Erste Schritte

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Luft.
Atmen...
Wind.
Fühlen...

Langsam bildet sich ein Bild aus den verschwommenen Farben. 
Farben werden zu Umrissen. 
Ein Weg. 
Ein Feld. Ein Feld aus goldenen und grünen Farben.
Und dann der Himmel. Auch golden vom Licht. Vom Licht der Sonne.
Sonne. Licht.

Alles bewegt sich. Weiter entfernte Punkte kommen näher. 
Sie läuft. Es dauert ein ganzes Stück, bis sie es bemerkt. Bis sie es versteht. 
Ein Fuß vor den anderen führt sie die den Weg entlang.
Es sind ihre Füße, das stellt sie fest.
Ein Schritt.
Zwei.
Drei.
Vier.
Fünf.
...

Sie läuft weiter. Immer weiter. Doch wohin?

Dann kommen die Geräusche.
Das Rauschen des Windes. Des Feldes.
Der Klang ihrer Schritte auf dem steinigen Weg.
Ein Schritt.
Zwei.
Drei.
Vier.
Fünf.
...

Insekten klingen.Fliegen schwirren. Grillen zirpen. Käfer krabbeln. Würmer kriechen. Bienen summen. Wespen sirren.
Die Sonne brennt ihr ins Gesicht, obwohl diese schon tief am Horizont klebt.
Die Luft ist trocken und schwül.
Der Geruch des trockenen Grases, der Blumen schwebt in der Luft und kratzt in ihrem Hals.
Schritte.

Zwei.
Drei.

Vier.

Fünf.
...

Der Weg steigt an. Sie stolpert, fängt sich und läuft weiter.
Etwas fühlt sich komisch an. Was ist das?
Es fällt ihr ein: Schmerz!
Ihre Füße sind langsam wund. Ihre Waden brennen. Stechen im Bauch.
Sie läuft weiter. 
Auch ihr Hals brennt. Keuchen. 

Zum Glück sinkt die Sonne weiter. Langsam verändert sich das Licht wieder.
Es wird dunkler.
Die Schatten länger und damit kühlt sich auch die Luft ab.
Wie lang will sie noch laufen?
Die Geräusche der Tiere werden leiser.
Nur nicht das Zirpen. Das Zirpen durchdringt immer lauter die Luft, je mehr sich  die Sonne Richtung Horizont bewegt.
Es gibt Wolken.
Sterne. Die ersten Sterne sind schon zu sehen. 
Keine Schritte. Sie hält an, das erste mal, das sie es bemerkt. 

Weit scheint es nicht mehr, bis das Ende des Hügels erreicht ist.
Sie setzt einen Fuß weiter. Dann den anderen. Schritt für Schritt. Aha, so läuft man also.
Sie läuft weiter, nach oben. 
Da stehen Bäume. Mittlerweile sind nur noch deren grobe Umrisse zu sehen. Es ist schon ziemlich dunkel.

Der Wind wird nicht weniger. Dafür das Tönen der Grillen. Doch noch ist es zu hören. Genauso, wie die letzten Strahlen der Sonne noch zu sehen sind. 
Aber nicht mehr lange.
Die Sonne ist dunkel orange. Alles ist orange und rot. Es scheint zu brennen. Aber nur kurz scheint es so, schnell ist dieser Moment auch schon wieder vorbei. 
Der Wind bringt Kälte mit. 
Sie fröstelt. Gänsehaut auf ihren Armen.
Doch das ist ja auch kein Wunder in ihrem dünnen Kleid. Eher etwas Stoff, das ein Teil ihres Körpers bedeckt. 
Sonst trägt sie nur Schuhe.
Leichte Schuhe. Sandalen... Das ist ihr schon eher eingefallen.

Es sind nur noch wenige Schritte bis oben. 
Die Sonne ist nun schon fast ganz verschwunden. Ein Streifen erleuchtet noch den Horizont.
Der Horizont ist aber weit weg. Sehr weit weg. Sie hält an.
Enttäuschung.

Was hat sie erwartet? 
Sie weiß es nicht, woher sollte sie es auch wissen. 
Doch vielleicht etwas anderes, als nur diese Felder, dieser Weg. Solche Bäume, die vereinzelt die Ebene durchbrechen.
Weit hinten scheinen mehr Bäume zu sein. Viele Bäume. Etwa ein Wald.
Ihr Atem beruhigt sich. 
Am Rand des Weges lässt sie sich sinken.
Lehnt sich an den einen Baum, reibt ihre schmerzenden Glieder.
Ihr Kopf wird schwer, genauso ihre Augen. Schon ein paar mal sind sie zugefallen.

Es wird auch ganz ruhig. Nur noch der Wind ist zu hören. Das Rauschen.
Rauschen.
Die Augen fallen wieder zu.
Immer schwieriger wird es, sie noch einmal zu öffnen. Durst brennt in ihrer Kehle. Sehr unangenehm, trotzdem schläft die ein.
Dunkelheit.








WegläuferinWhere stories live. Discover now