Eins

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Zu meinem 18. Geburtstag schenkte mein bester Freund Max mir eine Sachbeschädigung. Natürlich hätte Max nie daran gedacht, mir ein normales Geschenk zu machen, aber damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Alle haben gefühlt, dass Max anders war, auch wenn es keiner in Worte fasste. Die Jungs im Schwimmteam der Schule, die Freundinnen der Jungs im Schwimmteam, die Sport-Refrendarin, die das Team trainieren sollte und die er auf dem glitschigen Weg zwischen Duschen und Umkleiden geküsst hat.

Er wirkte nicht wie ein Zwölftklässler. Dazu war er in den Schultern zu breit, und sein Gesicht unter den dunklen Haaren zu scharf geschnitten. Die anderen Jungs wichen zur Seite, wenn er von der Raucherecke kam. Er war der einzige Schüler der auf dem Lehrerparkplatz sein Auto abstellte. Und er hielt den Schulrekord im Schwimmen und mit den meisten Verweisen.

Alle haben gespürt, das Max anders war, und alle haben hingesehen,bis man Max nicht mehr sehen konnte, weil er zwischen seinen Geschichten verschwand wie ein Lesezeichen.

Es war der Sommer nach unserem Abitur. Der Achte Sommer seit dem wir uns kennengelernt hatten und der dritte Sommer nach seit Max's Vater sich umgebracht hatte.

Ich sage Sommer, weil das unsere wichtigste Jahreszeit war. Im Winter dagen verkrochen wir uns in den Bibliotheken und lasen Märchen aus aller Welt.

Es waren die Grenzen der Welt, vor denen wir uns im Winter versteckten. Die Welt sagte:,, Du kannst  nicht nach draußen", und wenn man hinausstapfte um ihr das Gegenteil zu beweisen, legte sie ihre Hände um einen, bis man seine Haut nicht mehr spüren konnte. Trotzdem mochte ich unsere Winter- wie durch den Schnee alles langsamer und leiser wurde. Ich war dann gerne alleine in der Bibliothek, weil ich da meine Gedanken besser hören konnte, wenn Schritte und Wörter von Teppichboden und Regalen gedämpft waren. Aber ich war auch gerne mit Max dort, weil er Kopfüber in ein Buch eintauchen konnte, und erst wieder an die Oberfläche zu kommen, wenn es draußen schon dunkel war. Er saß dann auf einem stuhl in der Ecke und bewegte sich kaum, nur seine Finger blätterten die Seiten um. Ihm zuzuschauen glättete jedes mal meine inneren Wellen. Ich glaube nicht viele Leute kannten diese Seite an ihm.

Der Sommer war anders. Die Welt war weit. Wir glaubten , uns ein Stück anders sein erschleichen zu können. Ein Stück Nicht-Langeweile. Ein Stück Besonderheit. Wie das eine Mal, als wir uns abends im Freibad einschließen ließen und das Spritzen unser Doppel-Arschbombe in der Leere so gewaltig klang wie noch nie. Oder als wir einen ganzen Tag lang statt zu sprechen Sätze aus einem Buch vorlasen, das der andere ausgesucht hatte. Wir machten die Leute um uns wahnsinnig, aber wir fühlten uns golden.

Der Sommer nach unserem Abitur, war der heißeste meines Lebens. Das ist nicht nur ein Gefühl ich habe es nachgeprüft: Es stimmt. Wenn man die Tür öffnete, sperrte das Wetter das Maul auf, schluckte einen und spuckte einen schweißgebadet wieder aus. Es war ein heißer Sommer und er trocknete uns aus.

Die Flammen warfen Funken in den Himmel. Es waren wesentlich mehr Hefte und Ordner , als Melissas kleiner Kugelgrill verkraften konnte, deswegen hatten die Jungs mit Steinen eine Feuerstelle im Garten gebaut, dafür haben die Unterlagen wieder nicht gereicht, und wir mussten mit Holzscheiten nachlegen. Dann war das Feuer hüfthoch geworden und inzwischen versengte es einem Gesichtshälfte, die man ihm zuwendete. Ich stocherte mit dem Feuerhaken zwischen Karo-Papier mit skizzierten Graphen und endlos langen Vokabellisten herum. Ab und zu wirbelte in Papierfetzen in die Luft, bevor das Feuer ihn wieder einatmete.

,,Hey Judy." Tobias tippte mit mit seinem Becks ans Knie.

" Kommt Max noch?"

Keine Ahnung was ich darauf antworten sollte. "Echt mal", sagte Kai und zog den eimer auf dem er hockte näher ans Feuer. "Den hat man schon ewig nicht mehr gesehen." Sie wussten nicht das er weg war, Aber wie sollten sie das ahnen? In der achten Klassen hatte und jemand den Namen Juax verpasst, und wenn ich ehrlich war traf uns das ziemlich gut. Wir hatten einige Fächer getrennt. Max hatte Schwimm-, Ich hatte Lauftraining, aber meistens reichte es einen von uns zu suchen, wenn man beide finden wollte. Ich überlegte ob ich ihnen sagen sollte, dass er weg war. Aber wozu? Sie würden es nicht merkwürdig finden. Sie würden denken, er würde sonst was machen. Eine abartig-geniale Abi-Feier planen. Beach-Volleyballerinnen auf Malta vögeln. Durch die Arktis schwimmen. Sie liebten seinen idiotischen Einfälle. Sie hingen an seinen Lippen, wenn er Geschichten erzählte. Sie konnten nicht aufhören hinzuschauen, aber sahen die Kratzer nicht. Tränen stiegen mir in die Augen und ich fixierte den hellsten Punkt der Flamme, damit sie über meine Wangen rollten. Ich würde ihnen nicht von unserem Streit erzählen.

"Der Sack hat sich doch schon ewig nicht mehr blicken lassen" Sagte Tobias. Als würden sie so was sagen, wenn er da wäre. " Aber ist auch mal wieder schön dich zu sehen", sagte Kai und stupste mich mit seinem Ellenbogen an. " Seit du uns an Tobi's Geburtstag beim Schafkopfen abgezogen hast, haben wir uns nicht mehr gesehen. Was gibt's neues?" Spielten sie darauf an,. dass ich mit Fabian Schluss gemacht hatte? So leicht würde ich es ihnen sicherlich nicht machen. Ich bückte mich nach vorne sodass sie weiter nach vorne rutschen mussten, um etwas verstehen zu können. Zwei paar große neugierige Augen. "Also, brandneue Information", Ich machte eine bedeutsame Pause. " Ich hab mein Abi." Ich sagte es völlig trocken ohne das Gesicht zu verziehen. Die zwei sahen enttäuscht aus, fingen sich aber nach einiger Zeit wieder. "Krasser Scheiß",sagte Kai. "In echt", sagte Tobias. " Hätte ich nicht von dir gedacht." Man musste ihnen Plus-Punkte geben, wie schnell sie darauf eingingen.

Trotzdem ließ Kai nicht locker; ,,Und was hat Fabian dazu gesagt?" ,,Krasser Scheiß", sagte ich.

Tobias legte seine Hand auf meine Schulter. Seine Augen waren schon ein wenig glasig. ,,Judy, Karten auf den Tisch; Hast du ihn abgesägt?" Ich nickte und zuckte mit den Schultern, ich wollte das Thema nicht vertiefen. ,,Hast du echt? Geil." Die beiden klatschten ab. Ich zog die Augenbraue hoch. ,,Ist  nur,dass einer aus dem Nachbarkaff das feuerfesteste Mädchen der Stadt abbekommen hat", erklärte Kai und zwinkerte.

Damit spielte er auf einen Insider an: Wir waren mal Laborpartner in Chemie gewesen, und ich hatte ihm am Bunsen-Brenner mehrmals die Augenbraue gerettet. Das war ein witziges Schuljahr gewesen. " Wo bist du ab Herbst nochmal?", fragte Tobias. "Ich ziehe nach Regensburg und mache dort ein freiwilliges kulturelles Jahr am Theater." Sie nickten. Ihre Pläne kannte ich schon: Sie wollten beide Maschinenbau studieren, wo immer sie mit ihrem ABI- schnitt genommen wurden. Das dazu passende Karo-hemd hatten sie auch schon an." Wir sollten die Menschen vor dir warnen", sagte Tobias. "Du wirst sie hart abziehen. Nein, im Ernst; Das wird bestimmt Bombe." Kai nickte und nahm einen Schluck. Sein Gesicht hatte einen feierlichen Ausdruck. Für eine Halbe Sekunde. Dann fokussierten seine Augen etwas bei der Terassentür. "Schau mal da", sagte Kai und schlug Tobias fast die Bierflasche aus der Hand.

Ich schaute auf

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Geschrieben und ausgedacht von Fia/

/Water love /Where stories live. Discover now