Ich musste das tun. Ich sah auf und lächelte mich selbst im Spiegel an. Mein Lächeln war so künstlich, dass es weh tat. Dann atmete ich tief aus und verließ die Umkleide.
Es war früh am Morgen, weshalb der Whirlpool relativ leer war. Zum Glück hatte ich meine erste Schicht hinter der Bar. Ich band mir die Schürze um und verschwand hinter dem Tresen. Der Barkeeper lächelte mir zu. Er war der einzige der länger hier arbeitete als ich. Die meisten arbeiteten hier nur Übergangsweise, bis sie einen besseren Job bekamen. Aber ich hatte es nicht geschafft. Außerdem bekam ich hier mehr Geld, als irgendwo anders. Und ich brauchte dieses Geld dringend. Taeyang, der Barkeeper, arbeitete jetzt schon gut vier Jahre hier. Er hatte es hinter dem Tresen noch relativ gemütlich und musste nicht in die Gefahrenzone, wie ich es nannte.
Taeyang war ein muskulöser Typ mit Rastalocken, dessen Farbe jede Woche wechselte. Heute strahlten sie mich in einem fröhlichen blau an und machten mir so Mut.
"Schon jemand da?" fragte ich leise, während ich mich suchend umsah. Nur zwei Liegen waren am Rand des Whirlpools besetzt. Auf dem künstlichen angelegten Strand lag nur ein Handtuch, dass allerdings nicht besetzt war. Der Besitzer drehte wohl gerade ein paar Runden im Schwimmbecken. Ich blickte zum Wasser und konnte einen dunkelbraunen Schopf erkennen. Meine Beobachtungen wurden von Taeyang unterbrochen, der mich anstieß und nur für mich hörbar flüsterte: "Alter Knacker winkt. Liege 12."
Ich nickte und schnappte mir einen Block.
Mit angemessen langsamen Schritt näherte ich mich der langen Reihe von Liegen. Tatsächlich winkte mir ein alter Mann, mit einem anzüglichen Grinsen, zu. Ich unterdrückte meinen Ekel und trat lächelnd auf ihn zu. Ich biss die Zähne fest zusammen, als der alte Mann seinen gierigen Blick über mich gleiten ließ. "Was wünschen sie mein Herr?"
Sein Blick wanderte zu meinem Gesicht und er lächelte mich an, sodass ich die gelben Zähne sehen konnte.
"Einen Tequila."
Ich nickte und verzog mich schnell. Ich hasste diese Blicke. Sie folgten mir auf Schritt und Tritt und ich konnte mich nicht mal dagegen wehren, weil das mein Job war. Schnell hastete ich zur Bar und gab das Getränk weiter. Taeyang lächelte mich mitleidig an. Ich zuckte nur mit den Schultern und bedeutete ihm sich zu beeilen.
Als eine Gruppe von Menschen den Raum betrat, blieb mein Herz fast stehen. Denn ich hasste es. Ich seufzte und nahm mich zusammen. Das hier war wichtig. Ohne das Geld konnte ich meinen Geschwistern kein Leben mehr bieten. Ich schob meinen Ekel und meinen Abscheu in den hintersten Winkel meines Selbstbewusstseins. Ab in einen weitern Tag voller Demütigungen.
Das schlimme war, dass der Großteil der Gäste aus älteren Leuten bestand. Der Schwimmbereich war so eine Art Bordell. Natürlich hatte ich das damals noch nicht gewusst. Damals, als ich verzweifelt eine Stelle gesucht hätte und unglaublich glücklich war, als ich diesen so gut bezahlten Arbeitsplatz fand. Dass es einen Haken gab, hatte ich nicht geahnt. Zu sehr glaubte ich an mein Glück. Und dann wurde mir alles erklärt. Und ich konnte nicht heraus, da ich einen Vertrag unterschrieben hatte. Ich war jetzt offiziell ein Callboy. Immerhin ein Callboy, der bessere Bedingungen hatte. Ich arbeitete in einem Hotel, mit nur ganz reichen Gästen. Leider waren diese reichen Gäste hauptsächlich alt. Und überraschenderweise hatten die meisten reichen alten Männer einen Fetisch für Junge Männer. Zu meinem Leid.
Gerade lehnte ich an der Bar und stürzte ein großes Glas Wasser herunter, während ich die "zufälligen" Berührungen verarbeitete. Mir war schlecht.
"Komm Youngjae. Reiß dich zusammen. Nur noch eine viertel Stunde. Dann ist Feierabend." versuchte Taeyang mich aufzumuntern. Ich nickte müde und nahm ein Tablett von Gläsern entgegen. Auch die anderen Callboys wirkten müde und erschöpft. Seufzend nahm ich mich zusammen. Ich musste das tun. Für Yunih und Yonun.
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