Zwei

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Melissa umarme jemanden. Blond, Lip-Gloss, pinker H&M Cardigan- ein insgesamt pinkes Mädchen. Melissa hatte nicht nur unsere Jahrgangsstufe eingeladen ,  sondern auch Leute aus ihrem Tanzverein. Sie hatte mir schon vor Monaten bei unserem Samstagsbrunch davon erzählt, dass sie eine Party schmeißen wollte, und jeden darauf folgenden Samstag war die Gästeliste länger geworden.
Kai und Tobias folgten dem pinken Mädchen mit Blicken bis zum Feuer. Sie setze sich gegenüber von uns. Neben ihr war ein Hocker frei- sofort warfen sich Tobias und Kai einen Blick zu. ,, Also Judy. " Sagte Kai und stand auf. ,, Gut, dass Meister Reißer nicht da ist ", sagte Tobias und stand noch schneller auf.
Sie schlenderten auf die andere Seite  des Feuers, gerade so schnell das es unauffällig  war. Ich beobachtete sie wie sie sich vorstellten und sich neben bei unauffällig  um den Platz neben dem Mädchen stritten. Es endete damit das beide auf dem Hocker saßen.
Kein neues  Phänomen - die beiden mussten alles abgraben was rasierte Beine hatte.
Mich ließen sie meistens in Ruhe. Vermutlich gehörten sie zu denen , die  dachten, dass zwischen mir uns Max etwas liefe, was nicht der Fall war.
" Judy kannst du mal bitte..."
Ich nahm Melissa einen Stapel schmutziger Teller ab, die sie auf einer Hand balancierete, und trug sie in die Küche. Den gemütlichen kleinen Raum kannte ich nur zu gut.  Auf der Eckbank hatte ich einen festen Sitzplatz, und jeden Samstagmorgen kam ich mit frischen Brötchen vorbei und wir frühstückten zusammen und quatschten. Melissa kam kurz nach mir mit einem weiteren Stapel Teller in den Raum den sie ebenfalls auf die Anrichten stellte.
" Erinnere mich das nächste mal daran, dass es viel Arbeit ist, 40 Leute dazuhaben.", sagte sie und trocknete ihr Hände an einem Geschirrtuch  ab.  Ihr Pony klebte an ihrer Stirn. " Quatsch",sagte ich. "Du liebst es. Also hol gleich noch die leeren Gläser, während ich mit dem Spülen anfange. " Melissa lächelte mich dankbar an und lief wieder nach draußen. Ich musste daran denken, wie sie mir vor ein paar Monaten  gesagt hatte,  das es ein Geschenk war, jemanden wie mich zu haben, der genauso hinsah und soviel sehen konnte.  Genau wie es ein Geschenk war, dass ich jedes mal wenn ich mich an dieses Satz erinnerte lächeln musste.
Ich ließ Wasser einlaufen und tauchte die Teller in den Schaumberg. Das leise klirren der Teller und der Schaum auf meinen Handrücken gefielen mir. Es war nett, nicht denken oder reden oder schauen zu müssen. Ich spülte die zwei Stapel weg.  Wollte Melissa nicht noch mehr Geschirr bringen? Ich trocknete mir die Hände und ging zur Trassentür. Dort blieb ich stehen. Eine Stimme hielt mich fest. Maxs Stimme, mit seiner Schokoladen Stimme, mit der er mir sonst leise vorliest.
Da saß er. Am Feuer, gegenüber von dem pinken Mädchen, auf meinem Platz. Er fixierte sie mit einem aufmerksamen Blick.
Ich find an zu zittern.
" Noch eine Geschichte?", fragte Ben. Ich konnte hören wie er lächelte. Das Mädchen nickte und schaute weg.  Ich wusste genau wie es war wenn Max einen anguckte.  Man fühlt sich gesehen. Wenn man ihn so gut kannte wie ich , konnte man auch zurück schauen. Hatte sie ihn wirklich nach einer weiteren Geschichte gefragt? Gott, Melissa sollte ihr schonmal einen Vorrat an Taschentüchern  mitgeben. Man schnitt sich leicht an Maxs schimmernden Kanten.
" Also gut, wenn du willst. " Sagte Max. " Das ist eine Geschichte von einem Jungen und seiner besten Freundin  Wie sie den Wind reiten . Mein Herz sclug schneller. Erzählt er jetzt unsere Geschichte, um ein Mädchen auszureißen? Ich fühlte mich aufgerregt und zerfetzt zugleich. Es war eine der wenigen Geschichten, die Max erzählte, und seine beste. Er rutschte ein bisschen näher zum Feuer, vielleicht wegen der Dramatik, vielleicht weil er wusste , wie seine dunkelen Haare im Licht glänzten, und begann zu erzählen. Ich wollte wütend bleiben, aber ich driftete ab in den Sog seiner Stimme. Es reichte schon, ihm beim erzählen zuzusehen. Die Linienführung seiner Gesten, wie er sich leicht nach vorne beugte , die Flammen, die sich in seinen Pupillen wieder spiegelten.


,Ein Mädchen übernachtete zum erstenmal bei ihrem besten freund. Sie waren 10 Jahre alt und kannten sich zwei Wochen.Natürlich war es nicht geplant,dass sie im Gewächshaus übernachten- hätte es jemand gewusst,hätte es auf jeden Fall Ärger gegeben. Aber es gab ein gewitter,wunderschön und furchteinflößend, und sie wollten es sehen. Sie hatten ihre Decken genommen und sich unter einem Regenschirm durch den Garten geschlichen. Die Liegestühle standen schon im Gewächshaus,der Gärtner stellte sie immer bei Gewitterwarnung dort ab.Sie lagen da,flüsternd im Rauschen, schreiend wenn der Regen auf das Glasdach prasselte,so dass es sich anhörte wie das Quaken von Fröschen.

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⏰ Last updated: Jun 13, 2017 ⏰

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