To be a cutter...

Kapitel 10 - Verzweiflung

Wie soll mein Leben weitergehen? So wie jetzt? Nein! - Das kann ich nicht. Ich brauche Hilfe, professionelle Hilfe. Soll ich mich weiter verstümmeln um zu merken, dass ich noch hier bin, dass ich lebe? Die Narben werden immer bleiben. Was soll ich denn später mal meinen Kindern erzählen?

Die Jugendhilfestation. Die können mir bestimmt helfen. Ich glaube daran.

"Jugendhilfestation, Berger mein Name."

"Hallo. Mein Name ist Melanie. Ich habe so viele Probleme zur Zeit und werde nicht mehr fertig damit."

"Wenn du möchtest kannst du gerne für ein Gespräch zu uns ins Büro kommen. Wenn du nicht willst, dass deine Eltern davon erfahren musst du ihnen nichts sagen."

Das war eine große Erleichterung für mich.

"Ja gerne."

... Ich stehe vor dem kleinen Gebäude mit der Aufschrift Jugendhilfestation. Die Tür öffnet sich und ich betrete das Haus. Vor mir steht eine Frau.

"Hallo! Du musst Melanie sein - hab ich recht?"

"Ja die bin ich."

Ein kahler, weißer Raum mit einem Tisch in der Mitte und zwei Sesseln. Wir beginnen zu reden. Sie lässt meine Aussagen nicht einfach stehen sondern hakt nach, was Narben wieder zu Wunden macht. Nach zwei Stunden beenden wir unser Gespräch. Ich kann wieder lachen. Es tat so gut zu reden.

Frau Berger legt mir etwas schweres in die Hand.

"Hier der ist für dich. Er soll dir Kraft geben. Du schaffst das alles. Ruf mich an wenn du wieder reden willst oder einfach um mir zu sagen wie es dir geht."

Ich öffne meine Hand - ein kleiner Engel.

"Danke. Der Engel ist wunderschön. Ich werde mich bei ihnen melden."

Die Sozialpädagogin umarmt mich und sagt mir, dass alles wieder gut wird. Daran glaube ich zur Zeit nicht wirklich. Das Gespräch hat mich aufgewühlt. Die ganzen Emotionen kamen wieder hoch. Aber ich lache... seit langer Zeit mal wieder. Es ist kein gespieltes Lachen wie die letzten Wochen. Nein! - Ich lache weil ich mich frei fühle.

Ich laufe noch etwas durch die Gegend bevor ich mich in den nächsten Bus setze und nach Hause fahre.