Meer

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Er ist alt.

so alt, dass er sein genaues Alter selbst nicht mehr weiß.

wird wohl etwas über neunzig sein.

Er sitzt auf einem Stein am felsigem Strand seiner Heimat, und blickt nach draußen, aufs Meer.

Es ist ein sonniger spätsommerabend, die See ist ruhig, die Wellen weitgehend glatt, links beim Leuchtturm ist eine leise Brandung zu vernehmen.

Vereinzelt sind Möwenschreie zu hören, ansonsten weht ein leichter Wind, der sanft das faltige Gesicht des Alten Mannes streichelt.

Er lächelt, und sieht sehnsüchtig zu Horizont, dort wo Meer und Himmel verschmelzen.

Fast meint er die stolzen Segel der Jenepher zu sehen, und bald darauf verliert sich sein Blick in der Weite und er ist 70 Jahre in der Vergangenheit und steht an der Reeling, eine Zigarette im Mundwinkel und einen Brief seiner Verlobten in der Hand.

Unglaublich. ich liebte sie damals wirklich.

Sein bester Freund Petersen kommt aus der Luke und stellt sich neben ihn, guckt in die Ferne.

Sie stehen wortlos nebeneinander und genießen die Sonne und die leichte Briese, das Rauschen der Wellen und den grenzenlosen Weitblick der See.

Dem alten Mann steckt ein Klos im Hals.

Petersen. Ich hätte dich retten können, damals am Skagerrak. ich hätte dich retten können, doch ich habe mich selbst gerettet.

Mit leerem Blick schaut er einige Minuten in Gedanken versunken auf den selben Punkt.

Er riecht den feinen Gerusch von gebratenem Schellfisch und er liebt ihn.

Brown. der beste Schiffskoch den ich je kannte. Ist vor Gibraltar von Bord gegangen. 

Mit diesem Geruch verbindet er viele Gefühle.

Auf einer vom Königshaus bezahlten Expeditionsfahrt durch die Desventuradas- Inselgruppe sind wir mal auf einer Sandbank gekentert. Verdammter Alkoholiker der sich Kapitän schimpfte. haben fast 3 monate auf einem Felsbrocken der sich insel nannte gelebt. ohne Brown hätten wir das nie geschafft.

Seit er Schiffsjunge gewesen war, hatte er Schellfisch gegessen und geliebt.

Langsam geht die Sonne unter, doch dem alten Mann ist nicht nach Aufstehen.

Lieber will er sitzenbleiben, dort wo er immer sitzt, in letzter Zeit, und der Sonne beim Versinken ins Meer zusehen.

Der Anblick lässt ihn erneut in Errinnerungen schwelgen.

Maria. Ich liebe dich immernoch. Was gäbe ich nur, um dich jetzt hier bei mir zu haben.

Doch Maria ist tot und so steht er auf, der alte Mann und steht gebrechlích und vom Alter gezeichnet da und schaut auf das Meer.

Das Meer. Mein ganzes Leben ist mit dir verbunden. wir könnten alte Freunde sein, doch du bist zu grausam dafür. grausam und doch so schön.

Er fühlt die Sehnsucht, die er immer fühlt, an Abenden wie diesen.

Alle meine Freunde, meine alten Kameraden, sie alle sind tot. Ich bin das letzte Relikt einer vergessenen Generation.

Wie er da so steht denkt er an einen gewissen  Mann namens Ernest Hemingway, den er einst in Dover traf, und er denkt an das Buch, welches er ihm abgekauft hatte, um es seinem Bruder zu schenken. 

Er hatte es nie gelesen, doch an den Titel erinnerte er sich jetzt wieder.

Der Alte Mann und das Meer. so hieß es. Äußerst passend auf mich.

er schaut ein letztes Mal hinaus auf die Wellen, dann geht er hinunter, zu seiner kargen Hütte am Strand.

jaja.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 15, 2014 ⏰

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