Jonas Großeltern wohnten in einem kleinen Dorf, welches hoch oben auf einem Berg liegend, einen weiten Blick über die umliegenden Landschaften frei gab.
Nur knapp zweihundert Leute lebten hier in ihren kleinen Häusern.
Jeder kannte jeden und jeder konnte auf die Hilfe der anderen vertrauen.
Auf den großen Wiesen außerhalb des Dorfes lies ein Bauer gerade seine Kühe weiden und ein kleiner Fluss suchte sich plätschernd seinen Weg ins Tal. Die Sonne stand hoch am blauen Himmel und tauchte die gesamte Szenarie in ein angenehmes, warmes Licht.
Als Jonas mit seiner Familie endlich vor dem Haus der Großeltern ankam, war die Geburtstagsfeier bereits in vollem Gang, denn ein langer Stau hatte ihrer Zeitplanung einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Nachdem sie die anderen Gäste alle begrüßt hatten und eine Vielzahl an Leuten, die Jonas nicht einmal kannte, ihm versichert hatte,
wie groß er doch geworden sei, ließen sie sich das Essen schmecken,
welches gerade aufgetischt wurde.
Die Zeit verging schleppend und nachdem er den Erzählungen seiner Großeltern, über irgendwelche Krankheiten, gelauscht hatte, fühlte er sich selbst schon leicht kränklich.
Nach und nach leerte sich der Raum dann aber doch und auch Jonas Eltern verabschiedeten sich letztendlich, um die lange Heimreise anzutreten.
Jonas half seinen Großeltern noch dabei, den Raum wieder in die alte Ordnung zu bringen
und ging dann in sein Schlafzimmer.
Zuhause hätte er jetzt wahrscheinlich noch eine Serie geschaut, doch darauf musste er in den nächsten Tagen wohl verzichten.
Stattdessen blickte er aus dem Fenster den Sternen entgegen,
bevor er jedoch in irgendwelche philosophischen Gedanken über den Sinn des Lebens verfallen konnte, war er schon eingeschlafen.
Als er wach wurde, schien die Sonne bereits mit voller Kraft in sein Zimmer und der Duft von frischem Kaffee erreichte seine Nase. Langsam richtete Jonas sich auf und rieb sich die Augen. Immer noch etwas verschlafen schlurfte er ins Bad und überließ einer kalten Dusche die Aufgabe seine Lebensgeister wieder zu erwecken.
Nachdem er sich das erstbeste Shirt und eine Hose aus seiner Tasche geschnappt hatte,
setzte er sich in die Küche, wo seine Großmutter gerade noch Speck und Rühreier für das Frühstück vorbereitete. Im selben Moment kam auch sein Großvater mit der Zeitung unterm Arm hinzu. Er brummte Jonas ein "Guten Morgen" durch seinen fülligen, grauen Vollbart entgegen und schlug dann die Zeitung vor sich auf. Auch wenn er eigentlich einer sehr redseligen Natur entsprach, war Opa ein totaler Morgenmuffeln.
Deshalb war man am besten damit beraten ihn in Ruhe seine Zeitung lesen zu lassen und so wand Jonas seine Aufmerksamkeit dem Frühstück zu.
Frische Brötchen, Brot, Rühreier, gebratener Speck, selbstgemachte Marmelade, Käse - Jonas wusste gar nicht wofür er sich entscheiden sollte, was damit endete,
dass er sich einfach etwas von allem auftat;
eine Entscheidung, die er jedoch sofort bereute, sobald er den Teller geleert hatte.Nachdem der Tisch abgeräumt war, bat Oma Irmgard ihren Enkel ein paar Einkäufe auf dem Markt zu tätigen. Jonas stimmte zu und holte das alte Rad seiner Großmutter aus dem Schuppen. Das war zwar etwas klapprig, aber für die Fahrt ins Tal würde es ausreichen.
Knapp eine halbe Stunde war Jonas unterwegs bis er die Marktstände erreichte. Er hielt zuerst am Käsestand, kaufte dann beim Bäcker ein Brot und sollte zuletzt noch ein paar Äpfel besorgen. So reihte er sich in die Schlange vor dem entsprechenden Stand ein und wartete, bis er an der Reihe war. Als er endlich vor der großen Auslage voller Äpfel stand, war Jonas überrascht. Normalerweise traf man an den Marktständen eher Leute im Alter seiner Großeltern an, die versuchten mit dem Verkauf der eigenen Erzeugnisse ihre Renten etwas aufzubessern. Doch anstatt einer alten Oma lächelt Jonas hier ein hübsches Mädchen entgegen, welches ungefähr in seinem Alter sein musste. Sie war einen Kopf kleiner als Jonas, hatte langes, blondes Haar, das sie zu einem Zopf zusammengebunden hatte und trug eine blaue Latzhose über einem weißen Shirt. Eine Strähne, die sich aus ihrem Zopf gelöst hatte, hing ihr seitlich ins Gesicht und auf ihren Wangen zeichneten sich feine Sommersprossen ab. Mit ihren braunen Augen blickte sie Jonas entgegen und ihr Lächeln offenbarte sanfte Grübchen.
Immer noch ganz überrascht bezahlte Jonas die Äpfel, packte seine Einkäufe in den Korb, der am Lenker des alten Fahrrads beschäftigt war und fuhr zurück zum Dorf. Dabei lies er seinen Blick über die grünen Wiesen mit den bunten Blumen schweifen - In Gedanken jedoch war er noch immer bei dem Mädchen vom Apfelstand.
DU LIEST GERADE
Das Leben macht was es will
Novela JuvenilDer siebzehnjährige Jonas lebt ein Leben ohne Freunde. Ein Besuch bei seinen Großeltern stellt jedoch sein ganzes Leben auf den Kopf.