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Taddl erzählte mir von allen Ereignissen mit meinen Eltern und setzte sich währenddessen auf die Kante meines Bettes. Ardy hatte sich auf die andere Seite gesetzt und beide schauten mich besorgt an, während sie auf eine Reaktion meinerseits warteten. Erst nach ein paar Sekunden füllten meine Augen sich mit Tränen. Plötzlich hörte ich ein Klirren, als hätte jemand Geschirr fallen lassen und zuckte zusammen. ofort wurde Taddl aufmerksamer und blickte mich an. "Bella, ist alles okay?" Ich antwortete nicht. Mein Atem ging schneller, als das Bild zu dem Geräusch in meinem Gedächtnis erschien. Mein Vater warf ein Glas, nur knapp an meinem Kopf vorbei. "Bel, was ist los?", fragte Taddl nun ein wenig ängstlich. "Er... hat ein Glas nach mir geworfen... nur knapp an meinem Kopf vorbei", antwortete ich mit zittriger Stimme. Nun liefen die Tränen unaufhaltsam meine Wangen hinab und ich begann immer stärker zu weinen. Die beiden Jungs setzten sich enger an mich und legten jeweils einen Arm um mich. Ich nahm Taddls Hand und weinte an Ardys Schulter. Dieser strich mit seinen Fingern sanft die Tränen von meiner Wange. "Ssssh... Bella, ganz ruhig. Das ist längst vorbei, okay? Wir sind jetzt für dich da und wir werden dich immer beschützen, egal, was passiert, alles klar?", redete er auf mich ein. Ich nickte, weinte aber dennoch weiter. "Bella, hör zu: Wir werden nicht zulassen, dass irgendjemand dir wehtut. Wer sich mit dir anlegt, legt sich auch mit uns an und ich schätze, Mary sieht das genauso", sagte nun auch Taddl. Ich zuckte zusammen, als es an der Tür klopfte. "Ja?", rief Taddl zur Tür. Marley trat ein. "Hey Leute, ich.... was ist denn hier los?", fragte dieser verwundert. "Böse Erinnerung", antwortete Ardy. "Oh, verstehe... Bella, kann ich etwas für dich tun?" Ich schüttelte den Kopf. "Nein danke, Marley."
"Doch, Mary, kannst du vielleicht irgendwo 'ne Flasche Wasser auftreiben oder sowas? Hauptsache irgendwas zu trinken", sagte Taddl und Mary verließ den Raum. T drückte mir einen Kuss auf die Stirn und lehnte seinen Kopf gegen meinen, welcher noch immer an Ardys Schulter gelehnt war. Einige Minuten schwiegen wir, bis Mary wieder ins Zimmer kam und mir eine Flasche Wasser reichte. Ich trank daraus und gab sie Taddl, welcher sie neben sich auf dem Nachttisch abstellte. "Geht's dir jetzt besser?", fragte Ardy. Ich nickte, kuschelte mich jedoch wieder an ihn. Ich schloss die Augen und malte mir aus, wie die Wohnung der Jungs aussehen könnte, aber irgendwie konnte ich mir kein Bild machen. Erst jetzt fiel mir auf, dass die Jungs sich leise unterhielten. "... morgen nicht rauskommt, dann müssen wir Marti schreiben, dass wir nicht können und das ganze verschieben", sagte Taddl, der noch immer meine Hand hielt. "Ja, eigentlich schon, aber guck mal: am zweiten hätten wir zu Jam FM gemusst und morgen eigentlich zu HipHop.de für 'n Interview. Wenn wir ständig unsere Termine verschieben haben wir irgendwann gar keine Zeit mehr für irgendwas, weil wir dann irgendwann alle Termine auf einmal haben", entgegnete Ardy ruhig. "Wir können aber auch nicht zu irgendwelchen Interviews gehen und so tun, als wäre nichts, wenn Bella hier vergammeln muss", T klang nun ein wenig aufgebracht. "T, schau mal, der Arzt meinte doch, dass sie rauskommt, wenn es heute keine Komplikationen gibt und die Abschlussuntersuchung gut verläuft. Also wenn wir uns heute gut um sie kümmern, sodass es erst gar keine Komplikationen geben kann, dann wird morgen bei der Untersuchung garantiert nichts schief gehen", sprach nun Mary. Er blieb immer ruhig und hatte immer eine Lösung parat. "Und wenn wir mal ganz ehrlich sind: Es geht ihr immer besser, wenn du bei ihr bist", fügte Ardy hinzu. "Ja, ihr habt ja recht", bestätigte Taddl und eine Stille brach aus. Jeder widmete sich seinen eigenen Gedanken. Ich richtete mich auf und alle blickten mich an. "Ich hab Bock auf Eis", sagte ich. Ich weiß, das war komplett zusammenhangslos, aber das war mir egal. Die Jungs mussten kurz lachen. "Soll ich welches holen gehen?", fragte Ardy. "Würdest du?", hinterfragte ich freudig. "Klar. Wollt ihr auch?", fragte er dann die anderen beiden Jungs. "Logisch", grinste T. "Ich auch, aber ich komm mit", sagte Marley. "Welches wollt ihr?", fragte Ardy uns dann. "Kein Plan... überrasch' mich", antwortete ich. "Bringst du mir Schoko mit?", fragte T. "Okay, bis gleich", sagte Ardy und verließ mit Marley das Zimmer.
Ich kuschelte mich enger an T und schmiegte mich an seine Brust. "Ich liebe dich, Bella", raunte er an mein Ohr. "Ich dich auch, Brick", flüsterte ich. "Hast du mich gerade 'Brick' genannt?", fragte er verwundert. "Ja, warum?" Ich blickte auf. "Ähm... Das... das ist mein derzeitiger Spitzname zuhause. Wir haben alle irgendwie 800 verschiedene und momentan nennen die Boys mich halt 'Brick'", erklärte er mir. "Ich... kann mich nicht erinnern, dass die Jungs das schon mal hier gesagt haben", fügte er noch hinzu. "Ähm... irgendwie... naja, war der Name so in meinem Kopf drin... keine Ahnung...", stotterte ich. T lachte und begann, mit seinen Fingerspitzen meinen Rücken entlang zu fahren. Ich legte meinen Kopf wieder auf seine Brust und konzentrierte mich auf seine Berührungen. "Woran denkst du gerade?", fragte ich ihn dann. "An dich", antwortete er. "Ehrlich?"
"Ja. Ich... denke an unsere Kindheit, als wir ständig alles gemeinsam gemacht haben, als wir nach der Schule ganz oft zu unserem Baum gegangen sind... all die Male, in denen wir gemeinsam gelacht haben und füreinander da waren, als einer von uns traurig war. Das war... unglaublich schön... irgendwie vermisse ich es", erzählte er. "Ich wünschte du könntest dich erinnern."
"Das wünschte ich auch, aber... die Erinnerungen kommen ja Stück für Stück wieder..."
"Bella, schau mal, bisher kamen nur Erinnerungen der letzten eineinhalb Monate zurück oder welche, die es nun mal an sich haben, sich ins Gedächtnis einzubrennen... vielleicht ist unsere Kindheit auch schon zu lange her, als dass du dich daran erinnern kannst."
Ich drehte mich auf den Bauch und blickte in Taddls Augen. "Ich glaube schon, dass wir viele Dinge erlebt haben, die sich ins Gedächtnis einbrennen", hauchte ich dann. "T, die Erinnerungen kommen schon noch wieder, keine Sorge. Ich denke, du bist kein Mensch, den man einfach so vergisst." Taddl grinste. Ich legte meine Hand in seinen Nacken und zog ihn zu mir runter, um ihn zu küssen. Er begann, mich mit Zunge zu küssen und ich spielte mit den Haaren in seinem Nacken. Als er sich von mir löste blickte ich ihm in die Augen und lächelte. "Erzählst du mir eine Geschichte?", fragte ich dann.
"Was willst du denn hören?"
"Irgendwas aus deiner... nein, unserer Kindheit." Ich kuschelte mich wieder an seine Brust und wartete darauf, dass er anfing.
"Ähm... okay, lass mich überlegen... Als wir 10 waren, da wollten wir unsere Eltern überreden, mit uns in irgendeinen Freizeitpark zu fahren, ich weiß nicht mehr in welchen. Jedenfalls haben wir so lange gebettelt, bis sie sich ergeben haben, uns und unsere Geschwister eingepackt haben und für ein Wochenende mit uns dort hin gefahren sind. Weil keiner von uns auf die jeweils anderen warten wollte, haben wir uns aufgeteilt. Wir beide wollten unbedingt zusammen bleiben und deine Mom ist mit uns überall hingegangen, wo wir hinwollten. Und dann gab's da diese riesige Achterbahn, mit der ich unbedingt fahren wollte. Du hattest aber riesen Schiss und wolltest da nicht rein. Ich meinte dann auch die ganze Zeit, dass ich dir dann auch bei den Mathe - Hausis helfe und so, weil ich echt keinen Bock hatte, neben irgend 'nem Dude in dieser scheiß Achterbahn zu sitzen. Ich war irgendwie immer gut in Mathe. Ich mochte das Fach nicht, aber ich war gut. Jedenfalls hab ich dann so lange auf dich eingeredet, bis du dich endlich mit mir angestellt hast. Als wir in den Sitzen saßen, wärst du am liebsten direkt wieder ausgestiegen, aber ich... hab deine Hand genommen", T nahm meine Hand und verschränkte unsere Finger miteinander, "und hab dir ins Ohr geflüstert. 'Wenn du das jetzt mit mir durchziehst, fahren wir danach alles was du willst, okay?'", raunte er in mein Ohr. "Du hast genickt und 'Ich hab dich lieb, Teddy', gesagt. Und dann ging's los. Zuerst hab ich mich gewundert, dass du das überlebt hast, aber das krasse war wohl eher, dass du das richtig Nice fandest und danach nur noch mit der Achterbahn fahren wolltest. Wir sind dann irgendwie fünf Mal damit gefahren oder so, bis deine Mom keine Lust mehr hatte die ganze Zeit da rum zu stehen und wir weiter gegangen sind", beendete T seine Erzählung.
"Das war bestimmt... lustig"
"Ja, das war es. Beim Essen haben wir immer von unserem Tag erzählt. Und als ich das erzählt hab, haben alle einen Lachflash bekommen und du bist rot geworden und hast dein Gesicht in meinem T-Shirt versteckt. Ich hab einen Arm um dich gelegt und dir zugeflüstert, dass es doch nur ein Spaß war. Du hast mich böse angefunkelt und dich wieder von mir abgewandt."
"Du kannst dich noch so genau daran erinnern?"
"Es ist halt etwas, an das ich mich gerne erinnere...", sagte Taddl noch, bevor die Tür aufging und Ardy und Mary wieder den Raum betraten. "So Brudis, der Eismann ist da", sagte Ardy freudig. "Die Eismänner... Also wirklich", beschwerte Marley sich gespielt böse. Ich lachte und Ardy reichte mir mein Eis. Während wir alle unser Eis aufaßen unterhielten wir uns und die Jungs erzählten mir, dass sie sich schon riesig freuten, wenn ich wieder nach Hause käme. Nachdem wir noch Stunden über Gott und die Welt redeten, verabschiedeten die Jungs sich. Nur Taddl blieb bei mir. "Nur noch heute Nacht, Bella, dann kommst du endlich hier raus", hauchte T gegen meine Lippen, als er seine Stirn gegen meine gelehnt hatte. "Ja", antwortete ich wie benebelt. "Hoffentlich."
"Ich freu' mich schon", grinste er. "Ich mich auch." Dann drückte er seine leicht spröden Lippen auf meine und zog mich an der Taille enger zu sich. Er intensivierte den Kuss und ich spürte seine Zunge an meinen Lippen. Ich keuchte und öffnete den Mund. Meine Hände lagen an seinem Hals, seine an meinen Hüften. "Gott Bella, ich liebe dich so sehr", raunte er zwischen unseren Küssen. "Du bist mein." Wieder küsste er mich. "Mein Mädchen." Seine Stimme klang so tief als er das sagte. Tiefer als sonst. Sie schien zu vibrieren. "Ja", hauchte ich gegen seine Lippen. Wieder trafen seine Lippen auf meine und er biss sanft in meine Unterlippe. Ein Klopfen ließ uns auseinander fahren. "Ja?", rief Taddl zur Tür, nachdem er aufgestanden war, sein T-Shirt gerichtet und sich auf den Stuhl gesetzt hatte. Der Arzt trat ein. "Hallo, Frau Krüger. Hallo, Herr Tjarks", begrüßte er uns. "Sie sind ja immer noch hier", sagte er leicht belustigt zu meinem Freund. "Ich lass ihn ja auch nicht gehen", antwortete ich anstatt seiner. Der Arzt lachte und wandt sich nun mir zu. "Frau Krüger, wie fühlen Sie sich denn?"
"Sehr gut."
"Das ist doch mal eine erfreuliche Nachricht. Dann hoffe ich für Sie, dass die morgige Untersuchung gut abläuft. Ich wollte davor nur noch einmal bei Ihnen vorbei schauen, ob auch wirklich alles in Ordnung ist, aber Ihr Freund scheint sich ja gut um Sie zu kümmern." Ich lächelte ihn an. "Nun, dann wünsche ich Ihnen noch einen schönen Abend", sagte er und verließ das Zimmer. T legte sich wieder zu mir. "Ich glaub, ich werde jetzt gehen, Bel", sagte er. "Nein... Nein, bitte bleib bei mir", entgegnete ich und legte eine Hand in seinen Nacken. "Komm schon, Süße, du hältst doch eine Nacht ohne mich aus, oder?", hauchte er grinsend gegen meine Lippen und kam mir währenddessen immer näher, weil er wusste, wie sehr er mich mit seiner Nähe aus der Bahn warf. "Ich muss noch ein paar Dinge erledigen, aber ich verspreche dir, dich morgen abzuholen, okay?" Seine Stimme wurde immer weicher und als ich nicht antwortete sagte er "Nur eine Nacht, Babe, bitte" und ich nickte. "Eine Nacht", flüsterte ich. "Ja, morgen bin ich wieder bei dir... Lässt du mich jetzt gehen?" Ich schwieg. Ich wollte nicht, dass er geht. Er schaute mir in die Augen und wartete auf meine Antwort. Ich küsste ihn noch einmal stürmisch auf die Lippen und drehte mich dann auf den Rücken. "Geh schon", brummte ich. Er erhob sich und wollte gerade gehen, doch er hielt noch einen Moment inne. Er trat noch einmal zurück an mein Bett. Er stützte sich mit einer Hand und seinem Knie auf dem Bett ab. Die andere Hand ließ er unter das T-Shirt gleiten, welches ich trug und legte sie sanft auf meine Taille während er mich küsste. Ich schlang meine Arme um seinen Hals und zog ihn enger an mich heran. Das Ganze entwickelte sich zu einem Zungenkuss, der so lange anhielt, bis er sich sanft von mir löste. "Ich muss jetzt los, sonst schaffe ich es nicht mehr", flüsterte er. "Was musst du denn machen?", fragte ich noch leicht benebelt von unserem Kuss. "Ardy hat mich gebeten, ihm bei etwas zu helfen", antwortete er. Bevor er sich vom Bett erhob und ich seine warme Hand nicht mehr auf meiner Haut spüren konnte, drückte er mir noch einen schnellen Kuss auf die Lippen und ging dann zur Tür. "Ich liebe dich", sagte er noch, bevor er die Tür öffnete und ging. Ich ließ mir alles, was er gesagt hatte nochmal durch den Kopf gehen. Erst jetzt fiel mir auf, dass er mich 'Babe' genannt hatte. Und 'Süße'. Soweit ich mich erinnern konnte, hat er das noch nie getan. Aber irgendwie gefiel es mir. Nachdem ich ewig über diese Spitznamen nachgedacht hatte, sank ich in einen unruhigen Schlaf.

Come Back || Taddl FfWo Geschichten leben. Entdecke jetzt