Kapitel 3

29 0 0
                                    

Jessicas Sicht

Nachdem Justin einfach auflegte, wurde mir klar das er Recht hatte. Ich wollte ihn eigentlich nie wieder sehen, doch als er am Telefon so...seltsam klang, wurde ich wirklich nachdenklich. Denn wenn er nun in Schwierigkeiten stecken würde oder er gerade versuchte sich zu töten, war am Ende ich noch ein Grund...Und das würde dann auch für mich zu viel werden.
Ich beschloss mich einige Zeit später auf die Suche nach ihm zu machen. Ich suchte jede Gegend ab, wo er früher oft gewesen ist und rief Bryce an, aber er ging nicht ran.
Ich ging das gesamte Telefonat noch einmal durch, in der Hoffnung einen Tipp zu finden, wo er sich befinden könnte. Und da fiel mir einer auf: Wellenrauschen. Augenblicklich fing ich an zu rennen. Am Strand angekommen, sah und hörte ich nichts. Es war dunkel und ich sah niemanden.
Doch als ich die Treppe runterlief hörte ich einen Menschen leise zählen. Runterzählen...Und dann sah ich ihn:
"JUUUSTIN!!!! JUUUUUUUS! NIIICHT! NEIN JUSTIN, NEIN!!!"
Ich zog mir im Rennen die Schuhe aus und rannte so wie ich war ins Wasser. Ich riss ihm die Waffe aus der Hand und schmiss sie weit weg in den Sand. Daraufhin schaute ich ihn an und rüttelte an ihm. Er stand wie gelähmt da. Er hatte seine Augen weit auf, Tränen liefen über sein Gesicht und er rührte sich nicht. "Justin du Arschloch...Warum?" Es war wie, als wäre er in eine Art Schockstarre verfallen. Doch kurze Zeit später fing er richtig an zu weinen, sehr laut und nahm mich in den Arm. Er schwang seine Arme um mich und hielt mich sehr fest.
"Justin...ich" "Ich will einfach nur noch sterben. Du hast mich verlassen, du hasst mich, du verstehst mich nicht und glaubst mir nicht mehr. Wenn du wüsstest wie Scheiße es mir geht, würdest du jetzt such hier stehen". Er weinte wieder laut los. Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Ich lief mit ihm Arm in Arm aus dem Wasser und forderte ihn auf, sich in den Sand zu legen. "Du wartest hier!". Er legte sich in den Sand und zitterte. Derweile machte ich mich auf die Suche nach seiner Tasche. Hinter Felsen versteckt lag eine Decke. Ich wollte sie mir gerade schnappen, als ich es knallen hörte. Sofort ließ ich die Decke los, drehte mich um und hörte Justin schreien. Ich kam mir vor, wie in einem Horrorfilm. Mir liefen die Tränen übers Gesicht und ich rannte zurück zu Justin, welcher mit der Waffe in der Hand, dann regungslos, im Sand lag. Aus seinem Oberarm floss nur so das Blut...Warum sein Oberarm und nicht seine geplante Stelle?
Ich setzte mich neben ihn und wusste nicht weiter. Ich hatte kein Handy hier und war an einem verlassenen Strand mit einem regungslosem Justin...
Plötzlich fiel mir sein Handy ein. Ich stand auf und rannte zurück zu seiner Tasche, wo ich dann nach seinem Handy suchte. Es war dort aber nicht. Ich wühlte im Sand und als ich das Scheiß Teil endlich fand wählte ich ohne zu zögern die 112. Sofort nahm jemand ab und ich gab ihm histerisch alle wichtigen Informationen. Und dann wartete ich.
Als ich so auf den Krankenwagen wartete, bemerkte ich ein leichtes Brummen in meiner Hosentasche. Ich griff hinein und siehe da...mein Handy. Ich hatte es doch mit? "Scheiße", fluchte ich. Es war völlig durchnässt. Aber anscheinend funktionierte es, denn mein Bildschirm war an und es brummte, weil mich so eben jemand anrief. Alex..."Alex?", meinte ich nur. "Warum weinst du bitte?", antwortete er. "Naja, eigentlich wollte ich Justin ja nie wieder sehen, aber wenn man eine Person entdeckt, die gerade dabei ist, sich umzubringen, ist das nochmal was anderes. Ich konnte ihn zwar abhalten, aber als ich grade seine Decke holen wollte, hörte ich nur einen Schuss, einen Schrei und ja...Justin hat sich in den Oberarm geschossen...Und ich war dabei. Warum bringen sich gerade alle um? Erst Hannah, dann versuchst du Idiot es und jetzt Justin? Man Alex, ich raste aus. Das Leben ist so scheiße geworden. Ich warte jetzt auf den Krankenwagen? Warum rufst du an und wie geht es dir, weil anscheinend hast du ja überlebt, oh mein Gott. Alex du hast überlebt. Scheiße, warum wolltest du dich bloß umbringen? Warum wollen sich alle umbringen? Sorry, es ist mir grad alles zu viel" "okay. Also erstmal...WTF? Ich hoffe er lebt noch und als zweites, ja ich habe überlebt, aber gut geht es mir nicht gerade. Ich meine, eigentlich wollte ich jetzt oben im Himmel bei Hannah sein, aber naja...Der Scheiß Arzt hat mich gerettet. Es ist eine lange Geschichte, die ich dir aber gerne erzählen wollte, weswegen ich dich auch einerseits angerufen habe. Ich will dich sehen. Du bist im Moment irgendwie die einzige Person, mit der ich reden könnte...Aber wenn du jetzt lieber bei Justin sein möchtest, verstehe ich das auch". Ich fühlte mich wie in einem Horrorfilm und wie ein Zeuge eines Suizidopfers. "Ich komme", meinte ich nur und legte auf. Ich packte mein Handy wieder in die Hosentasche und da hörte ich schon die Sirene eines Krankenwagens.

"Mrs. Davis?" "Ja, Sagen Sie doch Jessica. Hier ist er...". Ich zeigte den Männern den Jungen der da im Sand lag und sie fackelten nicht lange. Der eine versorgte seine Wunde, ein anderer überprüfte seine Vitalfunktionen, ein Mann leuchtete mit einer großen Taschenlampe auf das Geschehen und dann versuchten zwei Männer Justin wiederzubeleben. Als sie es geschafft hatten und Justin hustete, atmeten die Männer durch und verfrachteten ihn dann in den Krankenwagen.
"Mrs. Davis, es wäre gut, wenn Sie mitkommen würden, damit er nicht so alleine ist, Sie müssen aber nicht, wenn sie mir dafür die Nummer eines Erziehungsberechrigten geben". Ich war völlig baff. Ich wusste nicht, was ich jetzt machen sollte. Mitfahren und bei Justin sein oder nicht mitfahren und dafür zu Alex fahren. Doch dann kam mir eine Idee. "In welches Krankenhaus fahren Sie denn?" "Wozu ist das wichtig?", fragte der eine Sanitäter. "Ein Freund von mir liegt auch durch einen Suizidversuch im Krankenhaus und ich wollte ihn besuchen gehen". Daraufhin brach ich zusammen. Ich fiel zu Boden und weinte laut los. Es war mir alles zu viel. Sofort kamen auch zwei Männer zu mir und versuchten mich mit aufmunternden Worten zu beruhigem. "Huiuiui, Mrs. Davis in Ihrem Leben scheint es ja ganzschön blöd zu laufen. 3 Freunde von Ihnen, die sich versucht haben umzubringen und das in einem nicht allzu großem Zeitunterschied". Ja. Wahre Worte sprach er da. Ich nickte. Die Männer versuchten mich weiter zu beruhigen, doch dann rief einer aus dem Krankenwagen: "Könnten wir bitte langsam los fahren? Mr. Foley ist gerade wieder sehr schwach. Wenn wir noch weiter warten, wird er gleich von uns gehen." Ich schaute die Sanitäter an und stellte meine Frage von vorhin nochmal. "Wir fahren ins Seatlle Hospital." "Gut, da liegt auch mein Freund". Ich setzte mich hinten in den Krankenwagen und schon fuhr dieser los.
Angekommen im Krankenhaus ging ein großer Trubel los. Justin wurde in einen Raum geschoben, der nach Operation aussah und ich machte mich auf den Weg zur Rezeption.
"Zimmer 324." Ich rannte zu den Fahrstühlen und wartete auf den, der am schnellsten kam.
Als ich an seinem Zimmer ankam und Alex Stimme erschien, öffnete ich die Tür. Alex sah bleich wie eine richtige Leiche aus und sah wirklich müde aus. "Jessica", sagte er und lächelte leicht. Er schien regelrecht glücklich zu sein, dass ich da war. Aber er meinte ja schon am Telefon, das ich im Moment die einzige Person war, die er sehen wollte und mit dem er reden komnte. Ich konnte ihn verstehen.
Er schilderte mir all die Gründe, weswegen er sich umbringen wollte und während er das tat, fielen mir viele Momente ein, welche auffällig waren, wo er so schien, als wäre er gar nicht mehr da oder bald nicht mehr da. Ich umarmte ihn und legte mich zu ihm. "Schön das du noch da bist Alex. Ich glaube wärst du jetzt auch noch weg, wäre ich völlig down. Voralldingen wenn kurz darauf auch noch Justin weggewesen wäre. Es ist mir ja jetzt schon alles zu viel. Alex bitte bleib hier. Das Leben ist scheiße, aber ich werde dir helfen. Ich kenne jetzt deine Lebensgeschichte und ich weiß jetzt, das du Hilfe brauchst, weg von deinem Vater musst und du alleine bist. Aber ich bin es auch so gut wie. Also lass uns zusammenhalten. Ich weiß es kommt jetzt komisch, aber ich möchte dir helfen Alex, ok?" Er fing an zu grinsen und umarmte mich noch fester. "Ja", meinte er nur. Ich spürte seine Wärme und fühlte mich wohl. Endlich konnte ich wieder jemanden umarmen und endlich fühlte ich mich mal wieder wohl. Warum jetzt eigentlich ausgerechnet wieder bei Alex? So viele Erinnerungen von früher schossen mir in den Kopf und zwar nur schöne. Mir fiel die Zeit ein, wo wir zusammen waren, wie glücklich ich da noch war... Mir wurde mulmig und so schnell das Gefühl da war, ging es wieder weg. Plötzlich verspürte ich ein Gefühl der Glücklichkeit. Ich packte meine Hand an sein Gesicht und drehte es zu mir. Ich wollte ihn noch mal so ansehen wie früher immer. Ich wollte ihn grad einfach mal anschauen.
Ich glaube meine Gefühle spielten gerade verrückt, aber irgendwie.......war mir warm ums Herz. Er lächelte mich an und eine Sekunde später trafen sich unsere Lippen.

Scheiße, was zum fucking Geier passierte hier?

13 reasons why ~ Aufbruch nach irgendwoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt