Poesie #1

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Mein Körper besteht aus undurchsichtigem Glas.
Das Glas ist nicht besonders dick, nunja, jedoch auch nicht zu dünn.
Niemand kann durch dieses Glas sehen.
Nur ich.
Und hinter dem Glas sehe ich einen Sack von der Größe einer Faust.
Dieser Sack hat ein kleines Loch.
Aus diesem tritt schwarzer Rauch aus.
Das Loch bleibt nicht so klein.
Das Loch reißt immer weiter auf.
Es reißt auf durch die Dinge, die gegen meine gläserne Hülle prallen.
Dann gibt es eine Erschütterung, die auch den Sack erfasst.
Ich flicke ihn von Zeit zu Zeit, doch der Dampf schafft es immer sich durch den Stoff durchzufressen.
Manchmal flicke ich ihn auch nicht.
Denn es ist mühsam.
Es ist erschöpfend.
Dann reißt der Sack so weit auf, dass der Rauch es schafft meinen halben Körper auszufüllen.
Dann legt sich ein dunkler Schleier über meine Welt.
Dann bin ich wie gelähmt.
Denn er nimmt mir die Luft.
Er nimmt mit die Emotionen.
Doch ich habe ein Gegenmittel dafür.
Durch Öfnungen links und rechts von meinem Kopf dringen Töne.
Töne die kombiniert die wundervollsten Melodien erleben.
Der Rauch hat Angst vor diesen Tönen.
Der Rauch zieht sich zurück, wenn die Töne meinen Körper ausfüllen.
Dann flicke ich das Loch.
Dann ist der Rauch wieder eingeschlossen.
Doch es ist nur eine Frage der Zeit, bis das Loch wieder aufreißt.
Und ich muss es mit zunehmender Zeit in immer kürzer werdenden Abständen flicken.
Auch die Töne verlieren immer weiter an ihrer wundervollen Macht.
Bald wird der Rauch meinen Körper vollkommen ausfüllen.
Dann trennt nur noch meine gläserne Hülle den Rauch von der Außenwelt.
Doch was ist, wenn der Rauch sich auch durch Glas fressen kann?

Stille Wasser gründen tief #TeaAward2018Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt