Cecilia| Dawn II

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Der Unterricht war wie immer langweilig. Dawn achtete kaum auf das klingeln, ihre Aufmerksamkeit lag voll und ganz auf Cleo. Sie wollte aufstehen, als eine Hand sie an der Schulter packte. „Dawn?", es war Cleo. Verwirrt und schüchtern blieb Dawn stehen und drehte sich um. Was wollte Cleo von ihr? Sie war so überrascht, dass sie ein paar Minuten brauchte, um einen sinnvollen Satz zu bilden. „Ja?", ihre Stimme war leiser als beabsichtigt gewesen. „Ich wollte dich fragen, naja, du bist ja so gut in Mathe und ich verstehe das Thema gerade nicht wirklich.", gab sie beschämt zu. „Könnten wir uns vielleicht treffen? Natürlich nur, wenn du Zeit hast." Dawns Herz raste. Cleo wollte von ihr Mathenachhilfe? Cleo? Die Cleo? Wollte etwas von ihr wissen? Aber natürlich. Cleo musste bemerkt haben, wie viel Dawn für sie abgenommen hatte. Dawn war mehr als glücklich. Das, war der schönste Tag ihres Lebens! Sie war so perplex, von diesem unglaublichen Angebot, dass es ihr für ein paar Sekunden die Stimme verschlug.

„K-klar, sicher.", stammelte sie vor sich hin. „Cool, passt dir heute?", Cleo lächelte und zeigte dabei ihre wunderschönen weißen Zähne. Dawn hätte dahinschmelzen können. Ob ihr heute passte? Für Cleo hatte sie immer Zeit! „Ja, geht sechzehn Uhr?", Dawn war so unbeschreiblich glücklich. „Gerne. Bei mir, wenn das okay ist?", Cleo sah so wunderschön aus. Sie ertappte sich selbst dabei, sich in Cleos wunderschönen braunen Augen zu verlieren. Dawn nickte, da sie nicht im Stande war, etwas zu erwidern. Cleo schrieb etwas auf einen Zettel und gab ihn ihr. „Meine Adresse.", sagte sie lächelnd, machte auf dem Absatz kehrt, ging und ließ eine wunschlos glückliche Dawn zurück. Was war gerade geschehen? Sie würde sich mit Cleo treffen! Sie hatte ein Date! Sofort rannte Dawn nachhause.

Zuhause schlug ihr sofort der Geruch von Pizza in die Nase. Mum hatte anscheinend Mittag gemacht. Tatsächlich stand in der Küche ein Teller mit einer riesigen Salamipizza. Daneben lag ein Zettel. Anscheinend musste Mum überraschend weg, hatte aber versprochen, bald wieder da zu sein. Gierig starrte Dawn auf ihr Mittagessen. Auch ihr Magen erinnerte sie daran, wie lecker diese Pizza aussah. Nur ein oder zwei Stücke. Dawn musste sie wenigstens probieren. Sie ignorierte die warnende Stimme in ihrem Hinterkopf und fing an, die komplette Pizza zu verschlingen. Sie roch nicht nur toll, sie schmeckte auch himmlisch. Dawn verspürte eine gewisse Zufriedenheit, während sie die Pizza verspeiste. Doch als sie aufgegessen hatte, wich die Zufriedenheit und sie fühlte etwas komplett anderes. Schuld.

Sie hatte die ganze Pizza aufgegessen! Sie würde dick werden! Sie durfte nicht dick werden! Die warnende Stimme fing an sie zu verspotten. Wie dumm sie doch war! So würde sie Cleo nicht gefallen! Die Stimme wurde immer lauter und fing an sie auszulachen. Dawn hielt das nicht aus. Sie hielt sich die Ohren zu, doch da die Stimme aus ihrem Kopf kam, änderte das nicht viel. Verzweifelt und weinend sprang Dawn auf und rannte ins Bad. Sie kannte nur einen Weg, die Stimme zu besiegen. Sie hockte sich auf die kalten Fliesen, klappte die Klobrille hoch und blickte in das Toilettenwasser. Wie sehr sie das was jetzt kam verabscheute!

Doch sie hatte es sich selbst zu zuschreiben. Niemand hatte sie gezwungen die Pizza zu essen. Es war alles ihre Schuld. Vorsichtig steckte sie sich ihren Mittelfinger in den Hals. Er würde am tiefsten rein gehen, er war der längste. Ihr entwich ein Würgen und sie schob ihren Finger so tief in ihren Hals, wie es nur ging. Noch ein Würgen. So ging es ein paar Minuten, bis das, was einst eine Pizza gewesen war, befreiend aus ihr hinauskam. Sie stand auf, klappte die Klobrille wieder runter und spülte. Danach wusch sie sich die Hände, um sich dann in ihrem Zimmer einzuschließen. Sie wusste, das es albern war. Sie war allein. Und doch beruhigte es sie.

Sie schaute auf die Uhr. Verdammt! Sie hatte nur noch eine halbe Stunde, bis sie bei Cleo sein musste! Schnell schnappte sie sich ihr schönstes Kleid, zog es sich an und betrachtete sich. Nicht schön, aber besser. Sie steckte sich ihre Haare hoch und dankte ihrer Mutter innerlich dafür, ihr schon im frühsten Kindesalter beigebracht zu haben, wie man sich die Haare zu majestätischen Frisuren stecken konnte. Dann fing sie an sich dezent zu schminken. Zum Schluss noch ein bisschen Parfum- und fertig. Stolz auf ihr Werk betrachtete sie sich im Spiegel und packte ihre Mathebücher in eine Umhängetasche. Dawn schloss die Tür und machte sich auf den Weg zu ihrer großen Liebe.

Heute würde der große Tag kommen. Heute würde sie Cleo sagen, was sie wirklich für sie empfand. Dieser Tag würde der beste ihres ganzen Lebens werden, da war sie sich sicher.

Innocent world.Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt