Kapitel 29 - DEPTH OVER DISTANCE

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How fun.

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Kapitel 29 - DEPTH OVER DISTANCE

Depth over distance was all I asked of you
And I may be foolish to fall as I do
Still there's strength in the blindness you fear
If you're coming too

(Ben Howard - Depth over Distance)

„Könntest du bitte, bitte ein anderes Gesicht machen?", Tessa schnippst mit ihren Fingern vor meinem Gesicht herum und ich schrecke aus meiner Trance. „Ehrlich, ich werde schon vom dich-ansehen depressiv!"

Ich stöhne auf und schüttle den Kopf. „Sorry, war gerade in Gedanken versunken...", antworte ich, lächle mehr schlecht als recht zurück und versuche mich wieder auf die Blätter zu konzentrieren, die auf meinem Schreibtisch herumliegen.

„Ach nee, darauf wäre ich jetzt nicht gekommen.", Tessa rollt mit den Augen und setzt sich mit einem lauten ‚Plopp' auf den Stuhl neben mir. „Also, was ist los? Letzte Woche konnte ich mich vor deinem ständigen hyper-strahlenden Lächeln kaum in Sicherheit bringen und jetzt hab' ich das Gefühl, dass du es am Wochenende zu Grabe getragen hast... Dabei ist heute der letzte Arbeitstag für dieses Jahr! Da wäre ein bisschen Freude angesagt!"

Ich nehme einen Schluck aus meiner Kaffeetasse und verziehe das Gesicht. Üargh, komplett kalt und abgestanden. Ich seufze, stelle die Tasse ab und zucke mit den Schultern. „Keine Ahnung... Scheiß Tag heute. Hab verschlafen, Kaffee schmeckt scheiße, alles war zugeschneit, totales Chaos in der Stadt, es hat ewig gedauert hier her zu kommen..."

„Uuuund?"

„Was und?", ich blicke sie fragend an.

„Und was ist der wahre Grund?", entgegnet sie, „Das mit dem Schnee hat dich die letzten Tage auch nicht gestört und verschlafen hat jeder Mal... Wenn ich mal raten müsste, würde ich sagen, der wahre Grund für deine Laune fängt mit H an und hört mit arry auf."

Mein Kopf fällt auf meine aufgestützten Arme und ich stöhne genervt auf. „Argh!"

„Okay, scheinbar habe ich den Nagel auf den Kopf getroffen – also, erzähl Tante Tessa, was passiert ist! Ich hab' ein offenes Ohr und biete mich auch für ein bisschen Harry-bitching an, wenn nötig."

Obwohl meine Laune beschissen ist, muss ich doch ein kleines bisschen lachen. Tessa, wie sie leibt und lebt.

„Keine Ahnung.", ich hebe meinen Kopf an und fahre mir durch die Haare. „Ich habe ehrlich gesagt keine verdammte Ahnung. Letzte Woche war alles top. Ich meine, ich habe Ronnie Wood getroffen, das Gespräch mit dem Management lief halbwegs gut, wir hatten einen famosen Tag zusammen, bevor er nach Amerika geflogen ist..."

„Es ist bewundernswert, wie du das Thema Ronnie Wood seit sieben Tagen dezent in jedes Gespräch einfließen lässt", bemerkt Tessa augenzwinkernd.

„Tja, wahres Talent.", ich grinse sie kurz an – bis mein Gesicht wieder in sich zusammenfällt und ich kopfschüttelnd fortfahre, „Naja, ich weiß ja, dass sie eine extrem stressige Woche hatten, aber ich hab' seit drei Tagen eigentlich nichts mehr von Harry gehört, was jetzt an sich kein Drama wäre – aber er hat gesagt, er wäre ab heute wieder in London und ich fliege morgen früh zurück nach Deutschland und bin dann bis zum zweiten Januar weg. Ich hätte ihn vorher halt gerne noch mal gesehen, aber ich kann ihn irgendwie nicht erreichen... und das macht mich kirre!"

„Okay... gut, das ist scheiße.", sie beißt sich auf der Unterlippe herum und ich merke, dass sie etwas sagen will, aber nicht genau weiß, ob sie es machen sollte.

„Was ist los, Tessa?"

„Bitte interpretiere da jetzt nicht so viel rein, aber... also Niall hat mir geschrieben, dass er schon gelandet ist und ob ich heute Abend Zeit hätte. Ich meine, das muss nichts heißen, vielleicht sind sie gar nicht zusammengeflogen? Wäre ja nicht das erste Mal, dass einer von diesen Helden den Flieger verpasst..."

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