezirzten sein Hirn und unterdrückten seinen gesunden Menschenverstand, wie vor etwa einer Woche im Supermarkt, als er den Apfel geklaut hatte. Den armen Miles kostete es große Mühe, sich nicht einfach auf die Ablage zu stürzen und alle Hefte samt Extras mitzunehmen. Zögernd nahm er eines der Magazine in die Hand und blätterte es durch. Es hatte das Thema Kochen,und als ihm leckere Rezepte mit Bildern ins Auge sprangen, bekam er Hunger.

Er wollte so schnell wie möglich aus dem winzigen Laden, aber nicht ohne etwas 'geliehen' zu haben.

Miles beschloss, es wäre das beste, ein Mädchenmagazin zu klauen. Sollte ihm der Besitzer hinterher laufen, könnte er ihn womöglich mit irgendeiner quietsch pinken Seite blenden und außer Gefecht setzen.
Der Glatzkopf schnaubte und begab sich in eine Art Kabine, wofür er sich vorher ächzend erhob und zum Vorhang schlurfte. Als er dahinter verschwunden war, witterte Miles seine Chance.

Ohne weiter darüber nachzudenken, schnappte er sich das Heft und drehte sich blitzschnell um. Hektisch riss er die gläserne Tür des Krimskramsladens auf und ließ ein verräterisches Glöckchen klingeln, dass oben an der Decke angebracht worden war, um neue Besucher anzukündigen. Oder eben wie in seinem Fall, wenn jemand panisch und mit zitternden Händen versuchte, verzweifelt das Weite zu suchen und aus dem Laden floh.

Seine Hand umklammerte krampfhaft das Heftchen und er achtete nicht darauf, wohin ihn seine Beine trugen. Hauptsache, er war aus diesem Kiosk ausgebrochen und an der frischen Luft! Eine Welle der Euphorie überrollte ihn- er hatte es wieder getan! Fuck...die Euphorie verwandelte sich in Enttäuschung. Er hatte es wieder getan.
Er wagte einen flüchtigen Blick über die Schulter nach hinten, aber niemand schien ihn zu verfolgen. Trotzdem beschloss er, noch etwas weiter zu sprinten, um ja kein Risiko eingehen zu müssen.

Während er so gedankenverloren vor sich hin joggte und eine Diskussion mit sich selbst führte, ob es nun okay gewesen war, das Heft zu klauen oder eine gefährliche Angelegenheit, merkte er nicht, wie etwas an einer Kreuzung extrem schnell auf ihn zugefahren kam.

Es tat einen Schlag und einen dumpfen Aufprall. Aus dem Augenwinkel erkannte Miles etwas schwarzes, bevor er selbst von einer heftigen Kraft von den Füßen gerissen und zu Boden geschleudert wurde. Beim Aufprall auf den harten Asphalt knacksten Knochen und man hörte jemanden vor Schmerz aufschreien. Miles klatschte unelegant auf die Straße und blieb mit geschlossenen Augen liegen. War er tot? Er bewegte einen Finger. Dann seine Hand. Und hob letzten Endes seinen Arm. Zögernd öffnete er seine Augen und starrte in den Himmel. Ein Stöhnen erklang nicht weit entfernt von ihm und Miles schrak auf. Ach ja, da war ja was.

Er rappelte sich schwankend auf, ignorierte seinen blutenden Ellenbogen und stürzte zum Verletzten.
Dieser lag, alle Viere von sich gestreckt, auf dem Bürgersteig. Ein Longboard rollte heimtückisch an den beiden vorbei, es war wohl das Verkehrsmittel und der Grund für die Geschwindigkeit seines Gegenübers gewesen.

"Oh Gott!" Entfuhr es Miles und er starrte hinab auf den übel zugerichteten Jungen. Seine schwarzen Haare standen in alle Richtungen ab und seine grauen Augen starrten fixiert in den Himmel.
"Bin ich tot?" Fragte der Unbekannte leise.
"N...Nein. Ich glaube nicht. Oder wir sind beide tot und treffen uns im Himmel wieder. Aber dann müssten wir theoretisch..."
"Hey! Bist du nicht dieser Typ von letztens?" Unterbrach ihn der Verletzte, und ein übertriebenes Blinzeln zeigte, dass er kurz vorm heulen war.
Miles starrte ihn verwirrt an. Das Durcheinander in seinem Kopf klärte sich ein wenig, als er sich den Kerl ganz genau ansah. Stimmt! Er kannte diese Stimme! Diese Augen...diese Haare!
Es war der Kerl, den er letztens während des Apfel klauens unfreiwillig mitgezerrt hatte.

Zufall? (Der Autor konnte sich an dieser Stelle nicht zurückhalten. Es folgt eine irreführende, peinliche Phrase.)
Ich glaube nicht.

Heyho! Ich hasse dieses Kapitel.
Trotzdem möchte ich es euch nicht vorenthalten, denn: Kritik ist geil! Oben seht ihr ein Bild des überaus liebenswerten, nicht muffigen Ransom (der andere Hauptchara).
-Vergessen *fühlt sich cool, weil er eine 'eigene Unterschrift' hat*

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⏰ Letzte Aktualisierung: May 18, 2017 ⏰

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