kapitel zwei

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Sobald ich das Stadttor hinter mir gelassen hatte blickte ich nicht mehr zurück. Halb aus Angst doch noch zurück zu wollen, an einen Ort den ich kannte, an dem ich mich sicher wusste, was ich hier auf offener Straße nicht sagen konnte, halb aus dem Willen neune Ufer zu erkunden und ab jetzt an nur noch nach vorn zu sehen.

Ich gab Herkules die Sporen und mit einem leisen Wiehern trabte er los, nur um einige Meter weiter wieder in Schritt zu verfallen, allerdings schneller als vorher, als wir noch durch die engen Gassen der Westsiedlung geritten waren. Diese engen Gassen hatte Herkules noch nie gemocht und so war er wohl, genau wie ich, froh auf einer etwas ruhigeren Straße unterwegs zu sein.

Die West und die Ostsiedlung waren durch einen einzige, sehr langen Weg miteinander verbunden und so musste ich nur diesem steinigen Pfad folgen um irgendwann die prunkvollen Tore der Ostsiedlung zu erreichen.

Ich wusste, dass es ein langer Ritt werden würde, deshalb hatte ich genügend Proviant für mich in die Taschen getan, die nicht voller Gewänder waren, die ich hoffte in der Ostsiedlung verscherbeln zu können.

Herkules würde unterwegs gut verpflegt sein. Da es Juni war, wuchs am Wegesrand frisches Gras in Hülle und Fülle, zudem wurde der Weg zuweilen von kleinen und größeren Bächen gesäumt, daher machte ich mir keine Sorgen, dass Herkules womöglich nicht durchkommen würde. Er trug seinen Namen nicht umsonst und war ein sehr ausdauerndes und kräftiger Kaltblüter, wenn auch nicht besonders schnell, aber ich hatte ja auch keine zu große Eile.

Meine Haare hatte ich mir aufgrund der brennenden Hitze im Nacken mit einem Lederband zusammengebunden, damit ich nicht so sehr schwitzte, denn an der Straße standen nur ein paar vereinzelte Bäume die Schatten auf sie werfen könnten, das meiste der Vegetation war Wiesen und Felder.

Ich wusste, dass diese Hitze nachts nicht bestehen würde, weshalb ich mir mehrere Decken mit auf den Wagen geschmissen hatte, die mich  warmhalten sollten.

Zudem wäre es wohl ebenfalls günstig, wenn ich einen halbwegs sicheren Unterschlupf für die Nacht fände wenn sie denn über mich käme, denn diese Straße war alles andere als sicher, vor allem sobald die Sonne unterging.

Man hörte nicht selten von Menschen, die von Unbekannten des Nachts von der Straße entführt wurden und als Sklaven am Rand des Königreichs über das Meer verschifft wurden.

Deshalb war ich so früh losgefahren, da ich hoffte den Großteil meines Weges tagsüber zurücklegen zu können und wenn dann die Nacht kam schon so nah an der Ostsiedlung zu sein, dass dort vielleicht schon ein paar wenige Menschen ansässig sein würden, die die Gefahr entführt zu werden ein wenig verringern würden.

Leider kümmerten dergleichen Entführungen und Sklavenhandel den König herzlich wenig, dieser war eher darauf bedacht, dass der Handel mit angrenzenden Königreichen gut lief, sodass er sich seinen Palast noch prunkvoller gestalten lassen konnte als er eh schon war und Festgelage abhalten konnte, von denen die Ärmsten der Ärmsten nicht mal zu träumen wagten.

Ein leises Wiehern von Herkules riss mich aus meinen Gedanken, in die ich so oft abdriftete und ich blickte in seine Richtung, doch es schien alles in Ordnung zu sein.

Ich beugte mich vor und streichelte ermunternd ein wenig seinen Hals.

Ich blickte nach vorne und sah soweit nur Felder und vereinzelte Menschen die dort schon am Arbeiten waren. Ich reckte meinen Hals in der Hoffnung vielleicht meinen Vater zu entdecken, doch aus dieser Entfernung war es beinahe unmöglich den Einen vom Anderen zu unterscheiden, sie waren alle nur kleine, sich auf und ab bewegende Figuren, die sich schon bald aus meinem Blickfeld entfernten.

Ich war der Sonne sehr dankbar, dass sie um diese Uhrzeit noch nicht mit all ihrer Kraft vom Himmel schien, doch mir war bewusst, dass mir früher oder später noch die volle Mittagshitze blühte.

RosenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt