Wie alles begann...

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«Schrubb den Boden du dummes Ding!» entschuldigend verbeugte ich mich vor ihr.

Ich durfte weder sprechen, noch lesen und zur Schule gehen erst recht nicht, weshalb mich alle immer nur 'Dummes Ding' nannten. Mein richtiger Name war schon vor langer Zeit vergessen gegangen. Bevor mich wieder jemand anschreien konnte, setzte ich mich auf den Boden und putzte diesen, mit der mir gegebenen Zahnbürste.

Ich sah um mich, niemand war da, der Boden sauber und ich sah mich schon auf den Geheimgang zu sprinten, als ein Miauen erklang. Es war die Katze aus dem Wald, schnell hob ich sie auf und rannte mit ihr Richtung Geheimgang.

Ich tat wirklich alles für diese Katze, aber sie kam immer wieder zurück ins Schloss, was mir, wenn sie entdeckt werden würde, grossen Ärger einbringen könnte.

Am Ende des Ganges angekommen setzte ich die Katze ab und nehme meine Bücher auf, da mir ja nie Jemand was beibringen wollte, erlernte ich es im Geheimen. Für Deutsch besass ich ein Fantasy Buch, für Geschichte ein Buch über das Schloss und deren Hintergründe, für Biologie ein Tierbuch, für Mathematik hatte ich ein Aufgabenheft und schlussendlich für Musik, da hatte sie ihre aller liebsten Lieder aufgeschrieben.

All das, diese ganzen Schulbücher kamen von Lisa, jeden Abed sprach sie zu mir und brachte mir alles Erdenkliche bei. Sie gab mir immer ihre Bücher, wenn sie diese selbst nicht gerade brauchte. Lisa war meine beste Freundin in einer gemeinen, kalten und grauen Welt. Jedenfalls bis vor drei Jahren dieser Unfall geschah... die Kutsche in der ihre Freundin sass wurde vom rechten Weg gelenkt und stürzte in die Todesschlucht, wie sie es alle nannten. Todesschlucht, weil so viele Leben Opfer davon wurden...

Leise fing ich an das Lied zu singen, es war traurig, voller Sehnsucht und Trauer. Ich verlor mich in dem Lied, alles andere war vergessen, es gab nur noch dieses eine Lied, diese eine Melodie...

Die Stimmung des Liedes stieg, ich erinnerte mich an die guten Zeiten, in der sie noch zusammen waren. Ich fing an zu tanzen, meine Stimme wurde fröhlicher, vergnügt gab ich mich diesem Moment hin, es gab nur mich und das Lied, das Lied und mich.

Nichts Anderes war mehr von Belang für mich. Meine Umgebung veränderte sich, ich bemerkte nicht, wie ich an einem Fluss vorbeikam, wie ich mich ständig weiter von dem Schloss entfernte, gefangen in diesem Augenblick. Erst als das Lied sich dem Ende neigte und meine Stimme verklang, bemerkte ich in welcher Misere ich steckte, ich hatte keine Ahnung mehr wo ich war.

Um die ganze Situation noch schlimmer zu machen, bemerkte ich nun die dunkle Gestalt welche nun vor mir stand. Ich konnte ein Quieken nicht unterdrücken, was den Mann sichtlich vergnügte, war ich doch eben noch um ihn herumgetanzt. Entschuldigend verbeugte ich mich und rannte so schnelles ging fort, jedoch kam ich nicht sehr weit, da der Mann in kürzester Zeit wieder vor mir stand.

«Na meine Kleine, habe ich dir so schnell die Sprache verschlagen?» kam er leicht grinsend auf mich zu. Vor Schreck weiteten sich meine Augen und ich schüttelte verneinend den Kopf. Als er trotzdem immer näher auf mich zutrat, fiel ich zu Boden und kroch so gut es geht von ihm weg.

In meinem Rücken spürte ich den festen Stamm eines Baumes und als seine Lippen, welche schon eine Weile auf den meinen lagen, sich wieder von mir entfernten, wurde mir alles schwarz vor Augen.    


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