Lucas, kommst du?"
Ein kleiner 10-Jähriger Junge drehte sich zu seiner Mutter herum und sah sie mit seinen eisblauen Augen an. „Mommy, krieg ich das?" Margurite sah zu ihrem Sohn. Dieser zeigte mit seinem Finger auf einen Donut, welcher mit Schokoladensoße und Kokosraspeln verziert war. Seine Mutter schüttelte bloß ihren Kopf. „Nein Lucas, wir gehen jetzt zur Kasse." Und mit diesen Worten nahm sie Lucas bei der Hand und ging zur besagten Kasse.
Als die beiden den Supermarkt in ihrer Ortschaft Louisana verließen, gingen sie zu einem weißen Auto. Dort erwarteten sie auch schon Lucas Vater Jack und seine zwei Jahre jüngere Schwester Zoe. „Die Schuhe, die du dir für Zoe vorbestellt hast, gab es nicht mehr in ihrer Größe", erklärte das Familienoberhaupt seiner Frau. „Wir müssen ein anderes mal wieder kommen un..- LUKAS!"
Der kleine Junge hatte die Tür zu seinem Kindersitze geöffnet und unglücklicherweise war die Tür des Wagens an die Tür des Nachbarn gekommen; dort zierte nun eine große Macke das Metall. Jacks Augen funkelten seinen Sohn gerade zu an, wie glühende Kohlen. „Na warte Bursche, wenn wir..." Lucas hatte sich jedoch schon umgedreht und war losgerannt. Sie waren nicht zu Hause. Dort kannte Jack fast alle Verstecke des 10-Jährigen, wenn dieser wieder einmal versuchte von der Strafe von seinem Vater zu flüchten. Aber hier kannte Jack nicht jeden Winkel und Lucas Chancen standen gut ihm zu entkommen, auch wenn Lucas nicht wusste wohin, würde er den Teufel tun, und aufhören zu rennen. Seine flinken Beine trugen ihn wieder zum Supermarkt zurück. Er legte noch einen Zahn zu und ignorierte seinen Herzschlag den er in seinen Ohren hörte.
Drinnen angekommen, grübelte er fieberhaft, wo er sich am besten verstecken konnte. Es musste ein Versteck sein, wo er nicht so schnell auffiel. Das Versteck jedoch sollte auch nicht zu weit weg vom Ausgang sein. Nur für den Fall, dass Lucas doch noch von seinem Vater entdeckt werden würde. Seine Lungen brannten von dem schnellen Laufen und sorgten dafür, dass er einen Hustenanfall bekam. Lucas presste seine Hand gegen den Mund, damit so die Lautstärke minimiert wurde. Dabei schloss er die Augen und versuchte sich wieder zu beruhigen, als in jemand an der Schulter berührte. Der dunkelhaarige Junge machte einen Satz zur Seite und drehte den Kopf. Er blickte in ein grünes Augenpaar, welches leicht von braunen Haaren verdeckt war. Es war ein Mädchen, vermutlich in seinem Alter. Das unbekannte Mädchen versuchte mit ihrer Hand ihre Haare zu bändigen. „Hast Du eine Haarspange hier gesehen?"
Eine Haarspange?
„Ich brauche die Haarspange, sonst sind die Haare über meinen Augen und ich kann nichts mehr sehen", erklärte das braunhaarige Mädchen ihm. Lucas schüttelte seinen Kopf und richtete danach seinen Blick auf den Boden um den Mädchen zu helfen. „Wo ist der Knabe?" Jack betrat schnaubend den Supermarkt und drehte seinen Kopf um, um die Suche nach seinem Sohn fortzusetzen. Lucas wagte es nicht sich zu bewegen. Das Mädchen merkte, dass der Junge mit den schönen eisblauen Augen, angst hatte, wegen dem Mann, der in dem Laden gekommen war. Sie nahm Lucas bei der Hand und rannte los. Jack hatte zu ihrem Glück gerade in die andere Richtung gesehen und nicht bemerkt, wie die Kinder vor ihm wegliefen. Das Mädchen und Lucas versteckten sich hinter ein paar Möbeln, die reduziert waren. Sie hatte sich in der hinteren Reihe gehockt, geschützt von einem großen Ledersofa und einigen kleinen Sesseln.
„Hier findet uns niemand", meinte das Mädchen kichernd.
Niemand? Das hörte sich viel versprechend an. Lucas wurde von ihrem Kichern angesteckt. Er lehnte sich an einen der vielen Sesseln, als er etwas unter seiner Hand merkte. Es war die Haarspange, welches das Mädchen die ganze Zeit schon suchte.
„Suchst du die hier?"
Lucas hob die Hand mit der Haarspange. Die Haarspange war blau mit weißen Punkten, genau wie das Kleid es Mädchens.
„Ja!" Freudig nahm sie die Spange und steckte sie in die Haare. „Wie heißt du eigentlich?"
„Mein Name ist Emily und deiner?"
„Lucas."
Emily drehte sich herum und holte hinter einem Sessel eine braune Tüte hervor, in die sie hinein griff. „Möchtest du?" Ein Schokodonut wurde ihm unter die Nase gehalten. Lucas Augen begannen zu leuchten und er nickte. „Emily? Was machst du da?"
Das Mädchen verschluckte sich an dem Rest ihres Donuts und sah hinauf. Vor den beiden Kindern war eine junge Frau. Emilys Mutter? „Na, was macht ihr zwei da? Ihr müsst hier weg, das Sofa wurde gerade eben gekauft."
„Lucas, da bist du ja." Margurite kam zu den dreien zugelaufen. „Ich hoffe, mein Sohn hat keinen Ärger gemacht. Komm Lucas, wir müssen nach Hause - jetzt." Lucas wurde an die Hand genommen. Emily jedoch umfasste seine andere Hand und drückte ihm die Tüte mit den restlichen Donuts in die Hand. „Danke", murmelte er und folgte seiner Mutter. Vielleicht hatte seine Mutter Jack beruhigen können und seine Strafe würde sehr milde ausfallen.
~ 6 Jahre später ~
Es war Herbst in Louisana. Die Wälder wirkten durch ihr Farbenspiel, mit den verschiedensten Rottönen so, als ob diese in Flammen stehen würden. Die 16-jährige Emily blies den Rauch aus ihrem Mund ,bevor sie ihre Zigarette auf den Boden warf und sie mit dem Fuß ausdrückte.
Sie war vor einem großen Gebäude - dem Rathaus! In diesem fand der seit 1998 alljährliche Erfinderwettbewerb statt, an dem Lucas teilnahm.
//Lass es diesmal geklappt haben.// Die braunhaarige stand auf und ging Richtung Tür. Die Jury beriet sich und dies hatte Emily genutzt um eine zu Rauchen. Als sie ihre Hand auf die Klinke legen wollte, wurde diese ruckartig von der anderen Seite geöffnet. Lucas kam ihr entgegen. Seine Augen waren schmal und seine Schritte schnell. Emily seufzte leise. Es hatte wieder nicht geklappt mit dem ersten Platz. Sie folgte ihrem Freund aus Kindertagen. Einen Blick warf sie auf den Pokal, zweiter Platz. Genau wie in dem Jahr davor.
„Lucas warte."
„Sie sagten, ein paar Teile wären zu abgenutzt gewesen, hätte zu viele gebrauchte Teile. Und sie sagten auch noch, dass es deswegen sein volles Potenzial nicht entfalten konnte!" Lucas schmiss den Pokal in eine Ecke des Waldes und setzte sich auf einen Baumstamm. „Ich wette, das war dieser dicke Kerl in der Jury, der die anderen manipuliert hat. Er musste seine Kollegen ja nur schief ansehen, wenn sie anderer Meinung waren und Zack! Schon haben sie ihre Meinung sofort geändert und sagten das gleiche wie er!" Emily setzte sich neben ihn und blickte ihn an.
„Wir können probieren ihn ein für alle Mal loszuwerden."
Lucas Augen wanderten sich zu Emily. „Klar, wir holen eine Gasflasche, verstecken sie bei ihm in der Garage und das Gas wird ausströmen, weil er wie sooft seine Ruhe haben will. Und in dem Moment, wen er sich seine Fluppe anmacht, bekommt seine Nachbarschaft ein gratis Feuerwerk."
Lucas Lippen wurden zu einem leichten Lächeln, aber das reichte Emily nicht. Sie legte ihre Hände an seine Seiten und fing an ihn zu kitzeln. „Hey, Em... Lass das", lachte Lucas und beugte sich nach vorne, packte dann Emily an den Hüften und drückte sie zu Boden. Grinsend umfasste er ihre Handgelenke und pinnte sie so am Boden fest. Jetzt wollte er sich für ihre kleine Aktion rächen, nur was hatte er vor?
„Lucas, lass los", doch als Emily in sein Gesicht blickte, schluckte sie. Sein Mund war zu einer schmalen Linie geworden, sein Blick kalt und nachdenklich. Das Mädchen jedoch wusste, wieso er schaute: Es waren blaue Flecke an ihrem Oberarm. Diese waren bis gerade eben noch von ihrer Strickjacke verdeckt worden und durch das Gerangel mit Lucas war diese dann verrutscht.
„Wer war das?", fragte er monoton. Emily antwortete nicht. Stattdessen drehte sie den Kopf zur Seite. Lucas Hände, die noch immer ihre Handgelenke festhielten, übten Druck aus.
„Sag mir wer das war! Emily. Wer hat dir das angetan?"
Der Druck war erst unangenehm, doch jetzt tat er ihr weh. „Lucas ... das tut weh."
„Einen Namen will ich verdammt nochmal hören." Lucas Hand ließ eines ihrer Handgelenke los und umfasste ihr Kinn, damit sie ihn ansehen musste.
„Dave."
Dave also.
Dave war ein Ekelpaket erster Güte. Egal mit welchem Mädchen er mal geredet hatte und sich später für ein Date traf, gab es am nächsten Tag das Gerücht, dass die Mädchen wie läufige Hündinnen darum gebettelt hatten mit ihm zu schlafen. So war der Ruf der Mädchen ruiniert worden. Für immer. Niemand glaubte ihnen. Und Dave war immer durch gekommen. Nach der Schule hatte Dave Emily ihr immer mal wieder hinterher gerufen, warum sie nicht mit Zeit mit ihm verbrachte und stattdessen mit dem Baker-Jungen, dem Bauerntrampel Zeit verbrachte.
„Was hat er getan?"
„Lucas, ... er.. er war angetrunken. Er ist mir Abends begegnet, als ich auf dem Weg nach Hause war. Er hat bullshit gelabert. Und dann -!" Emily biss sich auf die Unterlippe, zögerte die nächsten Worte hinaus.
„... Fragte das Arschloch, ob du es ihm ordentlich besorgen würdest.., wenn nicht dann würde er es mit Gewalt holen?", beendete Lucas ihren unvollständigen Satz und seine Finger hatten die Strickjacke beiseite geschoben und weitere Flecken waren zum Vorschein gekommen.
„Hat er wirklich..?"
„NEIN! Nein, Lucas hat er nicht. Ich konnte meinen Arm frei bekommen und hab ihm mit einem dicken Stein eins über den Schädel gezogen."
Lucas Miene war ausdruckslos, doch dafür drückten seine Finger wieder auf ihre schmerzhaften Flecke. Die 16-Jährige biss die Zähne zusammen.
„Luc, was? ... stopp!", wisperte sie.
Keine Reaktion. Sein Blick war in weite Ferne gerichtet. Welche Zahnräder in seinem Kopf hatte sie in Gang gesetzt? Was für eine Idee hatte sie ausgelöst? „An was denkst du? Lucas? Luc, rede mit mir!" Emily löste die andere Hand aus seinem Griff und legte sie auf seine Wange. Lucas blinzelte kurz und sah in die grünen Augen von Emily. Seine Lippen zierte ein Lächeln. Ihre Hand auf seiner Wange wurde von seiner umfasst. Er beugte sich zu ihr hinunter und hauchte ihr einen Kuss auf die Stirn. Dann stand er auf und ging in Richtung seines Zuhauses. Emily sah ihm nach und seufzte. Manchmal verstand sie nicht, was in ihrem Freund aus Kindertagen vorging.
~ 1 ½ Wochen später ~
Mayday! mayday!
The ship is slowly sinking
They think i'm crazy but they don't know the feeling.
They're all around me,
Vögel zwitschern, obwohl der Wald noch in der leichten Finsternis der Nacht lag, doch diese würde verschwinden. Die Sonne würde ihr helles Licht erstrahlen lassen und den Leuten die hindurch gingen den Weg weisen. Lucas streckte sich noch einmal, bevor er in den Wald ging. Sein Ziel war ein Teil des Waldes, an dem um diese Zeit niemand sein würde. In den vergangenen zwei Tagen hatte es geregnet und der Boden war deshalb sehr schlammig, wenn man nicht aufpasste, dann konnte man schnell abrutschen und den einen oder anderen Anhang hinunter rollen. Das war auch gut so, den dies verhinderte, das er gesehen werden würde. Lucas Ziel waren vier Bäume, deren dichte Baumkrone so nah waren, dass sich ihre Äste ineinander verhakten.
Dort oben hing Dave.
Circling like vultures
They wanna break me and wash away my colors.
Wash away my colors!
Lucas hatte Dave mit Emilys E-Mail eine Nachricht zukommen lassen, in der es hieß, sie sollten sich treffen. Er hatte angeblich Recht gehabt mit dem was er gesagt hatte und Emily es nur geleugnete, um Lucas nicht zu schaden. Sie wollte gerne wissen, ob Dave das alles mit ihr machen wollen würde, was so in seinem Kopf vor sich ging. Und Dave hatte angebissen.
Sie hatten sich abseits der Schule getroffen, da 'Emily' es schon immer gerne auf einer Tischtennisplatte tun wollte.
Take me high and i'll sing
Oh you make everything ok.
We are one in the same
Lucas hatte sich in einer dunklen Ecke versteckt und darauf gewartet das Dave kam auch, wenngleich Lucas aufgrund seiner knabenhaften Figur nicht so aussah, hatte er keine Probleme gehabt ihn zu überwältigen und hierher zu schleppen. Dave wurde von Lucas oben an der Baumkrone mit Seilen befestigt. Vier Seile wurden jeweils um seine Arme und Beine befestigt. Die Enden gingen jeweils zu einem der vier Bäume und der Oberkörper des Arschloches hatte er mit Honig eingeschmiert. Dies hatte den Effekt der Feuerameisen, die den Baum hochklettern würden, da ihr Ameisenhaufen ganz in der Nähe war; und eine Spur mit Honig führte zu einem der Bäume an dem Dave hing.